Schönwald will eigene Zufahrt zur Datenautobahn / Von großen Plänen der primacom ist nichts mehr zu hören
Von Jürgen Liebau
Schönwald. Mitten durch den Ort führt eine ultraschnelle Datenautobahn. Doch eine Auffahrt dahin war für die Gemeinde bislang zu teuer. Jetzt winken höhere staatliche Zuschüsse des Landes.
Schnelles Internet ist in der Gemeinde Schönwald für viele immer noch ein Wunschtraum. Zwar führt ein Glasfaserkabel, das die Fachhochschule in Furtwangen versorgt, mitten durch den Ort. Doch bislang weigerte sich die Telekom aus Kostengründen beharrlich, dieses Kabel anzuzapfen und für die Bürger zur Verfügung zu stellen.
Zwar brachte die Einführung des Mobilfunkstandards UMTS vor ein paar Jahren für viele etwas Erleichterung, ermöglicht sie doch immerhin im Idealfall einen Datendownload von 5,8 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und eine kostensparende Flatrate, doch in der Praxis sind diese Geschwindigkeiten nicht immer realisierbar, da sich viele Nutzer den Funkkanal teilen müssen.
Örtlicher Kabelanbieter reagiert nicht auf Fragebogenaktion
Da klang es im Oktober 2010 schon wie ein Märchen, als der örtliche Kabelanbieter primacom verkündete, rund 5500 Haushalte in der Raumschaft Triberg und St. Georgen, die an das Kabelfernsehnetz angeschlossen sind, mit einem Breitbandanschluss von mindestens 100 MBit/s aufzurüsten.
Weitere 4400 Haushalte könnten "mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand" ebenfalls einen Kabelanschluss bekommen, hieß es damals. Die Firma sprach von einer Verbindungsgeschwindigkeit von 120 MBit/s. Herkömmliches DSL schafft im Idealfall etwa 16 MBit/s.
Doch Pustekuchen! 2011 verstrich, ohne dass die primacom ihr Versprechen eingelöst hatte.
Im Juli 2011 startete Bürgermeister Hans-Georg Schmidt deshalb eine Fragebogenaktion, um der primacom Beine zu machen. "Sie hatten ja vollmundig schnelles Internet für alle Schönwälder angekündigt, jetzt haben sie wohl etwas kalte Füße bekommen", sagte er damals im Gemeinderat.
Ein halbes Jahr später ist Schmidt immer noch sauer. "Ich habe versucht, Kontakt mit der primacom aufzunehmen, doch bislang habe ich keine Auskunft erhalten, wie es weitergehen soll", sagte Schmidt jetzt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Auch auf die Resonanz der Fragebogenaktion wartet die Gemeinde immer noch.
Rar macht sich auch die Firma O2. Die hatte 2010 angekündigt, das neue Breitbandnetz LTE schon im Januar 2011 in Schönwald in Betrieb zu nehmen, was über Funk Downloads in Höhe von 100 MBit/s erlaubt. Doch auch O2 hat sein Versprechen bislang nicht erfüllt.
Schmidt will nun nicht mehr länger warten und plant jetzt, das Glasfaserkabel der Telekom anzuzapfen. Das kostet nach wie vor viel Geld, doch die neue Landesregierung hat die "Breitbandinitiative Baden-Württemberg II" ins Leben gerufen. Dabei soll der Förderbeitrag von 75 000 auf 150 000 Euro verdoppelt werden. Mit dieser Summe wolle Schönwald den Vorstoß wagen. Genaueres konnte Schmidt derzeit aber nicht sagen, der Gemeinderat wird darüber beraten.
Gemeinderat wird über Vorstoß beraten
Wer in der Nähe einer DSL-Vermittlungsstelle wohnt, kann theoretisch in den Genuss von 16 MBit/s kommen. Je weiter allerdings der Kunde davon entfernt ist, desto geringer wird die Geschwindigkeit. "Das Problem ist, wo soll die Vermittlung stehen, was ist gerecht?", fragt sich Schmidt. Wenn alles klappt, soll es in Schönwald deshalb vier Vermittlungsstellen geben, so genannte DSLAMs.