Die Fasnet wird beim traditionellen Fasnetsvergraben der Narrhalla Boll aufgebahrt. Foto: Michael Daiker

Mit der Tradition hat die Bollemer Zunft am Aschermittwoch die fünfte Jahreszeit beendet. Die Vorfreude auf die kommende Fasnet ist groß.

Dabei hatte der diesjährige Trauerzug beim Fasnetvergraben der Narrhalla Boll einen ungewöhnlichen Ausgangspunkt. Nach dem Gottesdienst in der St. Nikolaus Kirche war der Start des Trauerumzuges am Pfarrhaus. Dekan Knaus brachte es passend auf den Punkt: „An der Asche tragt ihr auch nicht schwerer wie an Konfetti“.

Fasnetsrebellen in Boll

Einen Tag später als anderswo endet im fasnetrebellischen Dorf am Zollerwald die fünfte Jahreszeit. Am Abend des Aschermittwochs tragen die Hasawedel in Boll einen alten roten Sarg durch die Ortsmitte. An der Spitze des Trauerzuges marschiert der Fahnen- und Laternenträger. Weiter reihen sich die Sargträger, der Vorbeter und der „Pfarrer“ ein, gefolgt von der Trauergemeinde.

Narrenchef leitet die Liturgie

Das Prozedere nimmt dann in der Dorfmitte seinen Lauf, wo die „Tante Fasnet“ abgestellt wird und der Pfarrer betet: „Sprengt an Has am Wengaroa nom“, worauf die Gemeinde antwortet: „Lenda laufa.“ Unter Weinen und Wehklagen zieht dann der Trauerzug in die Festhalle ein, wobei der rote Sarg auf der Bühne abgestellt wird.

Die Zeremonie beginnt mit dem wohl bekanntesten Lied „Ich hat ne alte Tante“. Der Narrenchef in Gestalt des „Pfarrers“ leitet die Liturgie und erzählt von „David Essigsieder“, der eine Katz im Stiefelrohr rasieren konnte. Vereins- und Gemeindemitglieder halten Trauerreden und legen nach humorvollen Worten, meist ein lustiger Rückblick auf die vergangene Fasnet, Kränze nieder. Im Laufe einer weiteren Ansprache des „Pfarrers“ streut dieser Asche aus und leert das Nachtgeschirr des Nachtwächters über die Bahre.

Nachttopf wird meistbietend versteigert

Nach der Ansage „Tragt sie fort in eine Lumpenecke, denn sie stinkt ja schau wie sechse“, wird die „Fasnet“ von der Bühne getragen.

Fasnetspiel wurde 1915 von Pfarrer Häusler umgeschrieben

Bevor der Nachttopf meistbietend versteigert wird, folgt die Predigt. Der „Pfarrer“ mahnt: „Euer Los ist entschieden, eure Stunden sind gezählt, bekehrt euch, sonst jeder von euch zur Hölle fährt.“ Das Fasnetspiel wurde 1915 von Pfarrer Häusler umgeschrieben und in unveränderter Form jährlich am Aschermittwoch aufgeführt.

Die Fasnet endet in Boll mit der Bekanntgabe der närrischen Dorfbegebenheiten, welche der Narrhalla übers vergangene Jahr bekannt wurden. Aber: Nach der Fasnet ist bekanntlich vor der Fasnet. Frei nach dem Motto: „Flau am Magen, Kopf wie Stroh – und nächstes Jahr isch´s wieder so.“