Ein Macher, ein starker Verhandler, ein guter Ratgeber und ein liebevoller Ehemann, Vater und Opa ist mit Gerd Pfister, Seniorchef der Firma Rehfuss Drive Solutions, in der Nacht zum Donnerstag friedlich entschlafen. Foto: Bärbel Sewzyk

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – diese Gabe hat Gerd Pfister, Seniorchef der Firma Rehfuss Drive Solutions, in seinen 76 Lebensjahren stets besessen. In der Nacht zum Donnerstag, dem Frühlingsanfang, ist der tatkräftige Weitblicker entschlafen.

„Er hat es uns leicht gemacht – im Leben wie im Sterben“, sagen Michael und Tobias Pfister über ihren Vater Gerd: In der Nacht zum Donnerstag habe sein Herz aufgehört, zu schlagen, ohne dass er zuvor die Leiden des Alters hätte erdulden müssen.

 

Für Gerd Pfister wäre das nichts gewesen. Am 19. April 1948 in Tailfingen geboren, war er nach seiner Lehre im elterlichen Betrieb, der Carl Rehfuss GmbH & Co. KG, früh ein Motor, wenngleich er sein Werkzeug für die Gesellenprüfung im Hause „Mayer & Cie.“ noch im Handwagen hatte ziehen müssen.

Ganz früh ein Pionier neuer Techniken

Technisch und kaufmännisch ausgebildet, wuchsen Pfister die Aufgaben schnell zu: die Weiterentwicklung des Getriebeprogramms 1970, Prokura 1976, und mit dem vierten Erweiterungsbau 1979 der Umstieg auf Maschinen- und CNC-Technologie. Seit 1984 Geschäftsführer, führte Pfister die EDV ein, baute Werk 2 und gründete 1990 nicht nur ein Technisches Büro in Stuttgart, sondern auch ein Tochterunternehmen in England, um den Vertrieb zu stärken.

Seine Weitsicht hat den Firmenerfolg beschert

Wie sein Vater Christian, der Schwiegersohn des Gründers, hatte Gerd Pfister früh erkannt, dass der Strukturwandel die Käufer ihrer Textilmaschinen in die Knie zwingen würde – und konsequent auf Antriebstechnik gesetzt, sein Unternehmen zum international gefragten Spezialisten ausgebaut. Was ihm freilich nur gelang, weil seine Frau Claudia ihm den Rücken frei hielt. In der Ebinger In-Disco „Ex“ hatte er die Arzthelferin kennengelernt und am 28. September 1974 geheiratet.

Einen Handwagen samt Koffer und dem Werkzeug, mit dem er einst die Gesellenprüfung absolvierte, haben seine Frau Claudia (Mitte) und seine Söhne Tobias Pfister (rechts) und Michael Pfister ihm zum 60. Betriebsjubiläum geschenkt: Gerd Pfister (Zweiter von links) wurde 2022 geehrt. Mit dabei: der damalige Oberbürgermeister Klaus Konzelmann und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Foto: Schweizer

Ihre Söhne Michael und Tobias kamen erst 1981 und 1983 zur Welt, denn zunächst widmete sich das Paar, wenn die Zeit es zuließ, dem gemeinsamen Hobby Pferdesport. Claudia Pfister sammelte als Dressurreiterin Pokale, ihr Mann als Springreiter, und zudem war er Kassierer im Reitsportverein Onstmettingen sowie aktiv im Wintersportverein Tailfingen.

Seit 1983 lebte die Familie im Eigenheim in Onstmettingen, und nicht selten kam es vor, dass Pfister gar im Familienurlaub in Italien Lieferanten besuchte, während seine Söhne mit ihrer Mutter am Strand spielten.

Seinen Söhnen hat er Flügel gegeben

Was beide ihm hoch anrechnen: „Es war ihm ein großes Anliegen, dass wir selbst über unseren beruflichen Weg entscheiden“, betonen die Brüder. Dass sie sich für das Familienunternehmen entschieden, in dem Gerd Pfister beim Einstieg rund 15 Kollegen hatte, freute ihn umso mehr, und er übergab ihnen eine weltweit agierende Firma mit 70 Mitarbeitern, deren Umzug vom Buchtal ins Gebiet Lichtenbol 2020 er noch maßgeblich organisierte.

Mehr Zeit mit den Enkeln – nach 60 Jahren im Beruf

Mit seiner Erfahrung, auch von weltweiten Geschäftsreisen, und seinem großen Wissen war Gerd Pfister ein Unternehmer im Wortsinn – und ein zielstrebiger Verhandler: „Am besten, Sie lassen die Hosen gleich richtig runter, sonst ziehe ich sie Ihnen schrittweise aus“ habe er beim Kauf von Maschinen einmal gesagt, erinnern sich seine Söhne lachend. Selbst als er nach 60 Jahren im Betrieb 2022 kürzer trat, um mehr Zeit mit seinen drei Enkelkindern zu verbringen, habe er sich – ein Verfechter des Homeoffice – zuhause noch ein Büro eingerichtet, sei mehrfach wöchentlich in die Firma gekommen und war stets erreichbar für seine Söhne. „Haben wir dann doch anders entschieden, als er es getan hätte, konnte er das auch akzeptieren“, betonen sie, die ihm zum Arbeitsjubiläum sein Gesellwerkzeug samt Koffer schenkten.

„Als Mensch einfach schwer in Ordnung“

Er sei „immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ gewesen, und „als Mensch schwer in Ordnung“, betonen die Brüder. Dass sie den Termin mit dem Elektriker an seinem Todestag absagten, obwohl die noch junge Tochterfirma Pfister Immobilien die Stellplätze für 28 Wohnmobile im Buchtal nutzbar machen will, hätte er nicht verstanden: „‚Hier ist doch alles geregelt‘ hätte er gesagt“, meint Michael Pfister.

Für seine Familie und seine Mitarbeiter aber ist der so plötzliche Tod von Gerd Pfister kein Ereignis, nach dem sie zur Tagesordnung übergehen können. Einer wie er wird fehlen. Jeden Tag.

Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung beginnt am Freitag, 28. März, um 13.15 Uhr auf dem Friedhof Onstmettingen.