Die Hunde und Katzen wurden kurzfristig im Rottweiler Tierheim untergebracht. (Symbolfoto) Foto: VILevi/ Shutterstock

Zwei Dutzend Hunde und Katzen in einen Transporter gepfercht, beschmutzt vom eigenen Kot und Urin. Der Polizei und dem Rottweiler Veterinäramt ging dies zu weit. Tierschützer behaupten: Die Behörden haben völlig übertrieben. Das Rottweiler Tierheim sieht das anders.

Kreis Rottweil - Hohe Wellen schlägt die Nachricht von einem Tiertransporter aus Rumänien, der am Wochenende an der A 81 im Kreis Rottweil angehalten und kontrolliert wurde. Der Zoll informierte die Polizei, die wiederum das Veterinäramt verständigte. Der mit 21 Hunden und drei Katzen beladene Transporter durfte erst mal nicht mehr weiterfahren - sehr zum Ärger von diversen Tierschutz-Vereinen, welche die Straßentiere an neue Besitzer in Österreich, Deutschland und den Niederlanden vermitteln wollten.

Tiere laut Polizei "in sehr schlechtem Zustand"

Die Pressemitteilung der Polizei klingt besorgniserregend: "Der Laderaum war mit Schimmel befallen und mit Exkrementen verunreinigt", heißt es darin. "Die Tiere waren in einem sehr schlechtem Zustand", bekräftigt Polizeisprecher Uwe Vincon auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. 

Die Hunde und Katzen wurden ins Rottweiler Tierheim gebracht, wo sie begutachtet und versorgt wurden. Die beiden Fahrer des Tiertransporters hingegen wurden aufgefordert, das Fahrzeug zu reinigen und eine sogenannte Sicherheitsleistung zu hinterlegen. "Sie mussten sofort 2000 Euro Strafe per Paypall an das Tierheim bezahlen, wieso und weshalb, ist mir nicht klar", empört sich eine an der Transport-Organisation beteiligte Tierschützerin, die sich im Anschluss an unsere Zeitung gewandt hat. Sie kritisiert die Vorgehensweise des Veterinäramts und bemängelt, dass keine Kommunikation stattgefunden habe.

Bei dem Transport sei alles korrekt verlaufen, versichert die Frau. Von den deutschen Behörden fühlen sie und ihre Mitstreiter sich ungerecht behandelt. "Ein Transport, der mit Traces reist, ist ein legal angemeldeter Transport, da ist nichts illegal", bekräftigt sie. "Traces" steht für "TRAde Control and Expert System", in dem Datenbanksystem wird der Tierverkehr innerhalb der EU erfasst. Bereits zuvor in Österreich habe eine Kontrolle durch ein dortiges Veterinäramt inklusive Amtstierärzten stattgefunden, es habe keine Beanstandungen gegeben. Der bei der Kontrolle entstandene Schriftverkehr liegt dem Schwarzwälder Boten vor.

Tierheim sieht sich mit Shitstorm konfrontiert

Vorwürfen ausgesetzt sieht sich dabei vor allem das Rottweiler Tierheim. Auffällig dabei: In den vergangenen Tagen - seit der Kontrolle des Transporters - häufen sich die Negativaussagen in sozialen Netzwerken und Suchmaschinen. Von "Abzocke" und "Betrug" ist in den Google-Bewertungen die Rede. "Hier wird Tierschmutz und nicht Tierschutz betrieben", heißt es in einer weiteren. Anlass für das Tierheim, eine Stellungnahme zu veröffentlichen.

"Wir als Tierschutzverein stehen in der Verantwortung, Tieren in Not zu helfen, unabhängig davon, woher sie stammen oder aus welchem Grund sie zu uns kommen", erklärt der Tierschutzverein. "Wir werden als unseriöse Händler und Betrüger bezeichnet, die nur auf Geld aus sind."

Den Vorwürfen widerspricht der Verein entschieden: "Das Tierheim wurde vom Veterinäramt lediglich gebeten, die genannten Tiere kurzfristig unterzubringen. Während die Beamten die Papiere und die Transportbedingungen überprüften, konnten sich die Tiere bei uns die Beine vertreten, fressen, trinken und sich lösen."

Und auch die kritisierte Zahlung wird erklärt: "Da eine Überweisung des von den Behörden festgelegten Bußgeldes erst am Montag möglich gewesen wäre, erfolgte die Zahlung über das Paypal-Konto des Tierschutzvereins und wurde so an das Amt weitergeleitet. Dadurch war es möglich, dass der Transporter am Sonntag die Weiterfahrt antreten konnte." Mandy Zumbroich, stellvertretende Leiterin des Tierheims Rottweil, fügt hinzu: "Die Fahrer haben eine Quittung erhalten und das Veterinäramt will ihnen die Rechnung nachschicken."

Einer der Hunde wurde durch den Verein "Tierhilfe" in Mylau in Sachsen vermittelt. Die Vorsitzende Kati Wunderlich kritisiert, dass das Veterinäramt ihr den angeforderten Bußgeldbescheid nicht zukommen lässt. "Gegen eine Quittung kann ich keinen Einspruch einreichen", sagt sie. "Wir haben an unserem Hund vor und nach dem Transport keine Bemängelung festgestellt und sehen keinen Grund, warum er eine Nacht im Tierheim verbringen musste", erklärt die Vorsitzende. Dem Hund gehe es gut und er sei bereits in seinem neuen Zuhause eingetroffen. Das Tierheim Rottweil kritisiert Wunderlich allerdings nicht: Es müsse in so einer Situation die Tiere aufnehmen und die Anweisungen befolgen.

Keine erfundene Krankheiten

Mandy Zumbroich vom Rottweiler Tierschutzverein kann nicht nachvollziehen, woher die vielen negativen Rezensionen kommen. Der Verein habe die Kontrolle des Transporters nicht angeordnet, sondern lediglich die Weisung des Veterinäramts ausgeführt.

"Die Tiere waren in einem schlechten Zustand", betont sie. Krankheiten hätten die Tierheim-Mitarbeiter keine erfunden. Einige Hunde hätten Durchfall gehabt und seien positiv auf die Krankheit Giardien getestet worden. "Die Tiere waren 40 Stunden lang ohne frische Luft im Transporter eingesperrt. Sie waren völlig übermüdet und der Gestank war abartig", beschreibt die stellvertretende Leiterin das Szenario. Im Tierheim wurden die Hunde in Gruppen in den Zwingern untergebracht. Das Hundehaus sei zu klein, um jedem Tier einen eigenen Platz zu ermöglichen. Ein Problem sei dies jedoch nicht gewesen, so Zumbroich. Die Hunde hätten sich gut verstanden und sich in den Körben aneinander gekuschelt.  "Wir haben die Tiere bis spät in die Nacht betreut und haben alles für sie gegeben. Wenn sich ein Hund in einer Gruppe nicht wohlgefühlt hätte, hätten wir ihn natürlich in einem anderen Zwinger untergebracht." 

Die stellvertretende Leiterin möchte außerdem den Menschen danken, die dem Tierheim trotz der massiven Kritik bereits ihre Unterstützung ausgesprochen haben.