Für die deutschen Leichtathleten endet der dritte Tag der WM mit einigen Enttäuschungen.
Daegu/Südkorea - Nadine Kleinert und Jennifer Oeser vergossen bittere Tränen, Malte Mohr verpasste den ersehnten Höhenflug am Abendhimmel und Markus Essers Hammer flog um 27 Zentimeter an Bronze vorbei. Für die deutschen Leichtathleten endete der dritte Tag der Weltmeisterschaften in Daegu glanzlos und mit einigen Enttäuschungen. 24 Stunden nach dem Silber-Coup von Diskuswerferin Nadine Müller gingen sie leer aus - und sämtliche Podestplätze an die immer stärker werdende Konkurrenz.
Fast 40.000 Zuschauer feierten die neue Sprintkönigin Carmelita Jeter. In 100-Meter-Finale triumphierte die Amerikanerin in 10,90 Sekunden. Spannender war jedoch der Showdown über 110 Meter Hürden - und der hat noch ein Nachspiel. Olympiasieger und Weltrekordler Dayron Robles stürmte in 13,14 Sekunden als Erster ins Ziel - eine Stunde später wurde der Kubaner aber wegen Behinderung des Chinesen Liu Xiang disqualifiziert. So bekam Jason Richardson (USA), in 13,16 zunächst Zweiter, Gold am Grünen Tisch serviert. Beim „langen Marsch“ zurück in die Weltspitze holte sich Liu mit Silber (13,27) neue Motivation für Olympia 2012 in London. Die Kubaner legten jedoch umgehend einen Gegenprotest gegen die Entscheidung ein.
Mohr wird Fünfter, Kugelstoßerin Kleinert nur Achte
Esser landete wie vor sechs Jahren in Helsinki auf dem vierten Platz, Stabhochspringer Mohr wurde Fünfter, Kugelstoßerin Kleinert gar nur Achte - noch im Daegu Stadion flossen die Tränen bei der Magdeburgerin. Auch Siebenkämpferin Jennifer Oeser weinte: Nach dem ersten Tag war die 27-Jährige aus Leverkusen nur Siebte - Medaillentraum geplatzt. In Führung liegt wie erwartet Titelverteidigerin Jessica Ennis (Großbritannien) mit 4078 Punkten. „Ich bin ein bisschen schwer in Tritt gekommen, aber das komplette Jahr gibt Aufschwung für London. Ich kann mit Recht sagen: Markus Esser ist zurück in der Welt“, sagte der 31 Jahre alte Leverkusener, der mit 79,12 Metern wie bei der WM 2005 und der EM 2006 das Podest nur knapp verpasste.
Auch Esser staunte über den neuen Champion: Der Japaner Koji Murofushi gewann mit 36 Jahren seinen ersten WM-Titel. Der Olympiasieger von 2004 siegte mit 81,24 Metern hauchdünn vor dem Ungarn Krisztián Pars und Titelverteidiger Primoz Kozmus (Slowenien). Ein Jahr nach seinem EM-Debakel von Barcelona kämpfte Mohr diesmal zwar um die Medaillen mit, konnte sich von seinem Form-Hoch aber nicht mehr beflügeln lassen. Starke 5,85 Meter im dritten Versuch reichten für den 25 Jahre alten Münchner nur zum fünften Platz. „Ich habe mich, glaube ich, ganz gut verkauft. Mit dem Platz bin ich nicht zufrieden, aber mit der Leistung“, meinte Mohr.
Gold ging an den Weltjahresbesten aus Polen: Der 22 Jahre alte Pawel Wojciechowski holte sich den Titel mit 5,90 Meter vor dem höhengleichen Kubaner Lazaro Borges. Für Favorit Renaud Lavillenie (5,85) blieb nur Bronze. Genau 25 Stunden nach dem Fehlstart-Debakel von Usain Bolt ging bei den Sprinterinnen die Post gleich mit dem ersten Schuss ab - 10,90 Sekunden kürte sich Jeter erstmals zur schnellsten Frau der Welt. Dahinter entschieden Hundertstel: Die Jamaikanerin Veronica Campbell-Brown holte Silber (10,97) vor Kelly-Ann Baptiste aus Trinidad und Tobago (10,98) und Jamaikas entthronter Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Price (10,99).
Oscar Pistorius kommt ins WM-Halbfinale
Für den unterschenkelamputierten Oscar Pistorius endete die erste WM im Halbfinale: Der Südafrikaner wurde zwar frenetisch angefeuert, doch das reichte nicht. Pistorius kam auf seinen Karbon-Prothesen als Letzter seines Laufs ins Ziel und verfehlte seine persönliche Bestzeit um mehr als eine Sekunde. Außenseiterin Amantle Montsho aus Botswana düpierte alle Favoritinnen und wurde erstmals Weltmeisterin über 400 Meter. Die Außenseiterin siegte in 49,56 Sekunden - 3/100 vor der Topfavoritin Allyson Felix aus den USA (49,59). Die Neuseeländerin Valerie Adams verteidigte Kugelstoß-Gold mit einer Weite von 21,24 Metern.
Mit drei Spritzen im lädierten linken Knie hat Diskus-Recke Robert Harting die Qualifikation überstanden und will am Dienstag den Kampf um eine Medaille aufnehmen. Nach dem ersten Wurf über 64,93 Meter kam der Berliner noch auf 63,75 - und packte dann seine Tasche. „Ich muss einfach Gas geben. Das wird morgen schon, das wird cool“, sagte der Titelverteidiger nach dem schweißtreibenden „Vorspiel“.