Nach dem tragischen Arbeitsunfall an der Hochbrücke, bei dem drei Bauarbeiter zu Tode gekommen sind, fragt sich unser Autor, wie es nun weitergehen kann.
Seit Jahren ist es das große Thema: Wie schnell wird die Hochbrücke fertig? Die vom Unternehmen Porr angekündigten Bauverzögerungen sorgten für einen großen Aufschrei. Die Nachricht, dass es doch schneller gehen soll, führte zu großer Erleichterung.
Doch der tödliche Unfall vom Dienstag zeigt, wie nebensächlich Zeitpläne werden können.
In täglicher Gefahr – und oft Arbeiter aus dem Ausland
Was oft vergessen wird: Die Menschen, die dafür sorgen müssen, dass so ein großes Bauwerk schnell, aber sicher und ohne Fehler gebaut wird. Und die sich selbst bei diesen großen Höhen täglich in Gefahr begeben. Wer über Bauzeiten spricht, darf nicht vergessen, dass es Menschen sind, die diese Brücke errichten – mit Muskelkraft, Präzision und Mut.
Gerade bei Großprojekten sind es oft Arbeiter aus dem Ausland, die fernab ihrer Heimat Höchstleistungen erbringen. Für sie bedeutet dieser Job nicht nur Arbeit, sondern Lebensgrundlage.
Familien trauern
Der tragische Arbeitsunfall am Dienstagmittag lässt das Thema Bauzeiten plötzlich völlig in den Hintergrund rücken. Und das zurecht. Drei Menschen sind ums Leben gekommen. Ihre Familien trauern – ob in Deutschland oder in einem anderen Land. Denn diese Großbaustelle ist international.
Ehemann, Vater oder Sohn sind plötzlich nicht mehr da. Man möchte sich nicht vorstellen, wie es war, als den Angehörigen diese schlimme Nachricht mitgeteilt wurde.
Der Arbeitsunfall muss jetzt vollumfänglich aufgeklärt werden. Noch ist keine Zeit, irgendeiner Seite Vorwürfe zu machen, so wie es jetzt schon in sozialen Netzwerken passiert.
Zeit für Verarbeitung
Und vor allem muss den Arbeitern, die an dieser Baustelle weiterarbeiten sollen, die Zeit gegeben werden, dieses schreckliche Ereignis irgendwie zu verarbeiten. Geht das innerhalb von zwei Tagen? Eigentlich nicht. Wie sollen Menschen nach so einem Ereignis wieder zur Arbeit zurückkehren – an genau denselben Ort, mit demselben Blick in die Tiefe, in derselben Gondel? Diese Frage stellt sich jetzt den Verantwortlichen. Nicht alles lässt sich mit einem Sicherheitscheck und einer Pause von zwei Tagen lösen.
Klar ist aber: Das Thema Bauzeit darf aktuell keine Rolle spielen. Bauen unter Zeitdruck ist Alltag. Doch es darf nie wichtiger sein als das Leben derjenigen, die bauen.
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