Viele Gäste sind in die Schwenninger Stadtkirche gekommen, um sich von Gerhard Waldmann zu verabschieden. Pastoralreferent Uli Viereck spielt und singt „Über den Wolken“. Foto: Mareike Kratt

Riesig war die Trauergemeinde, die am Dienstag von Gerhard Waldmann Abschied nahm. In den Nachrufen wurde vor allem eines deutlich: Er hat Außergewöhnliches geleistet.

Die Menschenschlange zum Eintragen ins Kondolenzbuch reicht bis auf den Gehweg vor der Schwenninger Stadtkirche. Enorm ist das Bedürfnis von Weggefährten aus diversen regionalen Unternehmen – allen voran der Firma Waldmann selber – , oder aus den zahlreichen Institutionen und Vereinen, in den er selber aktiv war, um Gerhard Waldmann die letzte Ehre zu erweisen.

 

So „außergewöhnlich“ – laut Pfarrer Frank Banse – der am 22. Mai verstorbene Schwenninger Unternehmer gewesen ist, so außergewöhnlich ist auch der Trauergottesdienst: traurig, bewegend – und vor allem persönlich.

Neben dem Sarg und den unzähligen Blumengestecken steht ein Bild von Gerhard Waldmann. Er sitzt im Cockpit eines Flugzeugs am Steuer und lächelt. „Wir haben allen Grund, Danke zu sagen für diesen Menschen“, bringt es der evangelische Pfarrer auf den Punkt.

Er sei ein herzensguter Mann gewesen, der alles für seine Familie getan hat, selbst wenn die Firma im Vordergrund stand – so habe es seine Ehefrau Isolde stets empfunden.

Tod als Erlösung

Frank Banse beschreibt den Verstorbenen zudem als „Menschen mit großem Herzen, den nichts umhauen konnte“. Bis zu seiner Krankheit, während der seine Frau ihn über die eigenen Kräfte hinaus in den vergangenen zweieinhalb Jahren betreut hat. Dass er in ihrem Beisein friedlich einschlafen durfte, sei eine Erlösung gewesen.

Firmen-Erfolgsgeschichte

Fabian Jahn, Geschäftsleiter Personal bei der Firma Herbert Waldmann, spricht für das Unternehmen, in das Gerhard Waldmann 1976 eingestiegen ist, um die Exportabteilung aufzubauen, in dem er seit 1987 zusammen mit seinem Vater Harald als Geschäftsführer gewirkt hat und nach dessen Tod im Jahr 1995 die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben hat.

Bodenständigkeit und Weitblick

Dass seine Kinder Melanie und Christoph seit seinem Ausscheiden 2019 nun die Geschicke des Leuchtenherstellers leiten, sei für Gerhard Waldmann die Abrundung seines Lebenswerks.

Die Firma sei für den „Visionär, stillen Unternehmer und Familienmenschen“, der Bodenständigkeit und Weitblick kombinierte, stets der Lebensmittelpunkt gewesen. Bis zum Schluss habe er nahezu täglich bei den Mitarbeitern vorbeigeschaut. Seine Werte, sein Verhalten oder auch sein Sinn für Ordnung prägten das Unternehmen bis heute, so Fabian Jahn.

„Wir verlieren eine faszinierende und herausragende Unternehmerfigur und einen Menschen“, betont Joachim Müller, der 2020 als Präsident des Gewerbeverbands Oberzentrum (GVO) auf Gerhard Waldmann gefolgt ist. Er fasst das Wirken des Unternehmers prägnant zusammen: „Ohne ihn gäbe es den GVO nicht“ – und: „Es sollte mehr Menschen geben wie ihn.“ Gerhard Waldmann sei ein Anführer gewesen, der aufgestanden ist und seine Meinung vertreten hat. Und auf Worte seien Taten gefolgt: „Er hat’s einfach gemacht.“

Hingabe an den Himmel

Doch Gerhard Waldmanns Engagement galt nicht nur dem Unternehmertum, sondern auch seinen Hobbies und Leidenschaften. Wenngleich das Fliegen mehr als nur sein Hobby gewesen sei, unterstreicht Ralf Rösch, Präsident der Sportfliegergruppe Schwenningen. Es sei sein Atem und seine Seele gewesen. „Sein Leben war voll Hingabe an den Himmel und an uns.“

Gerhard Waldmann wird nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Familienmensch und passionierter Flieger in Erinnerung bleiben. Foto: Mareike Kratt

Egal ob als Präsident und Kassierer bei den Sportfliegern oder als Geschäftsführer der Flughafen GmbH: Der passionierte Pilot, der sogar einen Firmenjet hatte, sei stets ein Anker in stürmischen Zeiten gewesen, ein Kamerad, auf den man sich verlassen konnte und ein Fluglehrer, der Generationen das Fliegen beigebracht hat. Den größten Kampf habe er ausgetragen, als er sich im Jahr 1999 dem potenziellen Bau eines Logistikzentrums „wie ein Fels in den Weg“ gestellt habe. Ohne Gerhard Waldmann bestünde der Flugplatz heute womöglich nicht mehr.

Christoph Münzer, Geschäftsführer des Industrieverbands WVIB Schwarzwald, beschreibt den Schwenninger als konfliktbereiten Visionär, dem man viel an Unternehmertum verdanke. „Er ist ein Vorbild für viele von uns.“

„Absolutes Vorbild“

Mit sehr persönlichen Worten verabschiedet sich schließlich Christoph Waldmann von seinem Vater. Wenn er sich an das erste Gefühl mit ihm erinnere, dann sei das Geborgenheit. Sein Vater sei ein „absolutes Vorbild“ in der Kindheit gewesen. Trotz der Firma sei er ein Lebemensch gewesen, erinnert sich Christoph Waldmann auch an das wertvolle Miteinander der Familie. Zeit, die intensiv genutzt wurde. Das Schönste seien die Urlaube – im Winter im Wallis, im Sommer auf Mallorca – gewesen.

Große Fußspuren hinterlassen

Auch wenn eine Vater-Sohn-Beziehung manchmal schwierig sein könne, seien die Fußstapfen, die Gerhard Waldmann in Sachen Firma hinterlassen hat, groß und spürbar gewesen. Sein Vater habe ihm früh beigebracht, durch Handeln Verantwortung zu übernehmen. Er habe ihm gezeigt, wie man Moral, Großmut und Wirtschaft miteinander verbinden kann. „Danke Dir für Dein Lebenswerk, das immer weiterleben wird.“

Lied für den Piloten

Persönlich geht es auch in den Liedbeiträgen von Uli Viereck, katholischer Pastoralreferent und Krankenhausseelsorger, der mit Gerhard Waldmann „schöne Momente“ im Krankenhaus teilen durfte, zu. Unter anderem widmet er ihm Reinhard Meys „Über den Wolken“ – als Piloten.

Die Beisetzung auf dem Waldfriedhof findet anschließend im engsten Familienkreis statt.