Horst und Heidi Meinecke gehen zum 30. April in den Ruhestand und verkaufen bis dahin den gesamten Warenbestand des Traditionsgeschäfts „Uhren und Schmuck Meinecke“ aus. Foto: Martin Kistner

1955 gründete Friedrich Meinecke in Ebingen die Firma Uhren-Meinecke – jetzt endet die 70-jährige Unternehmenstradition: Horst Meinecke, der Sohn des Gründers, und seine Frau Heidi gehen in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es nicht, das Geschäft schließt.

70 Jahre mögen eine lange Zeit sein, aber es gibt eine Familientradition im Hause Meinecke, die reicht noch viel weiter zurück.

 

Seit 1846 wurde der Beruf des Uhrmachers und Goldschmieds in jeder Generation vom Vater zum Sohn weitergegeben. Der erste Meinecke war noch in Hamburg zu Hause, später waren die Meineckes in Pforzheim, der Schmuckmetropole im Südwesten, ansässig – und 1955 machte sich die vierte Generation in Gestalt von Friedrich Meinecke in Ebingen selbstständig.

Das erster Geschäft lag in der Nähe des Hallenbads

Friedrich Meinecke, heute 96 Jahre alt, ist gebürtiger Pforzheimer. Nach dem Besuch der Oberrealschule erlernte er in den Nachkriegsjahren das Uhrmacherhandwerk und legte 1954 erfolgreich die Meisterprüfung vor der Handwerkskammer Reutlingen ab. 1955 gründete er sein eigenes Geschäft im Ebinger Grüngraben, ganz in der Nähe des Hallenbades.

In der Anzeige, die er damals in der Zeitung schaltete, warb ei mit einer „guten Auswahl in Groß- und Kleinuhren sowie in Schmuck und Bestecken“ um das Vertrauen seiner künftigen Kundschaft: „ Ich garantiere für fachmännische Handwerksarbeit und Beratung.“

Nach den zehn Jahren reichte der Platz nicht mehr

Die ersten Jahre waren hart; Friedrich Meinecke arbeitete oft bis tief in die Nacht hinein, um in Ebingen geschäftlich Fuß zu fassen. Das zahlte sich aus, ebenso wie die guten Kontakte nach Pforzheim, von wo Meinecke den größten Teil seines hochwertigen Schmuckangebots bezog. Ein Jahrzehnt später waren die Räume in der Grüngrabenstraße endgültig zu klein geworden; die Firma Meinecke zog in die Untere Vorstadt um, wo sie bis heute geblieben ist.

1999 übernahm der Sohn den Betrieb

Seit 1983 waren zwei Uhrmachermeister im Betrieb tätig: In diesem Jahr erwarb Horst Meinecke, der bei der Firma Schmid in Geislingen in die Lehre gegangen war und die staatliche Feintechnikschule in Villingen-Schwenningen besucht hatte, den Meisterbrief – nur ein Jahr später wurde er selbst Mitglied im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Konstanz. 1999 übernahm er dann die väterliche Firma, doch natürlich sah der Seniorchef weiterhin regelmäßig nach dem Rechten und half mit. Um die kaufmännische Seite des Geschäfts kümmert sich Horst Meineckes Frau Heidi, die ihr Handwerk ursprünglich in der Parfümeriebranche erlernt hatte, sich aber problemlos unter Uhren und Schmuck zurechtfand. Es war ja auch nicht so, dass Welten zwischen den beiden Branchen gelegen hätten.

Die Geschäftsjahre waren durchweg gut – das Ende ist dem Alter geschuldet

2004 feierte die Firma Meinecke ihr 50-jähriges Bestehen. Es folgten weitere 20 Geschäftsjahre, die durchweg gut waren. Dass Horst und Heidi Meinecke jetzt einen Schlussstrich ziehen, ist keineswegs einer flauen Konjunktur geschuldet, sondern dem Alter: Horst Meinecke ist 67; er will es jetzt ein wenig ruhiger angehen lassen und intensiver als bisher seinem großen Hobby, dem Golfsport frönen, und auch seiner Frau dürfte die Zeit im Ruhestand nicht lang werden. Eine sechste Uhrmachergeneration in der Familie Meinecke aber wird es nicht geben; die Töchter haben beruflich andere Wege eingeschlagen.

Da auch sonst kein Nachfolger zu finden war, sind die Tage des Geschäfts in der Unteren Vorstadt gezählt: Am 30. April gehen die Lichter aus – wer bis dahin noch einmal hineinschaut, dem winkt das eine oder andere Schnäppchen.