Auch im Rottenburger Dom wird an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. mit einem Foto gedacht. Foto: Baum

Bischof Gebhard Fürst würdigt den am 31. Dezember verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als Mann, der die katholische Kirche nachhaltig geprägt habe.

Rottenburg - "Mit Papa emeritus Bendikt XVI. ist ein großer Theologe von uns gegangen, der als Papst ein Jahrzehnt lang die katholische Kirche nachhaltig geprägt hat – ein Mann, der mich von meinem Studienbeginn im Jahr 1969 an in Tübingen nicht zuletzt auch durch sein großartiges Buch ›Einführung in das Christentum’ in meinem theologischen Denken und Handeln stark beeinflusst hat‹, wird Bischof Gebhard Fürst in der Pressemitteilung der Diözese zitiert.

Erinnerungen an Begegnungen

Jospeh Ratzingers großes Anliegen sei es gewesen, das Evangelium "so zu verkünden, dass es die Menschen in ihrem Leben erreicht und so anspricht, dass es ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und Antworten gibt für ihre jeweiligen Lebensumstände und die großen Fragen der menschlichen Existenz".

Auch wenn er als junger Student 1969 in Tübingen Professor Ratzinger ganz knapp verpasste, habe er später viele Male die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit Kardinal Ratzinger während dessen Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation oder auch bei den Ad-limina-Besuchen der Deutschen Bischofskonferenz in Rom gehabt. Dabei habe sich dieser als ehemaliger Tübinger Professor immer außergewöhnlich gut informiert über die Diözese Rottenburg-Stuttgart gezeigt.

Weltjugendtag 2005 in Köln

"Nie vergessen", so Fürst, werde er, wie Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag 2005 in Köln mit über einer Million Jugendlichen, die ihm zujubelten, Eucharistie feierte. Ganz besonders geschätzt habe er an Papst Benedikt XVI. seinen "wachen Intellekt, seine Bildung, seine Sensibilität und Feinsinnigkeit", die er bewusst eingesetzt habe, um die Schönheit des Glaubens vor allem in der Feier der Liturgie zum Ausdruck zu bringen. Was ebenfalls bleiben werde, sei seine erste große Enzyklika "Deus est caritas" ("Gott ist die Liebe").

Sie war ihm als Papst als "bonus pastor", als oberster Hirte der katholischen Kirche Richtschnur der Führung und Leitung des Volkes Gottes. In besonderer Weise berührte den Bischof von Rottenburg-Stuttgart dabei, dass Benedikt den Diözesanpatron St. Martinus als "Ikone der Nächstenliebe" vorbildhaft für die Menschen herausgestellt habe.

Zwei Sätze aus dem umfangreichen Vermächtnis von Benedikt XVI. scheinen Gebhard Fürst für unsere heutige Zeit besonders bedenkenswert: "Am Anfang steht nicht die Lehre, sondern die Person Jesus von Nazareth." In einem Brief an die irische Kirche zum dortigen Missbrauchsskandal im Jahr 2010 habe er geschrieben: "Wir brauchen eine neue Vision, um zukünftige Generationen zu inspirieren, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens zu schätzen."

An der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen lehrte Joseph Ratzinger von 1966 bis 1969 Dogmatik und wurde mit dem Protest der Studentenbewegung konfrontiert. Knapp 40 Jahre später, im März 2007, traf er als Papst Benedikt XVI. 15 Theologen der Tübinger Fakultät auf Initiative von Bischof Gebhard Fürst im Anschluss an die Generalaudienz, wo er mit jedem einzelnen Professor und jeder Professorin ein persönliches kurzes Gespräch führte.

5000 Jugendliche aus der Diözese

Damit wollte er deutlich machen, wie bedeutend die Theologie, das Nachdenken über den Glauben, für die Kirche sei, sagte der damalige Papst und betonte: "Theologie muss die Wahrheit zur Sprache bringen und den Menschen eine Hilfe bieten, ihr Leben aus dem Licht des Glaubens zu erschließen."

Als Papst Benedikt XVI. kehrte Ratzinger 2006 nach Regensburg zurück. Nach dem Auftritt beim Weltjugendtag in Köln, wo ihn ein Jahr zuvor nahezu 5000 Jugendliche aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit Bischof Gebhard Fürst an der Spitze getroffen hatten, war dies seine erste offizielle Papst-Reise nach Deutschland. Fürst sei selbstverständlich auch dabei gewesen, als der Papst in Regensburg sprach. "Gott ist Liebe", zitierte der Rottenburg-Stuttgarter Bischof an seinem sechsten Weihejubiläum 2006 dann auch aus dem ersten Schreiben des neuen Papstes: "Eine wider Menschen gerichtete Gewalt darf nie damit rechnen dürfen, religiös begründet zu werden, weder im Islam noch im Christentum." Wo sie dies dennoch tue, sagte Fürst, da sei sie krank, menschenverachtend und lebensfeindlich und würde zur Quelle des Unheils.