Wie lässt sich Trauerschmerz bewältigen? Susanne Schrade gibt als Trauerbegleiterin Antworten auf diese Frage. Ein Einblick in ihre Arbeit.
Trauerbegleiterin Susanne Schrade schaut in die Wanderkarte, misst mit dem Zirkel Strecken ab, sucht entlang des Wegs nach Plätzen mit schönen Aussichten und anderen Gegebenheiten, wo Übungen wegen einer guten Atmosphäre vor Ort erfolgversprechend sind.
Schrade ist Trauerbegleiterin bei der Sozialgemeinschaft Schiltach/Schenkenzell (SGS), um Menschen, die einen Verlust erlitten haben, ein Stück bei der Bewältigung ihrer Trauer zu begleiten und den Weg durch die unterschiedlichen emotionalen Trauerphasen voranzubringen. Darüber berichtet die SGS in einer Mitteilung.
Schrade ist Betreuungsassistentin im SGS-Pflegeheim Gottlob-Freithaler-Haus und hat dort öfter mit trauernden Angehörigen oder Zimmernachbarn von sterbenden oder verstorbenen Bewohnerinnen zu tun. Manche von Demenz Betroffene durchleben Trauer manchmal sogar permanent: „Stellen Sie sich vor, Sie vergessen, dass ihr Mann oder ihre Kinder bereits verstorben sind und erfahren diese schreckliche Nachricht dann immer wieder aufs Neue. Damit muss man professionell umgehen und effektiven Beistand leisten können“, erklärt Schrade ihr Interesse an einer Ausbildung zur Trauerbegleitung.
Verlust von Verbundenheit
Auch der Verlust von Verbundenheit, beispielsweise der Heimat, von Gesundheit, Mobilität oder des Arbeitsplatzes , könne Trauer auslösen, erklärt Schrade ihr Aufgabenfeld.
Um ihre abgeschlossene Ausbildung zur Trauerbegleitung zu vervollständigen, setzte sie noch weitere Fortbildungen zur Gesundheitswanderführerin und Antistresstrainerin obenauf. Nun bietet sie ihre Fertigkeiten im Umgang mit Trauer nicht nur im Schiltacher Pflegeheim an, sondern als regelmäßige öffentliche, kostenfreie Veranstaltung.
Lösungen sind individuell
Sie weiß um Lösungen für den Trauerschmerz: „Das ist natürlich immer individuell. Doch oft ist bewusstes Gehen und gezielte Bewegung, Atmen und Riechen in der Natur ein Schlüssel, um zu entspannen und emotional bedingte körperliche Erstarrung zu lösen. Physische Bewegung kann auch Arbeit an emotionaler sein“, so ihre Erfahrung.
Im Pflegeheim führt sie deshalb von Demenz Betroffene gerne in den pflegeheimeigenen Naschgarten. „Der Duft von Kräutern oder das Schmecken von Erdbeeren kann Erinnerungen an schöne Situationen, beispielsweise mit bereits Verstorbenen, auslösen. Trauerschmerz kann mit dieser schönen Erinnerung verbunden werden und den Verlust erleichtern“, gibt sie ein Beispiel aus ihrem Werkzeugkasten zur Trauerbewältigung.
Ausbildung abgeschlossen
Den hat sie während ihrer Ausbildung neben Grundlagenwissen in Sachen Trauer und -begleitung sowie deren Grenzen, Bewältigungsmethoden und Traumabewältigung mitbekommen. Die Ausbildung endete mit einer Prüfung und Hospitation bei der Trauerbegleitung der Caritas in Haslach. Dort werden auch die Mitarbeiter der SGS-Hospizgruppe ausgebildet.
Bei Schrades Wanderungen mit Trauernden partizipieren die Teilnehmer auch voneinander. Es tue gut, zu erfahren, wie andere mit der eigenen Trauer umgehen. Die Trauerbegleiterin hört während der Wanderungen gerne auch nur zu. Sie achtet in Gesprächen beispielsweise auf Signalwörter wie „Ich muss“, was sie durch mentale Übungen gleich vor Ort in der Natur in „Ich darf“ und „Ich kann“ umzuwandeln versucht und damit Druck aus der eigenen in sich kreisender Befindlichkeit Trauernder nimmt.
„Es ist schön und tut auch mir gut, wenn ich merke, dass meine Arbeit wieder etwas Leichtigkeit ins Leben zurückbringen kann“, sagt Schrade zu ihrer Motivation, Trauernde zu begleiten.
Die nächsten Termine
Termine sind am Samstag, 18. Januar, und fortfolgend an jedem dritten Samstag im Monat, zwischen 15 und 17 Uhr (Wintersaison). Treffpunkt ist der Parkplatz an der Friedrich-Grohe-Halle.