Winfried Kretschmann nimmt seit Jahren am traditionellen Froschkuttelnessen teil. Hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2018. Foto: dpa/Felix Kästle

Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Stammgast beim Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole am Fastnachtsdienstag. Frauen müssen draußen bleiben – auch Journalistinnen. Das sorgt für Kritik.

Rund um die Fastnacht gibt es die seltsamsten Bräuche, die nur Eingeweihte so richtig verstehen. Dazu gehört mit Sicherheit auch das „Froschkuttelessen“. Auch in diesem Jahr tischt die Narrenzunft Gole in Riedlingen (Kreis Biberach) die Speise wieder auf. Traditionell hat die Zunft dabei hohen Besuch im Riedlinger Rathaus: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) lässt sich das besondere Frühstück am Fastnachtsdienstag (8.45 Uhr) seit Jahrzehnten schmecken. Dort sei er allerdings privat und nicht in seiner Funktion als Ministerpräsident, erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin auf Anfrage.

 

Auch wenn es der Name suggeriert, mit Amphibien hat das Froschkuttelnessen nichts zu tun. Für Vegetarier ist das Gericht aber trotzdem nichts. Aufgetischt wird eine Mischung aus Rinderinnereien, die mit Gewürzen verfeinert werden.

Kritik vom Journalistenverband

Frauen müssen bei dem traditionellen Festmahl draußen bleiben. Die Tür wird abgeschlossen, sodass die Herren das Rathaus vom ersten Stock aus über eine Rutsche verlassen müssen – natürlich unter dem Jubel zahlreicher Zuschauer. Obwohl diese Tradition in Zeiten der Gleichstellung fragwürdig ist, wird sich daran vermutlich erst einmal nichts ändern.

In diesem Jahr hatte es aber noch aus einem anderen Grund im Vorfeld Ärger gegeben: Der Deutsche Journalistenverband DJV Baden-Württemberg betrachtet es als „äußerst kritisch“, dass auch Journalistinnen beim Froschkuttelnessen nicht zugelassen sind. „Abgesehen von der Frage, ob eine solche Einteilung in binäre Geschlechtsidentitäten heute überhaupt noch zeitgemäß ist, muss zumindest für die journalistische Berichterstattung über solche Veranstaltungen gewährleistet werden, dass diese durch Menschen aller Geschlechter erfolgen kann“, so DJV-BW-Geschäftsführer Gregor Schwarz. „Alles andere ist eine erhebliche Einschränkung der Pressefreiheit.“

Zunftmeister nimmt es gelassen

Zunftmeister Thomas Maichel nimmt die Kritik gelassen. Journalistinnen dürfen auch in Zukunft nicht im Saal dabei sein. Frauen dürfen es aber gerne einmal probieren. Die Reaktion der Männer dürfte ziemlich laut ausfallen, ist sich Maichel sicher. „Die würden johlen.“

Parallel zum Froschkuttelnessen der Männer gibt es seit rund 50 Jahren auch ein Froschkuttelnessen der Frauen, der sogenannten Weiber von der Stadt. Es handelt sich dort um eine männerfreie Zone, zu der auch Journalisten keinen Zutritt haben. Laut Mechtild Kniele von den Weibern von der Stadt handelt es sich dabei um eine lose Gruppe. Ursprünglich entstanden aus Protest, weil Frauen beim Froschkuttelnessen der Männer ausgeschlossen wurden. Inzwischen hat man jedoch ein gutes Verhältnis zur Narrenzunft, so Kniele. Fasnet ist Fasnet.