Nachdem der Maibaum in Höfendorf von Jugendlichen aus Trillfingen abgesägt wurde, organisierten die Bürger ein neues Exemplar. (Archivbild) Foto: Beiter

In Höfendorf ist am Wochenende der Maibaum kurz vor Festbeginn von einer Gruppe Jugendlicher aus Trillfingen abgesägt worden. Seither findet in den sozialen Medien eine rege Diskussion darüber statt, ob die Aktion als traditioneller Brauch eingeordnet werden kann oder ob es sich gar um eine Straftat handelt.

Rangendingen-Höfendorf - Es geht ganz schnell: Ein junger Mann setzt eine Motorsäge an den Höfendorfer Maibaum an, der noch nicht einmal aufgestellt ist. Binnen Sekunden sägt er die geschmückte Spitze ab. Anschließend steigt er sofort in das vor ihm haltende Auto, in dem drei weitere Jugendliche sitzen und die ganze Aktion filmen. Lachend fahren die jungen Männer davon. Durch die Heckscheibe filmen sie noch die Jugendlichen aus Höfendorf, die fassungslos neben ihrem zerstörten Maibaum stehen und dem Auto hinterher schauen. 

Die Höfendorfer finden diese Aktion alles andere als lustig. Nachdem sie einen neuen Maibaum organisiert und geschmückt hatten, fand ihr Maifest am Wochenende zwar noch statt, die Empörung war jedoch groß. Ortsvorsteher Gerd Beiter erstattete sogar Anzeige gegen die Jugendlichen aus Trillfingen, da die Aktion immerhin auf einem Gemeindegrundstück passiert sei und der Baum aus dem Rangendinger Gemeindewald stamme. Für ihn habe die Aktion nichts mit Brauchtum zu tun, begründet der Ortsvorsteher diesen Schritt. Auch der Höfendorfer Feuerwehrkommandant Siegfried Grupp ordnet die Aktion nicht als Maistreich, sondern als Sachbeschädigung ein und sprach sich ebenfalls für eine Anzeige aus.

User sind geteilter Meinung

Die User in den sozialen Medien denken jedoch unterschiedlich über die Aktion: Einige kommentieren unter einen Post des Artikels vom Schwarzwälder Boten, dass das gar nicht ginge und mit Brauchtum oder Tradition nichts zu tun habe. "Sowas ist einfach nur unverschämt" kommentiert Julia F. zum Beispiel. "Das hat nichts mit Tradition zu tun, sondern ist einfach nur kriminell. Hätte man die aus dem Auto gezogen und ordentlich verdroschen, wäre von Tradition auch keine Rede gewesen" schreibt Oliver E. dazu. 

Andere sehen die Aktion mit einem Augenzwinkern und finden die Anzeige schlicht überzogen. Sie bedauern, dass es heutzutage offenbar keinen Platz mehr für die Tradition des Maibaum-Umsägens im Nachardorf gebe und unverhältnismäßig hart gegen die Jugendlichen vorgegangen werde. "Schade, dass sich heute so wenig mit Brauchtum und Tradition auskennen. Immer erst mal Anzeige bei der Polizei erstatten. Wer nicht auf seinen Baum aufpasst, ist selbst schuld. Ende", kommentiert Marina T. beispielsweise. Nicht umsonst, schreiben andere User, habe man die geschmückten Bäume früher nachts bewacht. Auch Norbert K. weist darauf hin, dass es sich nicht um eine Straftat handele und Maibäume schon früher umgesägt worden seien. Ironisch kommentiert er noch, dass eine Anzeige in die heutige Zeit passe und sich die Höfendorfer über ihre gute Zusammenarbeit freuen sollten.

Lesen Sie auch: Maibaumstellen. Woher kommt die Tradition und welche Bräuche gibt es kaum noch?

Volkskundler ordnet Aktion ein 

Doch wie lässt sich die Aktion der jungen Männer aus Höfendorf mit Blick auf die Tradition nun einordnen? Volkskundler Professor Doktor Werner Mezger erklärt, dass es richtig ist, dass Jugendliche früher die Maibäume aus benachbarten Ortschaften umgesägt haben. Diese Tradition sei inzwischen jedoch zurückgegangen. Mezger findet jedoch, dass in Anbetracht dessen, welcher technische und idealistische Aufwand heutzutage hinter dem Aufstellen des Maibaumes steckt, die Jugendlichen anderweitig Schabernack treiben sollten. "Nicht alle Traditionen sind gut, richtig und sinnvoll. Manche grenzen an Unfug. Die darf man nicht gutheißen", meint der Volkskundler. Dennoch sollte man abwägen, welche Strafe zu dieser Aktion angemessen sei.