Die Vorstellung des Tourismusberichts im Verwaltungsausschuss und der Tourismusstrategie brachte eine Diskussion um die Rolle des Tourismus mit sich. Die Strategieberatung Project M wird nun Handlungsempfehlungen für die Zukunft ausarbeiten.
Ayline Liedtke als Hauptverantwortliche der Abteilung Marketing und Tourismus teilte mit, dass bei Betrieben mit mehr als zehn Betten die Ankünfte im Zeitraum 2013 bis 2023 um 27 Prozent auf jährlich knapp 20 000 und die Übernachtungen um zwölf Prozent auf rund 70 000 gesunken seien. Daneben gebe es rund 205 200 Übernachtungen auf dem „grauen Beherbergungsmarkt“ in kleineren Betrieben und bei Verwandten sowie in Zweitwohnungen.
Auf Basis der Meldescheine ergibt sich laut Liedtke folgendes Bild: 98 752 Übernachtungen im Jahr 2023. Seit 2019 sei die Zahl der Geschäftsreisenden um 27 Prozent und die der Privatreisenden um 15 Prozent gesunken.
Aufenthaltsdauer kürzer
Liedtke schilderte zudem, dass die Aufenthaltsdauer von 4,2 im Jahr 2022 auf 4 Tage gesunken sei.
Die Schramberger Gäste stammen zu 77,85 Prozent aus Deutschland. Unter den Gästen aus dem Ausland sind diejenigen aus den Niederlanden, der Schweiz und Belgien die wichtigsten. Die niederländischen Gäste machen 6,74 Prozent, diejenigen aus der Schweiz 2,55 Prozent und diejenigen aus Belgien 1,46 Prozent aus.
Die meisten Gäste aus Deutschland sind mit 50,25 Prozent aus Baden-Württemberg, 11,02 Prozent aus Nordrhein-Westfalen und 6,77 Prozent aus Bayern.
Der Tourismus leiste mit einer Nettowertschöpfung von 12,8 Millionen Euro einen relativen Beitrag von 1,9 Prozent zum Primäreinkommen, führte Liedtke aus.
Als Veranstaltungshighlights nannte Liedtke das Stadtfest, das Summerland-Festival, den Schramberger Megatrail und den Weihnachtsmarkt.
Außerdem sprach Liedtke das Ferienprogramm mit Naturerlebnissen wie Waldbaden, Survival Training und Burgführungen an. Schramberg sei zudem das fünfte Mal als familienfreundlicher Ferienort ausgezeichnet worden. Die Jury habe gelobt, dass Angebote für Kinder überall mitgedacht würden, was sich zum Beispiel beim Stadtfest zeige.
Liedtke schilderte zudem, dass die Betriebs- und Bettenzahl leicht rückläufig sei und kein Ausbau der Kapazitäten erfolgt sei. Jürgen Reuter (Aktive Bürger) wollte wissen, ob der Rückgang der Bettenzahl die gesunkenen Übernachtungszahlen erklären könne, was Liedtke verneinte, da der Effekt zu klein sei.
Keine Daten von Metalacker
Tanja Witkowski (SPD) wollte wissen, ob die Besucher des Metalackers in den Zahlen mit auftauchen. Das verneinte Liedtke. Auch zu den Wohnmobilstellplätzen gebe es keine Zahlen. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr ergänzte, dass die Stadt künftig Übernachtungsgebühren über Automaten erheben wolle.
Eine ähnliche Lage liege bei der Fasnet vor, sagte Udo Neudeck (Freie Liste). Zudem wies er darauf hin, dass die Stadt ihr eigenes Hotel, die Villa Junghans geschlossen habe.
Tobias Klöpf von der Beratungsfirma Project M stellte zudem den Tourismusstrategieprozess vor (unsere Redaktion berichtete vorab). Er forderte im Marketing eine klare Strategie und Fokussierung ein, da sich Vielfalt schlecht vermarkten lasse. Es brauche Angebote im Bereich des Familienerlebnis, des Wanderns und der Industriekultur. Und einen Fokus auf die Zielgruppen Familien, Best Ager-Paare und Special-Interest-Gruppen. Das Unternehmen wird bis Februar 2025 konkrete Handlungsempfehlungen ausarbeiten. Das beschloss der Verwaltungsausschuss einstimmig.
Jürgen Reuter (Aktive Bürger) gab zu bedenken, dass Schramberg nicht vom Tourismus lebe und er sich die Frage stelle, ob sich die Stadt eine Qualitätssteigerung im Tourismus bei der aktuellen Wirtschaftslage finanziell leisten könne. Zudem wies er darauf hin, dass Europaparkgäste teils in Schramberg übernachten würden und die Schramberger Museen für Übernachtungsgäste im Kinzigtal als Schlechtwetterprogramm beliebt seien.
Tanja Witkowski widersprach Reuter und sagte, dass es ein „weiter so“ angesichts der erhobenen Zahlen im Tourismus nicht geben dürfe. Thomas Brantner (CDU) bezeichnete die Fokussierung beim Tourismus ebenfalls als wichtig. Udo Neudeck (Freie Liste) wies zudem darauf hin, dass die Museen ein großes begeistertes Klientel ansprechen würden.