Ebhausen hat mit Gertrud Schmidt im vergangenen Dezember eine prägende Persönlichkeit verloren.
Gertrud Schmidt ist am 10. Dezember 2023 im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Trauerfeier findet am Freitag, 12. Januar, um 11 Uhr auf dem Friedhof in Ebhausen statt.
Die Gemeinde Ebhausen hat der Verstorbenen sehr viel zu verdanken. Ihre leidenschaftlichen und mit großem Können und deutlich sichtbarer Wirkung ausgeübten Tätigkeiten für die Heimatgeschichte ihres Ortes hinterlassen tiefe Spuren der Erinnerung und bilden einen wertvollen und beständigen Einblick in die Ebhauser Historie.
Das Vermächtnis von Gertrud Schmidt besteht vor allem im Aufbau und der Pflege eines umfangreichen heimatkundlichen Archivs ihres Vaters und Volkskundlers Dr. Friedrich Heinz Schmidt, der die Alltagskultur im Allgemeinen und in Bezug auf Ebhausen im Besonderen ausführlich erforschte und dokumentierte.
Aufbau von zwei Heimatstuben
Das Interesse von Gertrud Schmidt für Kulturgeschichte und Volkskunde wurde durch ihren Forschervater schon früh geweckt. Ihre Sammelleidenschaft und ihr Wunsch, dieses Wissen weiterzugeben führten zum Aufbau von zwei Heimatstuben.
Mehrere Ausstellungen wurden von ihr liebevoll gestaltet, so etwa über Ebhauser „Lebensstationen“ oder ihre letzte konzipierte Ausstellung in der Heimatstube im Rathaus „Veränderte Lebensstationen 1939 – 1945“. Im Alten Schulhaus ist als Dauerausstellung „Wohnkultur anno dazumal“ zu sehen. Die unzähligen Gegenstände und oft auch einzigartigen Exponate und Funde für ein dokumentiertes Archiv im Rathaus Ebhausen bekam Gertrud Schmidt aus Häusern, die entrümpelt oder abgerissen wurden. Dank ihres handwerklichen Geschicks übernahm sie auch die oft notwendige Reparatur und Pflege der Gegenstände. Die Sammelleidenschaft von Gertrud Schmid bezog sich auch auf so genannte Übernamen oder Spitznamen von Menschen, die in Ebhausen lebten und sie legte bis 2023 darüber eine umfangreiche Sammlung an. Eine andere Leidenschaft galt dem Ebhauser Dialekt.
Dokument über Ebhauser Alltagsgeschichten
In ihrer Sammlung über spezielle Ebhauser Dialektausdrücke fehlt kaum ein Wort, welches sie nicht aufgeschrieben in den Dialekt übersetzt hat.
Für den Heimat- und Geschichtsverein „Forum Ebhausen“ war Gertrud Schmidt maßgeblich beteiligt an der Gründung 2008 und als Mitglied wertvolle Ideengeberin und Ratgeberin. Anlässlich der 750-Jahrfeier von Wöllhausen 1995 verfasste sie zudem das lesenswerte Buch über „Ebhauser Sagen, Schwänke, Sprüch‘ und Versele“- ein kostbares Dokument über Ebhauser Alltagsgeschichten. Gertrud Schmidt spielte auch den Subbass beim Altensteiger Blockflötenensemble „Con Vivo“ und ermöglichte durch die umfangreiche Liedersammlung aus den 1920er Jahren ihres Vaters den Startschuss des Trios „Spätlese“, die sich auf diese Lieder aus dem Oberen Nagoldtal spezialisiert haben.