Martin Schuler (links) und Wilhelm Schmider setzen sich wie viele andere Oberwolfacher für den Erhalt des Pfarrgemeindehauses als Veranstaltungsort ein. Foto: Fischer

Im Streit um das Pfarrgemeindehaus ist nun ein weiterer Meilenstein erreicht worden: Die katholische Kirche und Bürger der Interessengemeinschaft haben sich zu einem persönlichen Gespräch getroffen und ihre Argumente vorgetragen.

Etwas länger als zweieinhalb Stunden hat das Gespräch am Dienstagabend gedauert, bei dem vier Vertreter der Seelsorgeeinheit An Wolf und Kinzig und vier Vertreter der Interessengemeinschaft vertreten waren. Ein externer Mediator hatte die Redebeiträge geleitet und moderiert.

Bisher noch keinen Konsens gefunden

Die 35 Bürger der Interessengemeinschaft hatten lange darum gekämpft, dass sie der katholischen Kirche und Pfarrer Hannes Rümmele ihre Argumente vortragen können, weshalb das Haus der Pfarrgemeinde als Veranstaltungsort für die Vereine und Ehrenamtlichen erhalten bleiben sollte. Vor einigen Monaten war bekannt geworden, dass die Caritas eine Mietanfrage des Gebäudes an die Pfarrgemeinde gestellt hatte (wir berichteten mehrfach).

"Das Gespräch im Haus der Pfarrgemeinde über selbiges Gebäude war gut, wir alle haben unsere Argumente ausgetauscht und Nachfragen gestellt. Ich war auch positiv überrascht, denn bis dahin kannte ich weder Namen noch Gesichter der Bürger, die sich so für das Haus einsetzen. Einen Konsens haben wir aber noch nicht unbedingt gefunden", sagt Pfarrer Hannes Rümmele.

Noch keine Entscheidung gefallen

Er betont, dass das Gremium der Pfarrgemeinde noch lange keine Entscheidung getroffen habe, ob die Caritas nun in dem 2001 erbauten Haus womöglich ihre Tagespflege einrichten darf. "Bis dahin fehlen noch etliche Bausteine. Wir wissen auch um die Bedenken der Bürger und wollen niemandem etwas wegnehmen. Für uns als Kirche stellt sich aber auch gerade im Hinblick auf das Kirchenentwicklungskonzept 2030 die Frage, wie es jetzt weitergeht."

Kirchengemeinde hat 2000 Quadratmeter zu viel

Fakt ist, dass die Oberwolfacher Kirchengemeinde gerechnet auf die Zahl der Kirchenmitglieder rund 2000 Quadratmeter zu viel an Fläche und Gebäuden hat, stellt der Pfarrer dar. "Deshalb können wir nicht so weitermachen wie bisher. Die Zahl der Kirchenaustritte wird sich auch in der kommenden Zeit weiter erhöhen, ist sich Rümmele sicher. "Auch die Jugend ist im Umbruch und interessiert sich nicht mehr so für die Kirche." Wenn die Kirche das Haus der Pfarrgemeinde behalten würde, müsste sie eben woanders einsparen. "Wir sind gerade dabei, das Pfarrhaus in St. Roman zu verkaufen, das steht auch in Oberwolfach zur Debatte. Beim Haus der Pfarrgemeinde nebenan aber ist der Verkauf kein Thema."

Vermietung generell besser als Verkauf

Generell sei eine Vermietung besser als der Verkauf. Viele Verantwortliche der katholischen Kirche würden eine Vermietung an die Caritas als soziale Einrichtung durchaus positiv sehen, sagt Rümmele. "Der Glaube ist natürlich mehr als nur Papier, aber in der heutigen Zeit spielt eben auch Geld eine Rolle".

Zunächst ist das erste weitere Ziel für den Pfarrer aber, sich mit den Gruppierungen, die sich regelmäßig im Haus der Pfarrgemeinde treffen, ebenfalls persönlich auszutauschen. Denn das seien die wichtigsten Personen in der Zukunftsfrage ums Pfarrgemeindehaus und sie wären am persönlichsten von der möglichen Vermietung betroffen.

Bürger ziehen positives Fazit

Auch Jürgen Nowak, der die Seite der katholischen Oberwolfacher Bürger vertreten hat, zieht nach dem Gespräch am Dienstagabend ein positives Fazit: "Jeder hat seine Positionen vorgetragen und es war gut, dass wir nun endlich einmal zusammengefunden haben, auch wenn das schon etwas früher besser gewesen wäre." Nun habe man erstmal ein gewisses Vertrauen aufbauen können, das für das nächste Treffen im kommenden Monat hilfreich sein könnte.

Bis dahin haben sich beide Parteien als Ziel gesetzt, ihre Positionen klar zusammenzutragen und eine Art Agenda zu erarbeiten, die als weitere Gesprächsgrundlage dienen soll. Kirchenintern berichtet der Pfarrgemeinderat in seiner kommenden öffentlichen Sitzung und stellt dann seinen Mitgliedern den Verlauf des Gesprächs dar (siehe Info).

So geht’s weiter

Die nächste Gremiensitzung des Pfarrgemeinderats findet am Dienstag, 25. Januar, statt. Pfarrer Hannes Rümmele und Roland Hilberer wollen dann auch über das Gespräch mit der Interessengemeinschaft berichten. Die Sitzung ist öffentlich und findet online statt, Anmeldungen dafür sind im Pfarrbüro möglich.