Die Glocke vom Untergefellhof in Gremmelsbach stammt ebenfalls aus Straßburg. . Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Verbindungen zwischen Triberg und dem Elsass reichen über Jahrhunderte zurück

Die Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, "Die Ortenau", enthält im Rahmen des diesjährigen Schwerpunktthemas "Straßburg und die Ortenau" einen Beitrag von Karl Volk über die geschichtlichen Verbindungen zwischen Triberg, der Stadt Straßburg und dem Elsass.

Triberg (nv). Diese Verbindungen in ihrer Vielfalt festgestellt zu haben, geht auf jahrelange Forschungsarbeit zurück, zufällige Funde von Akten kamen hinzu, die auf den ersten Blick nicht auf Erkenntnisse über Beziehungen zwischen diesen so ungleichen Städten und Landschaften hinweisen: hier bäuerliche Kleinstadt im tiefen Schwarzwald mittelalterlichen Ursprungs, dort die römische Gründung in der Rheinebene, Großstadt, an Fernstraßen gelegen, Stadt des "Geistes", der Mystiker, der Humanisten und des frühen Buchdrucks.

Wie wenig der Rhein eine Grenze bildete, zeigen die Beispiele in den verschiedensten Bereichen. Um es aber gleich zu sagen: geistige Anregungen, technische Neuerungen aus Straßburg und dem Elsass sind in Triberg nicht festzustellen. Keine der Geistesgrößen wirkte in Triberg, ihre Werke blieben unbeachtet, weil hierzulande ganz andere Probleme zu lösen waren. Wertvoll für die Ernährung war jede kleine, auch künstlich angelegte Fläche. Ein Blick auf die Mauern an der Riffhalde sagt alles.

Aber keine Frage: Straßburg war auf Produkte in weitem Umkreis angewiesen. Ohne materiellen Wohlstand, ohne soziale Sicherheit hätte sich kein kulturelles Leben entfalten können. Eine Vielzahl von Akten lässt den Umfang des Güteraustauschs der Herrschaft Triberg mit Straßburg in etwa rekonstruieren.

Vieh, Wild, Geflügel und Butte aus Triberg in Straßburg begeehrt

Begehrt waren aus Triberg Vieh, Wild, auch Geflügel und Butter. Der Handel lohnte sich. Allein Sebastian Cuner aus Nußbach trieb 400 Stück Vieh nach Straßburg. Das Gewerbe in und um Triberg stellte Glaswaren, Uhren und Strohhüte her, die die "Elsissträger" dorthin brachten. Holz gehörte nicht dazu, die Gutach oberhalb Hornbergs war nicht flößbar zu machen.

Glocken aus Straßburg kamen in den Schwarzwald: für die Wallfahrtskirche "Maria in der Tanne", die Hohnenkapelle und den Untergefellhof (Gremmelsbach). Johann Faller, der "Vogelhans", Heinrich Hansjakobs Ururgroßvater aus Althornberg, brachte Pfeifenköpfe aus Porzellan mit. Auf dem Triberger Markt gab es feine Weine und Spirituosen aus dem Elsass zu kaufen: verfeinerte Kultur in Triberg.

Doch die allgemeine Geschichte verdüsterte das Bild: Über Straßburg kamen auch im Pfälzischen und im Spanischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697 und 1701 bis 1714) französische Truppen in die Umgebung Tribergs und verbreiteten Furcht und Schrecken.

In friedlichen Zeiten suchten im Elsass Auswanderer, Handwerker und Bauernsöhne ihr Glück. So treten Namen von Personen in unser Gesichtsfeld, von denen wir sonst nichts wüssten. Dass ein Elsässer sich in Triberg anzusiedeln versuchte, dafür gibt es keinen Beleg. Da ein neuer Wallfahrtsort immer ein "guter" Wallfahrtsort ist, kamen auch aus dem Elsass viele Pilger nach Triberg, allerdings hinterließen sie ihre Namen nicht; die erste, sehr willkommene Welle des Reiseverkehrs.

Nonnen aus Triberg zieht es im 19. Jahrhundert ins Elsass

Schon gar nicht zerschnitt der Rhein geistliche Vereinigungen. Nonnen aus Tribergs Umgebung finden wir im Elsass, ja in größerer Zahl, als ihnen in der Mitte des 19. Jahrhunderts der liberale badische Staat das Leben in Schwarzwaldklöstern unmöglich machte. Der legendäre "Forellepater" Fidelis Dieterle aus Gremmelsbach, der spätere Missionar auf der Karolineninsel Ponape, verbrachte einige Jahre in Sigolsheim bei Colmar und soll sogar im Straßburger Münster gepredigt haben. Die zwei unseligen Weltkriege konnten die Verbindungen nicht zerreißen. Die schöne Landschaft, der Ostabhang der Vogesen, die liebenswürdigen "Puppenstuben-Fachwerkdörfchen" (Karl-Heinz Ott) werden von vielen Schwarzwäldern aufgesucht. Elsässische Autokennzeichen verraten die Herkunft der Gäste auf der B 33. Und der "Schwendi-Städtebund", als "Freundschaftspakt" in Kientzheim gegründet, will durch jährlich wechselnde Treffen die menschlichen Bande noch enger knüpfen.