Mehr Kita-Plätze als Kinder – so ist bundesweit mittlerweile die Lage in einigen Gemeinden. In Lahr, Offenburg und Kehl ist das Bild dabei nicht einheitlich.
Die Geburtenzahlen sinken bundesweit, dadurch mehren sich die Berichte, dass Kommunen mehr Kita-Plätze als Kinder haben. Auch in der Ortenau? Wir haben in Lahr, Offenburg und Kehl nachgefragt, wie der aktuelle Stand ist – mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Die Lage in der Stadt Lahr
Der Bedarf an Betreuungsplätzen in der Stadt Lahr ist hoch – und wird es Berechnungen zufolge wohl auch bleiben. „Für die Bedarfsentwicklung sind nicht allein die Geburtenzahlen maßgeblich – auch die Zuwanderung ist ein wesentlicher Faktor“, erklärt Nicolas Scherger, Pressesprecher der Stadt Lahr, auf Anfrage unserer Redaktion.
In der Stadt gibt es daher im Moment noch Kinder, die noch keinen Kita-Platz haben. „Es besteht im aktuellen Kindergartenjahr noch ein Mangel an rechnerisch 176 Plätzen ab drei Jahren und 97 Plätzen für Kinder unter drei Jahren“, heißt es aus der Verwaltung (Stand 12. September 2025).
Auch in Zukunft wird in Lahr der Bedarf hoch sein
Daher ist auch in Zukunft laut Stadt der Ausbau von Kinderbetreuungsangebote erforderlich. Am 15. September ist das Kinderhaus Wolkenvilla in der Jammstraße mit drei Gruppen gestartet, später sollen es insgesamt 5,5 Gruppen werden.
Die dreigruppige Katholische Kita St. Josef in Reichenbach/Kuhbach wird zudem in das alte Grundschulgebäude umziehen. „Dort besteht die Möglichkeit der bedarfsgerechten Erweiterung um bis zu drei Gruppen“, schreibt Stadtsprecher Scherger, eine Inbetriebnahme zum Kita-Jahr 2027/2028 werde angestrebt. Ob die Sport-Kita an der Dammenmühle gebaut wird, ist neusten Entwicklungen zufolge noch nicht klar.
„Vorübergehend“ kann Bedarfsdeckung bei Ü3 erreicht werden
Für die Zukunft geht man in der Lahrer Verwaltung davon aus, dass sich im Bereich der Über-Drei-Jährigen „eine Bedarfsdeckung vorübergehend erreichen“ lässt. Für Kinder unter drei Jahren rechnet man in Lahr dagegen weiterhin mit einem Mangel, vor allem weil zu erwarten sei, „dass ab dem Jahr 2027 die Kinderzahl wieder ansteigt. Die Stadt Lahr geht daher nicht davon aus, dass ein Überangebot an Plätzen bestehen wird“, sagt Scherger.
Die Lage in der Stadt Offenburg
Anders sieht es in Offenburg aus: Derzeit gibt es kein Kind in der Stadt, das noch keinen Kita-Platz hat, obwohl ein Platz benötigt wird. Zudem komme es nur „in seltenen Fällen vor, dass Kinder nicht in die Wunscheinrichtung der Eltern kommen“, heißt es aus der Verwaltung auf unsere Anfrage.
Insgesamt gibt es in Offenburg 2725 Kinder (2194 Ü3 und 531 U3; Stand 12. September 2025), die einen Kita-Platz benötigen. Dem gegenüber stehen mehr als 3000 Betreuungsplätze (2408 Ü3 und 707 U3). Auch für die Zukunft rechnet man damit, dass aufgrund rückläufiger Geburtenzahlen weniger Kita-Plätze benötigt werden, als vorhanden sind. „Aufgrund der Bevölkerungsvorausberechnung, die auch die Entwicklung von Wohnbebauung berücksichtigt, gehen wir, Stand heute, davon aus, dass kein weiterer Ausbaubedarf vorliegt. Wir überprüfen das aber jährlich“, so die Stadt.
Die Lage in der Stadt Kehl
Die Stadt Kehl verwies auf Anfrage unserer Redaktion auf die Gemeinderatssitzung am 9. April 2025, in der die Kita-Bedarfsplanung vorgestellt wurde. Grundlage dafür ist die zentrale Vormerkung, in deren Rahmen die Eltern „den Betreuungsbedarf für ihr Kind spätestens sechs Monate vor gewünschtem Betreuungsbeginn formell anzuzeigen“, erklärt die Verwaltung in der entsprechenden Vorlage.
Demnach gibt es in der Stadt Kehl weniger Kita-Plätze als Kinder, die einen Betreuungsplatz benötigen – vor allem im Bereich der Über-Drei-Jährigen. „Die Stadt Kehl baut seit vielen Jahren die Betreuungsplätze für alle Altersgruppen bis zum Schulbeginn aus“, heißt es daher in der Vorlage. Dort spricht die Stadt Kehl auch von Herausforderungen bei der Kita-Bedarfsplanung: „Die Schwierigkeit besteht darin, dass fast täglich ‚neue‘ Eltern ihre Kinder in der zentralen Vormerkung vormerken. Entweder Sorgeberechtigte, die nach Kehl ziehen oder beispielsweise frisch gewordene Eltern. Das Gesamtbild ändert sich also täglich beziehungsweise regelmäßig.“
Rechtsanspruch
In Deutschland gilt seit 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bis zum Schuleintritt. „Die eigentliche Verpflichtung zum bedarfsgerechten Ausbau von Betreuungsplätzen liegt bei den Landkreisen. Diese delegieren die Aufgabe an die Kommunen“, heißt es von der Stadt Kehl. Wer keinen Kitaplatz für sein Kind bekommt, kann den Anspruch vor Gericht geltend machen.