Abschied von der Schwanenwirtin in Kälberbronn: Marianne Ziefle-Holzer, Seele des Hotels, ist gestorben. Bis zuletzt war sie eine echte Gastgeberin.
Bis zum letzten Atemzug lebte Marianne Ziefle-Holzer in ihrem eigenen Haus, ihrem Alterswohnsitz im Stutzweg in Kälberbronn. In den letzten 18 Monaten wurde die Schwanenwirtin im privaten Umfeld gepflegt.
Bis zur Coronakrise hatte sie im familiengeführten Hotel Schwanen in Kälberbronn noch die Gäste begrüßt. Danach war sie eine Zeit lang auf den Rollstuhl angewiesen und hat jeden Tag darauf gewartet, von ihren Söhnen Andreas und Matthias Ziefle, die das Hotel Schwanen von ihren Eltern vor 20 Jahren übernommen haben, zu Gesprächen besucht zu werden.Viele Menschen aus dem Ort sowie ein Pfarrer statteten der Schwanenwirtin ebenfalls Besuche ab. Dabei erlebten sie Marianne Ziefle-Holzer so gastfreundlich wie in ihrer Zeit im Hotel Schwanen, ein Haus, das fest mit ihrem Namen verbunden ist.
Im Juni 1938 in Tübingen geboren, wuchs Marianne Reich, wie sie damals hieß, in Glatten auf, wo ihre Eltern die Schwanen-Brauerei und einen Gemischtwarenladen betrieben. Sie besuchte eine Haushaltungsschule in Göppingen und wohnte im Internat. Durch einen Besuch in der Stuttgarter Oper entwickelte die angehende Wirtschafterin ihre lebenslang währende Liebe zur Musik.
Einen Wirt wollte sie nie heiraten – es kam anders
Mit 17 Jahren absolvierte sie ein Praktikum in einem kinderreichen Haushalt in Köngen. In dieser Zeit entwickelte sie ein feines Gespür für Menschen, das die älteste von vier Schwestern fortan prägte. Danach ging sie zurück nach Glatten und besuchte die Handelsschule in Freudenstadt. Die Schulzeit endete abrupt, als ihr Vater 1956 starb, sie war damals erst 18 Jahre alt. Da Not am Mann war, half sie ihrer Mutter, die Brauerei weiterzubetreiben.
1959 verschlug es sie für ein Vierteljahr in den „Schwanen“ im schweizerischen Solothurn. Damals nahm sie sich vor, auf keinen Fall einen Wirt zu heiraten. Doch es kam anders. Zurück in Glatten, lernte sie Max Ziefle vom „Schwanen“ in Kälberbronn kennen, den sie 1962 heiratete. Sie war sehr gläubig und vermittelte diese Werte auch den drei gemeinsamen Kindern Max junior, Matthias und Andreas.
Ehemaliges Gasthaus als Hotel neu aufgebaut
1970 übernahmen Max und Marianne Ziefle den elterlichen Betrieb und krempelten ihn um. In drei Bauabschnitten zwischen 1971 und 1986 wurde das frühere Gasthaus Schwanen abgerissen und als Hotel neu aufgebaut.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes war sie die treibende Kraft, die nie ans Aufgeben dachte. Das Hotel mit Schwimmbad, Kegelbahn und angeschlossenem Bauernhof samt gläserner Produktion war ihr Ein und Alles, und sie war die Seele des Vier-Sterne-Hauses, lange als Einzelkämpferin.
1982 begegnete sie ihrem späteren zweiten Ehemann Rudolf Holzer bei einem Kuraufenthalt. Er war ihren Kindern ein Vaterersatz. Holzer war bis 1994 bei Porsche beschäftigt. Nach seiner aktiven Berufstätigkeit wirkte er im Hotel an vielen Stellen mit und war bis zur Coronazeit eine große Stütze zwischen Büfett und Rezeption. Danach zog er sich zurück, inzwischen ist er verstorben.
Trauerfeier an diesem Freitag in Kälberbronn
Marianne Ziefle-Holzer waren die Familie, zu der sechs Enkel gehören, und das Miteinander stets wichtig. Auch mit ihrer 17 Jahre jüngeren Schwester Sybille, mit der sie im Stutzweg wohnte. Die Schwanenwirtin hatte in ihrem 2005 erschienenen Buch ihre Schwester Sybille als „unerschütterliche Säule im Schwanen-Restaurantbetrieb“ beschrieben.
Die Trauerfeier für die Schwanenwirtin findet an diesem Freitag ab 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Kälberbronn statt.