Viel Feingefühl und eine ruhige Hand bringt Helmut Friedrich für das Restaurieren alter und beschädigter Bilder mit. Foto: rt Foto: Schwarzwälder Bote

Der Beruf ist sein liebstes Hobby: Helmut Friedrich war sein ganzes Leben lang von Bildern umgeben. Auch mit 77 Jahren restauriert er in seinem Geschäft in der Schulstraße in Freudenstadt noch Bilder und Rahmen.

Freudenstadt - Behutsam tupft Helmut Friedrich ein wenig Firnis auf das große Ölbild. Es zeigt einen Mönch im tiefen Weinkeller, beleuchtet von einer Laterne. "Das Bild gehört zu einem Hotel. Ich kenne es gut, mein Vater hat es einst verkauft", sagt Friedrich. Jetzt ist der fröhliche Mönch zurückgekommen in das Haus des Bildergeschäfts in der Freudenstädter Schulstraße, ein wenig stumpf in den Farben und ein wenig ramponiert, auch der alte Rahmen hat was abgekriegt.

Helmut Friedrich restauriert beides fachmännisch, bedächtig und liebevoll. Er ist zeitlebens von Bildern umgeben, und das sind immerhin stolze 77 Jahre. Eigentlich macht Helmut Friedrich Bilderrahmen. Früher betrieb das Familiengeschäft "Friedrich – Einrahmungen und Kunsthandel" noch den Handel mit Bildern und Kunstgegenständen. Noch früher war das Kunsthaus eine Buchbinderei.

Kunsthandel nebenbei

Doch das ist alles lange her. Heute läuft der Kunsthandel, wenn er denn überhaupt läuft, "so nebenbei", wie Friedrich sagt. Er konzentriert sich auf das Rahmengeschäft, das einzige im weiten Umkreis, doch das ist seit Corona auch mehr als flau. Das gibt ihm zeitlichen Spielraum und Muße für das Restaurieren von Bildern, eine Arbeit, der er sich mit großer Hingabe, Respekt vor der Kunst und viel Feingefühl nähert. Erst kürzlich hat Friedrich für den Heimat- und Museumsverein ein wieder entdecktes Bild der Freudenstädter Malerin Hildegard Rath aufgefrischt. Es war jahrelang auf einem Dachboden verstaubt und verschmutzt. Friedrich hat es vorsichtig mit leichter Lauge gereinigt, den schweren Rahmen gerichtet, es farblich ausgebessert und aufgefrischt, die Farben mit Firnis zum Leuchten und "wieder zum Leben gebracht", wie Friedrich sagt.

Friedrich hat schon viele feine Risse, Absplitterungen und Sprünge in den Farbschichten von Ölbildern repariert, sogar Löcher und Risse in den Leinwänden behutsam geschlossen und dem Werk mit einer festen Rückwand wieder Halt gegeben. Und er freut sich am Erfolg: "Wenn die Farben wieder leben, die Oberfläche nicht mehr beschädigt ist". Man sieht’s, der 77-Jährige liebt Bilder und versteht was von ihnen. Obwohl er selbst nie gemalt hat: "Wissen Sie, ich bin mein ganz Leben lang von so vielen Bildern umgeben, da muss ich nicht auch noch selbst malen."

Lehre als Buchbinder

Aufgewachsen ist der junge Helmut Friedrich in der Buchbinderei, die sein Vater, Buchbindermeister Gottlieb Friedrich, 1948 in Freudenstadt gegründet hatte. Der 14-jährige Sohn hatte bereits eine Lehrstelle als Glaser in Klosterreichenbach, als sein Vater entschied, er solle ins elterliche Geschäft einsteigen. Helmut Friedrich begann eine Buchbinderlehre, arbeitete anschließend im Elternhaus und übernahm den Betrieb 1984 offiziell.

Gezwungen durch den technischen Wandel, war die Buchbinderei bereits in den 60er-Jahren aufgegeben worden. Man hatte sich zunächst auf den Kunsthandel und zunehmend auf das Einrahmen von Bildern spezialisiert. Das macht Friedrich bis heute, inzwischen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, wie gerahmte Urkunden an der Wand der Werkstatt verraten. Es ist übrigens noch immer die gleiche Werkstatt und es ist der gleiche Werktisch, an dem er einst als Lehrling seine berufliche Karriere begann.

Schenkel von Fachfirma

Handgemachte Rahmen – natürlich nur aus Holz – "sind immer ein Einzelstück", sagt Friedrich. Das beginne mit der Beratung des Kunden, es gelte dabei, dessen Vorstellungen zu erahnen, zu besprechen und umzusetzen. Das können ausgefallene Größen sein, ungewöhnliche Formen oder besondere Farbwünsche. Vor allem aber: "Der Rahmen muss zum Bild passen, nicht zur Einrichtung". So sei es vorgekommen, dass Kunden mit einem Stück Tapete oder einem Muster vom Teppichboden zu ihm kamen, um einen Rahmen auszuwählen. "Dann lege ich mein Veto ein", lächelt Friedrich. Die auf Maß zugeschnittenen Schenkel der Rahmen bekommt er von einer Fachfirma geliefert, alles andere liegt in seiner Hand. "Passpartout, Glas, Zuschnitt, Rückwand, Rahmen – alles in Handarbeit. Der Beruf gibt mir so viele gestalterische Möglichkeiten", sagt Helmut Friedrich und bezieht den Umgang mit Bildern ebenso mit ein wie das Gespräch mit Kunden.

Das liebste Hobby

"Ich bin verliebt in meinen Beruf", sagt ein Mann, der sich seit über 60 Jahren mit Büchern und Bilder beschäftigt. Dankbar dafür, dass ihm sein Beruf auch mit 77 Jahren noch immer das liebste Hobby ist.