Über mehr als drei Jahrzehnte hinweg leitete er die allgemeinbildenden Zinzendorfschulen in Königsfeld. Nun ist Hans-Jürgen Kunick im Alter von 97 Jahren gestorben.
Er war mehr als nur „Chef“, sondern wirkte mit natürlicher Autorität und menschlicher Wärme, sagen seine Wegbegleiter. Als Bruder Kunick dürfte er noch heute vielen einstigen Schülern bekannt sein. Etwa 33 Jahre lang leitete Hans-Jürgen Kunick die allgemeinbildenden Zinzendorfschulen in Königsfeld, an denen er zuvor schon als Lehrer tätig war. Am 9. Mai starb er im Alter von 97 Jahren.
In einem Nachruf würdigen die Zinzendorfschulen den einstigen Lehrer: Mit großem Respekt und tiefer Dankbarkeit nehme das Schulwerk Abschied von Kunick, der das Schulwerk „über mehr als drei Jahrzehnte hinweg in besonderer Weise“ geprägt habe.
Geboren wurde Kunick im Juli 1927 in Herrnhut. Nach seinem Studium in Leipzig, Mainz und Freiburg begann er schließlich 1956 im Alter von 29 Jahren seinen Dienst in Königsfeld, wo er zunächst als Lehrer für Latein und Griechisch tätig war. Die ersten drei Jahre, heißt es vonseiten der Zinzendorfschulen, war er „zugleich engagierter Erzieher im Internat Haus Spangenberg“.
1967, nach etwa elf Jahren in Königsfeld, übernahm Kunick die Schulleitung der allgemeinbildenden Zinzendorfschulen, „die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1990 mit Umsicht, Klarheit und Herz ausfüllte“, würdigt die Bildungseinrichtung ihn in ihrem Nachruf. Auch danach blieb Kunick dem Schulwerk verbunden: Noch im Ruhestand betreute er das Schularchiv – eine Funktion, von der er 2017 verabschiedet wurde.
Eine herausfordernde Amtszeit
„Seine Amtszeit als Schulleiter fiel in bewegte Jahre“, heißt es weiter in dem Nachruf. „Die späten 1960er mit ihrer kulturrevolutionären Kraft und dem Aufbrechen alter Autoritäten forderten auch die Schulen heraus.“ Und brachten für die Zinzendorfschulen einige Veränderungen mit sich, wie Kunick viele Jahre später, 2020, bei einem Vortrag des Historischen Vereins Königsfeld berichtete.
Neugier und Offenheit machen ihn aus
„Hans-Jürgen Kunick begegnete dieser Zeit nicht mit Abwehr, sondern mit Neugier und Offenheit“, ist im Nachruf der Zinzendorfschulen zu lesen. „Er sah in der politisch engagierten und kritischen Schülerschaft eine Chance – und verstand es, Spannungen nicht nur zu ertragen, sondern aktiv zu gestalten und abzumildern.“
Kollegen und Wegbegleiter denken zurück an einen Menschen, „der nie ‘Chef‘ war, sondern mit natürlicher Autorität und menschlicher Wärme wirkte“, schreiben die Zinzendorfschulen. „Für ihn war die Anrede ‘Bruder‘ kein Titel, der zur Arbeit gehörte, sondern ein Ausdruck seiner Haltung.“ Die Idee: Lehrer sollten Schülern wie älteren Geschwister zur Seite stehen.
Er wirkte weit über schulischen Rahmen hinaus
Zahlreiche Schüler hat Kunick in den mehr als vier Jahrzehnten, die er in Königsfeld wirkte, geprägt. Diese erlebten ihn als „charismatischen, empathischen Lehrer, der niemanden aufgab“. Durch seine Naturverbundenheit, seinen feinen Humor und sein bis zuletzt waches politisches Interesse wirkte er weit über den schulischen Rahmen hinaus, sind sich die Zinzendorfschulen sicher.
Mit seinem Tod „verlieren wir einen Bildungs- und Lebensbegleiter, der die Zinzendorfschulen nachhaltig geprägt hat. Sein Wirken wird unvergessen bleiben.“ Die Trauerfeier für Hans-Jürgen Kunick findet am Freitag, 23. Mai, ab 14.30 Uhr im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine statt.