Trampolinturner Fabian Vogel will in Paris überzeugen. Foto: imago//Schreyer

Der Trampolinturner Fabian Vogel tritt an diesem Freitag in Paris bei den Olympischen Spielen an. Vor seiner Übung wird er wieder ein ganz besonders umfangreiches Programm abspulen. Warum eigentlich?

Olympia – das ist eine große Sache. Sagen die Sportlerinnen und Sportler jedenfalls unentwegt. Was sie auch oft erklären: Dass sie versuchen wollen, das Ungewöhnliche gewöhnlich erscheinen zu lassen. Der Trampolinturner Fabian Vogel sagt dazu: „Es wird von mir hier ja auch nur das verlangt, was ich im Training auch mache.“

Was er sich deshalb vorgenommen hat: auf jeden Fall bei seinen Ritualen zu bleiben.

Der 29-Jährige aus Bad Kreuznach ist längst nicht der einzige Sportler, der sich bestimmte Abläufe zurechtgelegt hat, um sich damit in Sicherheit zu wiegen. Bei manch anderem ist auch noch Aberglaube dabei. Zum Beispiel bei seinem Kollegen vom Deutschen Turnerbund (DTB). Der Barren-Weltmeister Lukas Dauser trägt in wichtigen Wettkämpfen immer die gleiche Unterhose und rasiert sich nie am Wettkampftag („Wer rasiert, verliert“). Seine Tasche muss immer gleich gepackt sein – und wenn die Badelatschen nicht akkurat an der Turnmatte stehen, stoppt Dauser lieber noch einmal auf dem Weg zum Gerät. Und richtet das Paar ordentlich hin.

Umfangreich und immer gleich – der Ablauf vor der Kür

Klingt nach einem ziemlich umfangreichen Ritual-Programm. Aber Fabian Vogel kann das locker schlagen.

An diesem Freitag turnt er in der riesigen Arena in Paris-Bercy seinen olympischen Wettkampf. Es kann gut sein, dass sich 20 000 Augenpaare nur auf einen richten – auf den Mann aus Bad Kreuznach. Wie er damit umgeht? Klar, indem er seine Rituale pflegt. Die fast umfangreicher sind als seine Kür auf dem Sprungtuch.

Es beginnt mit der Musik. „Wenn ich aufgeregt bin, höre ich ruhigere Musik“, sagt er. Wenn er dagegen das Gefühl hat, etwas zu entspannt zu sein, sind die Songs umso aufregender. Zwei Turner vor dem eigenen Start legt er die Kopfhörer dann zur Seite, er trinkt einen Schluck Wasser und geht gedanklich seine Übung noch einmal durch. Es folgt: der Gang zum Gerät. Einfach so? Von wegen!

Ähnlich wie bei Lukas Dauser stehen die Badeschlappen genau nebeneinander an der Turnmatte – sonst geht auch Fabian Vogel nicht weiter. Passt die Schuhablage, betritt er die Matte am Boden – „ich kreise dann einmal den rechten und einmal den linken Fuß“, erklärt er. Dann geht es hoch auf das eigentliche Trampolin. Wo dann sofort die Übung beginnt? Keineswegs!

Oben angekommen wischt er mit der Sohle über das Gerät – auch hier: einmal rechts, einmal links. Der Abschluss der ganzen Nummer: „Ich winkle beide Füße noch einmal an.“ Danach katapultiert er sich dann endgültig gen Hallendach. „Ich weiß, das ist ein ganz verrücktes Ritual“, sagt er lachend. Aber: „Das muss auch immer so sein.“ Geschadet hat es bislang ja nicht.

Im Synchronspringen wurde Vogel schon zweimal Weltmeister, in Paris tritt er aber lediglich im Einzel an. Hier wurde er zuletzt immerhin fünfmal in Folge deutscher Meister. Bei den Spielen in der französischen Hauptstadt setzt er im Wettstreit der lediglich 16 Besten der Welt auf sein turnerisches Können („Da gibt es nicht viel zu taktieren“), auf seine mentale Stärke („Ich kann um mich herum alles ausblenden“) – und natürlich: auf sein Ritual.