Mit dem Mountainbike über alle Wege im Wald? Während die Forstbehörde keinen Bedarf dafür sieht, die Zwei-Meter-Regel zu lockern, hoffen Schönwalds Bürgermeister Christian Wörpel und die Mountainbikefreunde Schonach auf weitere, attraktive Strecken. Foto: Steffen

Minister Alexander Bonde will Ausweisung neuer Radwege erleichtern. Forstbehörde sieht dafür keinen Bedarf.

Raumschaft Triberg - Soll es freie Fahrt geben für Biker im baden-württembergischen Wald? Landesminister Alexander Bonde, zuständig für den Ländlichen Raum, will die Ausweisung neuer Radwege im Wald erleichtern.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Wanderer und Mountainbiker auf Waldwegen nicht selten aneinander geraten. Damit dies wenigstens nicht auf schmalen Pfaden passiert, dafür sorgt die sogenannte Zwei-Meter-Regel. Sie besagt, dass in den Forsten des Landes das Radfahren nur auf Wegen erlaubt ist, die mindestens zwei Meter breit sind. Ausnahmen von dieser Regel will nun Forstminister Alexander Bonde (Grüne) erleichtern. Allerdings gab es bereits einen Rückzieher: "Die Wandererverbände in Baden-Württemberg lehnen eine Aufhebung der Zwei-Meter-Regelung deshalb nachdrücklich ab", heißt es seitens des Ministeriums. Zudem habe die Regel einen hohen Bekanntheitsgrad und sorge für Rechtsklarheit, insbesondere was die Haftung nach Unfällen angehe. Eine Petition von rund 58 000 Mountainbikern zum Thema sehe man als "Sommertheater".

"Aktuell liegen keine Anfragen vor"

Auch die Außenstelle Triberg der Forstbehörde des Landratsamts Schwarzwald-Baar sieht derzeit keinen Bedarf. "Aktuell liegen uns hierzu keine Anfragen oder Wünsche vor", erklärt hierzu der Leiter der Außenstelle, Bernhard Hake. Grundsätzlich müsse man die Frage gerade im Westteil des Kreises sehr differenziert betrachten. "Im Staatswald haben wir bereits eine sehr intensive Erschließung mit Wanderwegen, Radwegen und Loipen. Gleichzeitig sind hier die naturschutzfachlich sensibelsten Bereiche in meinem Zuständigkeitsbereich, wie Naturschutzgebiete, Natura-2000-Flächen, Bann- und Schonwaldbereiche, Biotope, gesetzlicher Bodenschutzwald und dergleichen mehr", erklärt Hake.

Beispielsweise habe man im Rahmen des Modellprojektes Rohrhardsberg versucht, einen Interessenausgleich zwischen diesen unterschiedlichen Ansprüchen an den Naturraum hinzubekommen. "Aus unserer Erfahrung heraus ist dies gelungen, und dem Erholungssuchenden bieten sich vielfältige Möglichkeiten bei gleichzeitiger Wahrung der natur- und artenschutzrechtlichen Belange", sagt der Oberforstdirektor. Dies bedeute aber auch, dass in diesen Gebieten die Spielräume für eine weitere touristische oder gar sportliche Nutzung weitgehend ausgereizt seien.

Wörpel wünscht sich Singletrail im Ferienland

Ein anderes Problem stelle der flächenmäßig bedeutsame Privatwald im westlichen Landkreis dar. Hier müsse in jedem Falle vor der Ausweisung weiterer Wege eine intensive Abstimmung mit den Grundeigentümern erfolgen. Dies gelte prinzipiell auch für den Kommunalwald.

"Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass jeder Routenvorschlag einer intensiven fachlichen und rechtlichen Prüfung – auch unter Einbeziehung der unterschiedlichen Interessengruppen wie Naturschutzverbände oder Wanderer – unterzogen werden und auch das Eigentümerinteresse in besonderem Maße berücksichtigt werden muss", betonte Hake. "In diesem Sinne werden wir abwarten, welche Wünsche an uns herangetragen werden", stellte er abschließend fest.

Für ein separates Radwegesystem fehlen letztlich die Mittel. Zudem sei fraglich, wer kontrolliert, ob Biker auch tatsächlich auf den Strecken und nicht quer durch den Wald fahren. "Wir haben rund 250 Kilometer befestigte Waldwege, ich denke, da gibt es genug Möglichkeiten, sich auszupowern", sieht Hake im Forst in der Raumschaft keinen Bedarf für "Single Trails".

Ganz anders sehen das die Mountainbiker. Schönwalds junger Bürgermeister Christian Wörpel ist der Ansicht, man werde im Ferienland Schwarzwald auf Dauer wohl nicht um die "Single Trails", also für Mountainbiker besonders attraktive Strecken, herum kommen.

Mountainbiker gegen Zwei-Meter-Regel

Er ist selbst begeisterter Mountainbiker und beschäftigt sich dabei auch mit entsprechender Literatur. "In den Fachzeitschriften wird einerseits der Schwarzwald als besonders attraktiv für den Urlaub mit dem Mountainbike geschildert. Allerdings wird gerade hier der restriktive Umgang mit den Singletrails als abwertendes Kriterium aufgezeigt", argumentiert er. Dabei sei die Ausweisung solcher Strecken in verschiedenen Schwierigkeitsgraden sicherlich touristisch wertvoll. "Wir als Gemeinde Schönwald werden allerdings allein da keinen Vorstoß machen, ich denke aber, dass über kurz oder lang die Ferienland GmbH da vorstellig werden wird", mutmaßt er.

Axel Gasche, Vorsitzender der Mountainbikefreunde Schonach, sieht das sogar ganz anders. Er will keine Freigabe bestimmter Trails, er plädiert für eine komplette Aufhebung der Regel und setzt dabei auf gegenseitige Rücksichtnahme. Außerdem sieht er mit Wanderern kein Konfliktpotenzial: "Ich fahre sehr viel durch die Wälder des Schwarzwalds und treffe praktisch nie auf Wanderer. Wenn ich erlebe, wie oft unsere Hausgäste wandern gehen, weiß ich auch, warum das so ist", behauptet er. Und er verweist auf die Schweiz oder Österreich – dort fahren Mountainbiker auf den schmalsten Alpenweglein herum und keinen kümmer es. "Ich denke doch, das müsste auch im Schwarzwald möglich sein", so sein Kommentar. Es sei nicht einzusehen, dass die Tourismuskommunen mit Mountainbiking werben – und dann dürften viele der schönsten Wege einfach nicht befahren werden.