Soll Frisch Auf Göppingen stabilisieren: Trainer Aleksandar Knezevic Foto: Baumann

Im Sommer löst ihn der Schwede Magnus Andersson als Trainer ab: Bis dahin soll Aleksandar Knezevic als Interimscoach und sportlicher Leiter von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen weiter wertvolle Vorarbeit leisten.

Göppingen - Aleksandar Knezevic (45) sitzt im Café Balance gegenüber der EWS-Arena. Das letzte Gespräch von vielen an diesem Nachmittag endet wieder einmal erst unmittelbar vor dem Trainingsbeginn mit den Bundesliga-Männern um 17.30 Uhr. Da ist es ganz praktisch, dass er mit seiner Familie nur 500 Meter von der Halle entfernt wohnt. Ein Griff zum Handy, ein Anruf bei Ehefrau Slavica – und keine zwei Minuten später bringt sie ihm die Sportklamotten an die Arena. Ein Lächeln blitzt auf. Dann stürmt er zum Training und versichert: „Ich kriege das schon alles hin.“

Aleksandar Knezevic – das ist die Allzweckwaffe von Frisch Auf. Seit der Beurlaubung von Velimir Petkovic am 3. Dezember ist er Cheftrainer der Männer. Sein Amt als Coach der Göppinger Bundesliga-Handballerinnen gab Knezevic zwar auf, doch Geschäftsführer der Frauen und Leiter des Nachwuchscenters ist er geblieben. Und als sportlicher Leiter der Männer treibt er nebenbei auch die Personalplanungen für die neue Runde voran – im Doppelpass mit dem Schweden Magnus Andersson, der Knezevic im Sommer als Trainer ablösen wird.

Bis dahin soll Knezevic weiter wichtige Vorarbeit leisten. Nur eines von fünf Pflichtspielen ging unter seiner Regie im vergangenen Dezember verloren. Der ehemalige Rückraumspieler, der von 1999 bis 2007 für Frisch Auf am Ball war, hat den Abwärtstrend gestoppt. Er hat für eine bessere Stimmung in der Mannschaft gesorgt, Spielern wie Michael „Mimi“ neues Selbstvertrauen eingeimpft. Es herrscht Aufbruchstimmung. Bei den Fans. Im gesamten Umfeld. „Zum Schluss der Ära Petkovic machte sich eine Kultur des Misstrauens breit“, sagt Geschäftsführer Gerd Hofele. „Jetzt wollen wir uns weiter stabilisieren, Schritt für Schritt nach vorne kommen, auch das Sponsoreninteresse ankurbeln.“ In der Bundesliga hält Hofele das Saisonziel Platz acht noch für machbar. Im DHB-Pokal kann mit einem Sieg am 26. Februar bei Ligarivale MT Melsungen das lukrative Final Four in Hamburg erreicht werden. „Das wäre natürlich überragend“, sagt Knezevic.

Doch erst einmal hat die Liga Priorität. Die Spannung ist groß: An diesem Mittwoch geht es gegen die Füchse Berlin, eine Woche später zu den Rhein-Neckar Löwen. Gehen beide Partien gegen die Topteams schief, muss die Abstiegszone weiter im Blick behalten werden. Ob Knezevic Angst vor der Absturz hat? „Angst nicht, aber ich bin weit davon entfernt, die Lage zu unterschätzen“, sagt der gebürtige Bosnier. Parallel zur Trainingsarbeit beschäftigt er sich mit dem Gesicht des Teams für die neue Saison. Die kniffligste Aufgabe: Torjäger Momir Rnic (nach Melsungen) muss im linken Rückraum ersetzt werden. Einer der Kandidaten ist Zarko Sesum (Rhein-Neckar Löwen).

Wie es mit Knezevic nach der Runde weitergeht? Klar ist, dass er dem künftigen Männer-Chefcoach Andersson als sportlicher Leiter zur Seite steht. Geschäftsführer der Frauen bleibt er sicher, geplant ist auch, dass er die Spielerinnen wieder trainiert. Und was passiert, wenn Knezevic plötzlich ein Angebot als Trainer aus der Männer-Bundesliga bekommt? „Im Sport weiß man nie, was passiert, aber ich möchte mit meiner Familie in Göppingen bleiben.“ Zumal eine Wohnung 500 Meter von der Halle entfernt einige Annehmlichkeiten mit sich bringt.