Gleich drei Zimmermeister teilten sich den Richtspruch. Foto: Michel

Ein historischer Tag für das Hotel Traube Tonbach: Mit vielen Gästen feiert die Hoteliersfamilie Finkbeiner am Mittwochabend Richtfest für das "neue Stammhaus" – fast genau eineinhalb Jahre nachdem ein verheerendes Feuer das Stammhaus in einen Totalschaden verwandelt hatte.

Baiersbronn-Tonbach - Eine große Mannschaft von Zimmerleuten steht auf dem Neubau, um den Richtbaum zu setzen. Gleich drei Zimmermeister teilen sich – vor zahlreichen Zuschauern – den Richtspruch: Ernst Schleh, Dieter Günther und Thomas Haist. Und darin reimen sie zum einen von der Freude über das bis jetzt Geschaffte, erinnern zum anderen aber auch an den unheilvollen Brand, der das Stammhaus im Januar vergangenen Jahres in Schutt und Asche legte. Und beim Thema Feuer wird es beinahe ein wenig kämpferisch: "Doch, wie das Element auch kämpft, den Mut des Menschen zu bezwingen, kann dennoch nimmer ihm gelingen." Denn schon am Tag nach dem Brand war die Devise klar: Weitermachen.

Und weiter geht’s beim Richtfest dann auch – aber in den Rohbau, der mit seinen großen Fensteröffnungen fast schon wie ein Freisitz anmutet. Dort ist schon alles bereit für den Richtschmaus. Köche und Service stehen in den Startlöchern.

"Als wir vor eineinhalb Jahren vor den Trümmern unseres historischen Stammhauses standen, entbehrte es jeglicher Vorstellung, wie und wann es weitergehen soll. Eines wussten wir aber sofort: Es würde ein großer Kraftakt werden", erinnert sich Hotelier Heiner Finkbeiner in seiner Rede, in der er vielen Beteiligten dankt. Das reicht von den Handwerkern, Architekten und weiteren am Bau Beteiligten über das Abbruchunternehmen und die Behörden auf Landkreis- und Gemeindeebene, die ihnen niemals Steine in den Weg gelegt hätten, bis zu den Mitarbeitern und seiner Familie.

"Dank des unermüdlichen Einsatzes so vieler Menschen, die den Weg in die Zukunft mit uns eingeschlagen haben, stehen wir nun hier – vor dem fast abgeschlossenen Rohbau. Voller Vorfreude und Zuversicht, hier schon bald ein neues Zuhause für unsere Restaurants eröffnen zu können", sagt der Hotelier.

Kurz nach dem Brand folgt die Entscheidung

Von einem besonderen Tag spricht auch Architekt Egon Bermayer von der ARP Architektenpartnerschaft Stuttgart, die für die Konzeption und Planung verantwortlich zeichnet. Schon kurz nach dem verheerenden Brand habe bei ihm das Telefon geklingelt, und Renate Finkbeiner habe die Frage gestellt: "Wollen wir den Neubau des Stammhauses wieder zusammen planen?" Gemeint waren das eingespielte ARP-Team und der Baiersbronner Architekt Rainer Günter. Sofort habe er zugesagt, so Bermayer: "Die Traube wieder aufbauen. Ein tolles Projekt." Dabei macht er auch deutlich, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass es keine einfache Aufgabe sein wird. So sei es eine Kunst gewesen, die große Baumasse auf dem steilen Grundstück unterzubringen.

Rainer Günter, schon seit vielen Jahren ein wichtiger Ratgeber für die Hoteliersfamilie und bauleitender Architekt, präsentiert in seiner Rede eindruckvolle Zahlen. So sind von Ende Januar bis Mitte Mai 2020 rund 350 Tonnen Brandholz, 330 Tonnen Brandmüll und 2200 Tonnen mineralischer Bauschutt entsorgt worden. Die Funktionsfläche des neuen Stammhauses beträgt rund 2950 Quadratmeter. Günter stimmt darauf ein, dass noch neun anstrengende Monate bis zur Fertigstellung auf alle Beteiligten warten. Denn nur gemeinsam könne dieses sportliche Ziel erreicht werden.

Einen Dank an alle richtet auch Renate Finkbeiner. Sie spricht von einer anstrengenden Zeit und von einer tollen Zusammenarbeit, die so gut Hand in Hand laufe, dass es Mut mache für den Endspurt. Und dann macht die Seniorchefin des Hotels noch auf die Zeitkapsel aufmerksam, in die jeder etwas hineinlegen kann. Sie soll nachträglich in das Fundament eingelassen werden – als Grundsteinersatz.