Mit der Comedy-Woche wollte die Touristik Bad Wildbad neue Wege gehen. Doch der erste Versuch war (noch) nicht sonderlich erfolgreich, aber immerhin "Maddin" Schneider lockte rund 150 Besucher an. Foto: Ferenbach (Archiv)

Weniger Ankünfte aber mehr Übernachtungen – das ist die Bilanz aus dem Tourismus-Jahr 2021. Das und der Ausblick auf das laufende Jahr war Teil des Sachstandsbericht Tourismus im Gemeinderat.

Bad Wildbad - "Der Tourismus in Bad Wildbad war die letzten zwei Jahre, wie andernorts auch, von Corona gebeutelt. Der Sommer 2022 verspricht auflagenfreie Veranstaltungen, sorgenfreies Übernachten und viele Urlauber. Wie stellt sich die Touristik Bad Wildbad GmbH auf die Gäste und den Sommer ein? Welche Planungen verfolgt sie für 2022 und wie wurde das touristische Jahr 2021 abgeschlossen?" So beginnt die Sitzungsvorlage der jüngsten Bad Wildbader Gemeinderatssitzung zum Sachstandsbericht der Touristik Bad Wildbad GmbH, den Geschäftsführerin Stefanie Dickgiesser vorstellte.

Zahlen mit Vorsicht zu genießen

Sie musste zunächst einen Rückgang der Ankünfte im Jahr 2021 um sechs Prozent vermelden. Dafür sei die Zahl der Übernachtungen um 1,85 Prozent auf 37 000 gestiegen. Aber: "Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen und nicht zu vergleichen mit 2019 und den Vorjahren", so Dickgiesser weiter. Denn natürlich war vor allem der Tourismus in den vergangenen beiden Jahren stark von der Corona-Pandemie betroffen. Allein 2021 hätten die Hotels fünf Monate geschlossen gehabt. Auch die Steigerung der Aufenthaltsdauer werde wohl nicht zu halten sein. Denn 2021 hätten – auch wegen Corona – viele Menschen in Deutschland Urlaub gemacht. Bereits jetzt zeige sich, dass viele davon nach dem Ende der Beschränkungen wieder ins Ausland fahren würden. "Wir werden den Trend nicht halten können", vermutet die Touristik-Chefin. Interessant ist der Blick darauf, woher die Gäste stammen, die in Bad Wildbad Urlaub machen, also hier übernachten und nicht nur als Tagestouristen anreisen. Immerhin 58 Prozent nämlich sind aus Baden-Württemberg – und zwar aus der näheren Umgebung und vor allem aus den Ballungsräumen. Denn 16 Prozent der Übernachtungsgäste kommen der Statistik zufolge aus dem Großraum Stuttgart und 15 Prozent aus dem Raum Karlsruhe/Baden-Baden.

Bei den über die Touristik angebotenen Pauschalen seien 2021 gerade einmal 58 verkauft worden. "Das ist nicht gut", so Dickgiesser, die aber immerhin bereits jetzt für das laufende Jahr 69 verkaufte Pauschalen vermelden konnte.

Verhalten der Gäste anders

Festgestellt habe man, dass sich das Verhalten der Gäste verändert habe. "Er bucht weniger, kauft weniger, aber er ist da", so Dickgiesser weiter.

Neu aufgestellt sei auch das Veranstaltungskonzept worden. Auch hier gab es Licht und Schatten. "Nach dem Weggang von Marcel Baluta wurden Gelder frei, die 39,5 Jahre gebunden waren", so Dickgiesser. So habe man nun damit neue Wege gehen können, "mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg". Gut angekommen sei etwa das Streetfood-Festival. Trotz anfänglicher Bedenken habe davon auch die örtliche Gastronomie profitiert, ist sie überzeugt. Auch die "Klötzlestage" rund um die eckigen Lego-Steine seien sehr gut gewesen. Nicht so gut lief dagegen die Comedy-Woche, die mit den ausgewählten Künstlern auf nicht allzu viel Interesse bei den Besuchern stieß. Dennoch sei es wichtig, nicht aufzugeben und am Ball zu bleiben. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Uwe Göbel regte in seinem Statement zum Bericht an, es mit einem veränderten Konzept noch einmal zu versuchen. Eigentlich ganz schön sei der Naturpark-Markt gewesen, so Dickgiesser weiter. Der habe aber unter den heißen Temperaturen gelitten. Dennoch hofft sie, dass die Aussteller im nächsten Jahr wieder nach Bad Wildbad kommen werden.

Bademuseum eröffnet

Auch das Bademuseum im Forum König-Karls-Bad habe nach coronabedingter Verschiebung endlich eröffnet werden können.

Die Touristik-Chefin blickte auch auf das kommende Wochenende voraus, an dem die Enzbeleuchtung am Samstag ansteht. "Die Vorbereitungen laufen, wir hoffen nun, dass das Wetter hält", zeigt sie sich optimistisch, dass die beliebte Veranstaltung reibungslos ablaufen kann, ebenso wie der Kindertag am Tag darauf.

Ein wichtiger Schritt für die Zukunft sei die Gründung eines Arbeitskreises zur Sicherung der Prädikatisierung als Heilbad. Knackpunkt hierbei könnte der Wegfall des einzig noch verbliebenen Badearztes in der Stadt in den kommenden Jahren werden. Hier versuche man, Lösungen zu finden.

Die Bestandsaufnahme zum Qualitätsweg Aichelberg sei abgeschlossen. Nun gehe es an die Schilderbestellung und die Vorzertifizierung durch den Schwarzwaldverein. Auch das Parkpflegewerk für den Kurpark nähert sich seiner Fertigstellung, im Juli soll es vorliegen.

Bei den Maßnahmen zur Förderung des Tourismus mit Mitteln aus der Zuwendung des Landes für höher prädikatisierte Kurorte sei man auch vorangekommen. So sei die Werbeplane für den Sattelaufleger ebenso bestellt wie die fünf Himmelsliegen für die Bergorte, Calmbach und Sprollenhaus. Die allerdings hätten 14 Wochen Lieferzeit, sodass Dickgiesser hofft, wenigstens noch eine der Liegen in diesem Jahr aufstellen zu können. Auch zu dem geplanten Wildbad-Magazin laufen die Vor-Überlegungen und man habe bereits die Inhalte "geclustert", also in verschiedene Rubriken eingeteilt. Auch erste Überlegungen für eine weitere Online-Kampagne gebe es bereits.

Gesundheitsbereich wichtig

"Es tut sich was bei uns in der Touristik", stellte Rita Locher, Vorsitzende der FWV/FDP-Fraktion fest – auch weil erstmals beim Sachstandsbericht Vertreter der Hotellerie sowie Mitarbeiter der Touristik anwesend seien. "Die Übernachtungszahlen holen uns immer wieder ein", sagte sie weiter, auch im Hinblick auf die hohen Zahlen im Gesundheitsbereich. Dieser sei enorm wichtig für die Stadt.

Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Jahn-Zöhrens sieht eine Aufbruchstimmung. Die weitere Prädikatisierung als Heilbad sei sehr wichtig: "Es ist eine Überlebensstrategie, dass wir das beibehalten."