25 000 Drei-Welten-Karten wurden ausgegeben – 25 500 Mal wurde sie genutzt für einen der damit verbundenen Vorteile. Foto: Landratsamt Schwarzwald-Baar

Die Alarmstufe II, die seit Mittwoch in Kraft ist, wird dem Tourismus, der Gastronomie wie auch Hotellerie zusetzen, da sind sich Vertreter der Branchen bei einem IHK-Gespräch einig. Doch die Frage lautet auch: Wie geht es nach der Pandemie weiter?

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Schwarzwald-Baar-Kreis - Unter der Leitung von Philipp Hilsenbek, Bereichsleiter Standortpolitik bei der IHK, nahmen Markus Spettel, Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH Bad Dürrheim an dem Austausch teil sowie Walter Knittel, Geschäftsführer der Donaubergland GmbH Tuttlingen, Norbert Echle, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Omnibusunternehmens aus Eschbronn-Mariazell, sowie Michael Steiger, Mitinhaber von drei Gastronomiebetrieben in Villingen-Schwenningen und Tuttlingen sowie Vorsitzender des Beirats Gastronomie der Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

Totalausfall im ersten Halbjahr

Das erste halbe Jahr sei ein totaler Ausfall gewesen, blickt Markus Spettel auf 2021 zurück. Das Solemar durfte erst zum 22. Juni wieder öffnen. Obwohl im Juni das Geschäft wieder anzog und bis September gut blieb, werde 2021 mit einem Minus abschließen. Wichtig sei zukunftsorientiert und strategisch zu handeln. Dazu gehört für ihn die Drei-Welten-Card, die in diesem Jahr startete. 25 000 wurden ausgegeben. Beteiligt sind die Landkreise Schwarzwald-Baar, Konstanz und Waldshut-Tiengen sowie der Kanton Schaffhausen. Einlösungen gab es 25 500 Mal in rund 70 Einrichtungen. Wichtig sei es im Tourismus zusammenzustehen und als Region besser in Erscheinung zu treten, und sich nicht als Insel zu sehen.

Ohne Hilfen nicht zu stemmen

Norbert Echle hat in seinem Reiseunternehmen, dass er zusammen mit seinem Bruder führt, 16 Reisebusse und beschäftigt mit allen Aushilfen rund 80 Personen von der Reinigungskraft bis zum Busfahrer. 2019 gingen rund 50 000 Gäste mit Echle auf Reisen. Vom 1. November 2020 bis zum 1. Juni 2021 hatte man acht Monate Berufsverbot. "Da muss man klar sagen, wenn es in der Zeit nicht Hilfen vom Staat gegeben hätte, wäre das nicht zu stemmen gewesen." Danach lief das Geschäft aber nicht gleich an. Durch die lange Standzeit der Fahrzeuge, seien Batterien und anderes defekt gewesen und man benötigte sechs bis acht Wochen, um die Menschen wieder zum Reisen zu bewegen. Der Umsatz 2020 war um 90 Prozent eingebrochen. Zu schaffen machen dem Bustourismus auch die unterschiedlichen Regelungen zwischen Ländern, aber auch von Bundesland zu Bundesland. Denn: Wenn in Baden-Württemberg ein voller Bus erlaubt sei und in Bayern nicht, müsste dann eigentlich die Hälfte der Fahrgäste an der Bundesländergrenze aussteigen. Was geschehe, wenn man in eine Polizeikontrolle gerate?

2022 unkalkulierbar

Für 2022 sei schwer absehbar was passiere. Schon hinter den Silvesterfahrten stehen große Fragezeichen. Und wenn man keine Preiserhöhungen durchsetzen könne, werde es in den nächsten Jahren schwierig. "Wenn wir keine Unterstützung bekommen, wird es die Branche so in Zukunft nicht mehr geben", so seine düstere Prophezeiung.

Walter Knittel vom Donaubergland blickte in die Gastronomie und Hotellerie. neben den wirtschaftlichen und personellen Problemen gibt es seinen Angaben zufolge noch große mentale Belastungen, da die meisten Gasthöfe oder Hotels Familienunternehmen seien. "Es war ein Auf und Ab in mehreren Phasen." Momentan werden vor allem Weihnachtsfeiern storniert, es "ist ein Umsatz, der wegbricht, in einer Größenordnung, die man sich kaum ausmalen will". Und: "Wir gehen mit großen Sorgenfalten in das nächste Jahr."

"Wir haben 2G, 2G-Plus würde uns das Genick brechen", äußerte sich Michael Steiger zur Situation und zeigt auf: Wenn in einem Familienverband beispielsweise einer nicht geimpft sei, man aber Sonntagabends oftmals essen war, so werde sich diese Gruppe den Besuch im Gasthof bei 2G-Plus überlegen. Wahrscheinlich werde dann keiner gehen und somit fehlt nicht nur der Umsatz des Nichtgeimpften, sondern auch derjenigen, die geimpft wären, aber aus Solidarität nicht gehen. Das gleiche gelte für Arbeitskollegen, die gemeinsam zum Mittagstisch gehen, und solch eine Konstellation haben. Er bestätigte: "So gut wie alle betrieblichen Weihnachtsfeiern sind storniert. Ich kann es nachvollziehen, aber umso tragischer für uns."