Viele Geschäfte wie hier das Café Adler weisen mit Aushängen auf die Hintergründe ihrer vorübergehenden Schließung hin. Foto: Reutter

Verordnungen setzen Handel und Handwerkern in der Region zu. Internetplattform etabliert sich.

Triberg - Viele kleine und große Geschäfte leiden unter den wegen der Corona-Pandemie verhängten Maßnahmen. Auch in der Region geht es bei etlichen Betrieben nun ums Überleben.

Viele Geschäfte dürfen nicht mehr regulär öffnen, sind aber weiterhin noch telefonisch oder per Ladenklingel erreichbar und erfüllen Kundenwünsche.

Innerhalb weniger Tage hat sich auch die vom Forum Einzelhandel und Gewerbe Triberg eingerichtete Internetseite www.einzelhandel-notversorgung.de zu einer beliebten Plattform von Anbietern und Kunden entwickelt. Ursprünglich für Triberger Geschäfte vorgesehen, sind dort jetzt auch andere Kommunen mit verschiedenen Betrieben präsent. Dort informieren die Geschäfte, wie sie auch in Corona-Zeiten für die Kunden da sind. So finden sich auf dieser Homepage auch Anbieter aus Schonach, Schönwald, Furtwangen, St. Georgen, Villingen-Schwenningen und anderen Gemeinden und Städten.

Für derlei Unterstützung sind die Betriebe dankbar, brauchen sie doch jetzt jeden Strohhalm, um wirtschaftlich bestehen zu können. "Die Luft nach oben war vorher schon dünn", beschreibt Ulrike Stockburger vom Elektrofachgeschäft Stockburger in Triberg die angespannte Lage vieler Einzelhändler. Diese Situation habe sich durch die Corona-Krise verschärft.

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Viele Kunden seien verunsichert, welcher Laden noch geöffnet habe und welcher nicht. Bei ihr habe die Kundenfrequenz schon seit vier Wochen "stark nachgelassen". Wer etwas brauche, könne aber nach wie vor bei ihr klingeln oder telefonisch anfragen. Die Werkstatt für Elektrogeräte bleibe ebenfalls in Betrieb. Es sei wichtig, auf die Serviceleistungen des Einzelhandels aufmerksam zu machen.

Stockburger verweist auf den "Brandbrief" eines Branchenverbandes, der die Frage an die Politik richte, ob diese immer noch glaube, dass der Internhandel nach Hause komme und die Waschmaschine repariere. Da müsse ein kräftiges Umdenken stattfinden, betont sie. "Wir gehen raus zum Kunden und reparieren sämtliche Haushaltsgeräte." Auf Hygiene werde auch in ihrem Geschäft streng geachtet, verweist Stockburger auf Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe und anderes mehr, was für den Kunden in Zeiten der Corona-Krise bereitstehe.

Auf den von der Politik angekündigten Rettungsschirm ist sie gespannt und hofft, dass auch die kleinen Geschäfte und der Mittelstand berücksichtigt werden. Einen Vorschlag zur Entlastung habe sie auch der Stadt weitergegeben, in diesem Jahr auf die Fremdenverkehrsabgabe zu verzichten.

Der Einzelhandel mit seinen Schaufenstern und Auslagen sei eine "schöne Tapete" für die Stadt, meint Madlen Schlak, Inhaberin der Buchhandlung Schönenberger. "Aber letzten Endes kämpfen wir ums Überleben, auch ohne Corona". Die Maßnahmen im Zuge der Pandemie setzten den Geschäften natürlich zusätzlich zu. Dabei hinterfragt sie den Sinn der ein oder anderen Verordnung. In den Supermärkten seien viel mehr Kunden als in einem Fachgeschäft unterwegs. "Wir sind kein Ballungsgebiet", meint sie, dass man gewisse Vorgaben im ländlichen Raum anders lösen könnte. Wobei viele der getroffenen Maßnahmen zur Hygiene auch sinnvoll seien.

"Das ist eine extreme Situation für alle"

Ihre Buchhandlung mit Bürobedarf darf sie nun nicht mehr zu den üblichen Zeiten öffnen. Stattdessen können sich Kunden telefonisch bei ihr melden. Bestellungen werden ausgeliefert oder per Post verschickt. Wenn jemand was wolle, solle er sich melden. "Wir versuchen, irgend eine Lösung zu finden. Das ist eine extreme Situation für alle. Man muss schauen, dass man das miteinander schafft."

In dieser Notlage brauche der Einzelhandel finanzielle Unterstützung, sei es von Seiten der Regierung oder den Banken. "Und wir brauchen auch treue Kunden", hofft Schlak, dass die Kundschaft während der Krise und auch danach den Kontakt zu den Geschäften vor Ort hält und dort einkauft.

Handwerksbetriebe dürfen zwar nach wie vor ihrer Arbeit nachgehen, leiden aber teilweise ebenfalls unter den Corona-Maßnahmen. So ist von Reuter Versorgungstechnik Industrie- und Werksvertretung in Gremmelsbach zu erfahren, das könne existenziell werden, je nachdem wie lange die Corona-Maßnahmen und die Pandemie anhielten. Seit Corona kämen weniger Aufträge rein. "Wir werden versuchen, mit Kurzarbeit Mitarbeiter zu halten", ist von dem Betrieb zu erfahren. Auch der Warenfluss mit Firmen in Österreich und Italien, deren Werksvertretung der Gremmelsbacher Heizungs- und Energietechniker hat, gestalte sich zunehmend schwierig. Lieferungen dauerten länger.

Weitere Informationen: www.einzelhandel-notversorgung.de