Ausschnitt aus dem Cover von Elisabeth Steinkellners Buch „Papierklavier“: Das von Anna Gusella illustrierte Buch ist im Verlag Beltz & Gelberg erschienen und wendet sich an Jugendliche ab 15 Jahren. Foto: /Beltz & Gelberg

Dass in einem Buch von Elisabeth Steinkellner eine Person mit Transgender-Hintergrund auftaucht, passe nicht zu den Kriterien des Katholischen Jugendbuchpeises. Die Bischofskonferenz zeichnet deshalb die nominierte Autorin nicht aus.

Köln/Stuttgart - Weil das nominierte Buch nicht den Statuten entspricht, vergibt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) dieses Jahr den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis nicht. Der DBK-Sprecher bestätigte am Sonntag auf Anfrage einen entsprechenden Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Im nominierten Roman „Papierklavier“ von Elisabeth Steinkellner geht es um das Leben der 16-jährigen Maia. In ihrem Freundeskreis gibt es eine Person, die transgender ist – sich also dem Geschlecht, das ihr bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht mehr zugehörig fühlt.

Mit dem Preis zeichnet die DBK deutschsprachige Bücher aus, „die beispielhaft und altersgemäß religiöse Erfahrungen vermitteln, Glaubenswissen erschließen und christliche Lebenshaltungen verdeutlichen“.

Ablehnung ein normaler Vorgang

Zur diesjährigen Ablehnung teilte der Sprecher mit: „Das ist ein normaler Vorgang. Vor einigen Jahren hat es schon einmal kein Preisbuch gegeben. Der Ständige Rat war der Auffassung, dass das vorgeschlagene Preisbuch nicht den Kriterien der Statuten des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises entspricht. Die Jury hat aus der vielfältigen Liste der Empfehlungsbücher kein neues Preisbuch vorgeschlagen.“

„Papierklavier“ ist auch für den deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert, den entsprechenden österreichischen Preis 2021 hat es bereits erhalten. In ihrer Besprechung lobte unsere Mitarbeiterin Ina Hochreuther das Buch von Elisabeth Steinkellner und schrieb: „Von Anfang an stark und selbstbewusst sowie sympathisch schnoddrig kommt die 16-jährige Protagonistin Maia in dem wunderbargestalteten Buch „Papierklavier“ daher. Wobei es Maia nicht leicht hat, sie pendelt zwischen Schule, Teilzeitjob und Ersatzmama für die zwei jüngeren Schwestern. Die Mutter arbeitet und kommt abends völlig erschöpft heim. Das Geld ist in der Familie so knapp wie der Platz in ihrer Zweizimmerwohnung. Keiner der drei unterschiedlichen Väter der Mädchen unterstützt sie.

Ein fast philosophischer Blick auf die Welt

Maia aber lässt sich nicht unterkriegen, auch nicht von Schönheitsidealen, denen sie mit ihrer molligen Figur so gar nicht entspricht. Sie liebt ihre zwei besten Freundinnen, die feministisch angehauchte und im Unterschied zu ihr von Jungs begehrte Alex genauso wie die etwas ältere Carla, in deren Ausweis der Vorname Engelbert steht und die sich null um Genderzuschreibungen schert. Diese zwei festen Freundschaften, vor allem aber Carlas fast philosophischer Blick auf die Welt geben Maia Kraft, die sie wiederum mit allen ihren Lieben teilt.

Leichthändig mixt Elisabeth Steinkellner große Themen wie Armut, Körperbilder, Transsexualität und Feminismus. Die knappen,eindrucksvollen Texte sind in Tagebuchform geschrieben. Die oft großformatigen, skizzenhaften Zeichnungen von Anna Gusella gehen nicht nur eine hervorragende Symbiose mit den Gedanken und Notizen aus Maias Sicht ein, sondern erzählen teilweise darüber hinaus. Ein Buch voller positiver Energie, das glücklich macht! Oder um es mit Maia auszudrücken: „Jede/jeder ist anders als die anderen und trotzdem passen wir ALLE irgendwo dazu, und am Ende gehören wir doch alle irgendwie zusammen, weil wir so unterschiedlich gar nicht sind.“

Elisabeth Steinkellner, Anna Gusella (Illus.): Papierklavier. Verlag Beltz & Gelberg, 140 Seiten, 14,95 Euro. Ab 15)