Mitreißende Choreografien, tolle Schauspieler und Tänzer, garniert mit unzähligen Ohrwürmern, das zeichneten "Gerwig", "Hecker" sowie "Rose, Mond und Sterne" aus. Das Foto zeigt eine Szene aus "Gerwig – das Musical der Schwarzwaldbahn". Fotos: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor vier Jahren begann mit "Gerwig" eine Erfolgsstory / Stadt plant neues Projekt für 2015

Von Michael Kienzler

Triberg. Im Herbst vor vier Jahren begann mit "Gerwig – das Musical der Schwarzwaldbahn" eine Erfolgsgeschichte. Die Produktion sorgte für Aufsehen und begeisterte viele tausend Besucher. Die Stadt galt fortan nicht nur als Heimat der Wasserfälle und des Weihnachtszaubers, sondern auch als Inbegriff mitreißender Musicals. "Hecker" und "Rose, Mond und Sterne" waren danach weitere erfolgreiche Projekte. Triberg, so schien es, hatte sich in der Musical-Welt einen Namen gemacht. Ruhm und Ehre prasselten nicht nur auf die Macher Peter Bruker und Rolf Langenbach hernieder, auch die Stadt ritt gerne mit auf der medialen Erfolgswelle. Doch nach vier Jahren war das Märchen jäh zu Ende. Die Produzenten und der Gemeinderat der Stadt konnten sich nicht auf eine Fortführung einigen. Es scheiterte, wie so oft, am Geld.

"Die Stadt Triberg sah sich nicht mehr in der Lage, unsere Aufführungen weiterhin im erforderlichen Umfang zu unterstützen. Geplant war, dass wir ein Jahr Pause einlegen und 2014 erneut Gerwig auf die Bühne bringen", erläutert Peter Bruker. Die Produktion der Musicals, so Bruker, kostete rund 250 000 Euro jährlich, da sei eine finanzielle Unterstützung durch die Stadt, die ja in großem Maße von den Aufführungen profitiert habe, unumgänglich. "Dies allerdings konnte die Stadt angesichts ihrer angespannten Haushaltslage nicht leisten – wofür ich durchaus Verständnis habe." Es seien mehrere Vorschläge unterbreitet worden, um weiterhin Musicals in Triberg zu spielen, diese konnten aber allesamt vom Gemeinderat nicht mitgetragen werden.

"Man muss weit gehen, um eine Stadt vergleichbarer Größe zu finden, die ein derart hochklassiges Event über Jahre hinweg anbieten kann", macht Bruker deutlich. Überregionale Medien berichteten darüber und die Besucher hätten im Zusammenhang mit Triberg und den Musicals nur positiv gesprochen. Auch das Umfeld – wie etwa die Gastronomie – hätten von den Musicals sehr profitiert.

Ähnlich hört sich das von Bürgermeister Gallus Strobel an. "Die Musicals waren eine tolle Belebung Tribergs während der Herbstferien, doch das Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde zu ungünstig, außerdem war das Kurhaus Monate lang wegen der Proben blockiert", nennt er die Gründe für das Scheitern. Trotz Imagegewinn habe die Stadt letztlich auf eine Fortführung aus den genannten Gründen verzichten müssen. Doch wie Strobel hinter vorgehaltener Hand verlauten ließ, laufen derzeit hinter den Kulissen Planungen für ein neues großes Projekt im Jahr 2015 im Triberger Kurhaus. Um was es genau geht, wollte das Stadtoberhaupt nicht verraten.

"Für mich persönlich war es ein sehr aufreibende, aber auch bereichernde Zeit, wir verfügten über eine wunderbare Company", sagt Bruker, der auch für das Konzept und Texte verantwortlich zeichnet, rückblickend.

Gallus Strobel: Kosten-Nutzen-Verhältnis wurde zu ungünstig

Die Musik stammte von Rolf Langenbach. "Als Komponist war es natürlich immer etwas Besonderes, seine eigene Musik auf die Bühne bringen zu können. Das war durch die drei verschiedenen Musicals in großem Umfang möglich", blickt er zurück. Er freut sich auch auf mehr freie Zeit: "Man darf die große Belastung durch die Verantwortung nicht unterschätzen."

Gerade in den vergangenen Wochen gehen Peter Bruker die Musicals durch den Kopf. "Klar denk’ ich jetzt noch viel an die Aufführungen. Wir alle haben da was Tolles geleistet. Und ab und an schau ich mir auch die DVDs der Aufführungen wieder an. Da kommen unzählige schöne Erinnerungen hoch", berichtet der 55-Jährige, der im Hauptberuf Kultur-Redakteur beim Schwarzwälder Boten ist.

Was Triberg anbelangt, scheint sich das Kapitel Musical erledigt zu haben, selbst wenn sich die Protagonisten jetzt einigen würden, reicht die Vorlaufzeit für eine Produktion 2014 wohl kaum. Das sieht auch Peter Bruker so. "Das würde schwierig werden, zum einen findet im kommenden Mai in Furtwangen ein Musical statt, bei dem mehrere Mitglieder unserer Company aktiv sind. Ob die dann im Herbst auch bei uns mitwirken würden, scheint fraglich. Notfalls müssten wir andere Darsteller casten." Auch wisse er nicht, ob Regisseur Markus Schlueter Zeit hätte, Gerwig zu inszenieren. "Aber grundsätzlich könnten Rolf und ich uns das schon vorstellen, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen." Auch Gallus Strobel lässt ein Hintertürchen offen. "Wenn das Kosten-Nutzen-Verhältnis besser wird, warum nicht?"

Bruker jedenfalls kann sich problemlos vorstellen auch in anderen Städten der Region Produktionen zu stemmen, auch neue Musicals passend zum Ort zu schreiben. Ideen und Pläne hat er auch schon, doch die behält er noch für sich.

"Wenn es darum ginge, wieder neue Musik zu liefern, da wäre schon wieder mehr als genug Material vorhanden", macht auch Rolf Langenbach augenzwinkernd klar.

Triberg. Mehrere tausend Musical-Fans feierten bei den drei Produktionen die Darsteller. Viele Mitwirkende bedauern das Ende.

Florian Klausmann (Robert Gerwig). "Dass nichts mehr in Triberg ist, finde ich schade, es war ne tolle Truppe und eine Zeit, wie man sieht, die so manch einen geprägt hat. Aber es geht auch ohne Triberg, das zeigt Sabine Kienzler mit dem Musical in Furtwangen."

Markus Schlueter (Regisseur): "Schön für mich ist zu sehen, dass die Darsteller weiterhin zusammen arbeiten und andere Projekte auf die Beine stellen. Triberg kann ich nur raten, den Standort als Veranstaltungsort von Kultur- und Großprojekten, wie die Musicals, nicht aufzugeben. Solche Projekte sind für alle beteiligten Menschen aus der Region ein enormer Gewinn."

Andrea Klausmann (Schauspielerin): "In einem Musical zu spielen, war für mich eine Herausforderung, weil es etwas anderes ist, als Konzerte zu geben. Dass es gar keine Musicals mehr in Triberg geben soll, ist schon schade. Dann muss man schauen, wo man eventuell weitere Akzente setzen kann."

Markus Schwer (Tanz und Action): "Schade, dass es kein Musical mehr geben wird, weil wir schon eine Familie geworden sind und alle so richtig gerockt haben. Ich hab’ viele tolle Menschen kennengelernt, die einem schon fehlen. Ich interessiere mich seither mehr für Schauspiel und Tanz."

Max Dannecker (Tanz und Action): "Ich finde es schade, da man die Crew nicht mehr trifft und mit ihnen auf der Bühne stehen kann.
Es hat einfach brutal Spaß gemacht hat und ich vermisse es total. "

Bernhard Czmiel (Bedenkenträger): "Bei solchen Projekten dabei zu sein ist einfach genial. Ich sehe es aber als eine normale Entwicklung. Vielleicht hätte man alle zwei oder drei Jahre etwas machen sollen. Dass es auseinandergefallen ist, liegt eventuell auch an ungleich verteilten Anforderungen, manche waren extrem gefordert."

Elli Karrer (Tanz): "Es waren erlebnisreiche und tolle Jahre, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich durfte mit tollen, motivierten Menschen zusammenarbeiten und viele neue Erfahrungen sammeln. Bei einem weiteren Musical wäre ich auf jeden Fall gerne dabei."