Traufgänge: Die "Scouts" Marcus Lanz und Dennis Lausch
Nicht erst seit dem Run auf die Albstädter Rodelhänge im vergangenen Winter denkt man im Rathaus Albstadt darüber nach, wie man den durchaus willkommenen Besucherandrang lenken und kanalisieren kann. Ein Baustein des Konzept heißt "Traufgänge-Scouts".
Nicht erst seit dem Run auf die Albstädter Rodelhänge im vergangenen Winter denkt man im Rathaus Albstadt darüber nach, wie man den durchaus willkommenen Besucherandrang lenken kann. Ein Baustein des Konzept heißt "Traufgänge-Scouts".
Albstadt. Seit Juni "patrouillieren" Marcus Lanz aus Bitz und Dennis Joe Lausch aus Bisingen an Wochenenden und Feiertagen auf Albstadts Premiumwanderwegen und stehen Wanderern, denen sie unterwegs begegnen, als Serviceleute, Informanten und ganz sporadisch auch als freundliche Mahner zur Verfügung. Sie weisen den Weg, geben Tipps, wo besonders viele Orchideen stehen – und dass man sie nicht pflücken darf – und unterrichten Mountainbiker, die sich auf einen Wanderweg verirrt haben, darüber, wo sich ihre Trails befinden.
Rote Mountie-Unifomen und breitkrempige Hüte tragen die beiden Minijobber nicht – sie haben ausdrücklich keine ordnungspolizeiliche Funktion. "Ersatzpolizisten sollen sie nicht sein", wehrt Martin Roscher, Leiter des städtischen Amts für Kultur und Tourismus, ab. Indes heben sich die beiden durch das Traufgänge-Scout-Logo auf Polohemd und Jacke von den "Zivilisten" auf den Wegen ab – ein bisschen textile Amtswürde kann nicht schaden. Lanz ist 51 und vielen Albstädtern als Alb-Guide bekannt, Lausch, der zurzeit in Nürtingen Landschaftsplanung und Naturschutz studiert, erst 19, aber durch ein Freiwilliges Soziales Jahr am Wattenmeer gut auf seine Aufgabe vorbereitet. Zusätzliche Expertise gewinnen die beiden durch Schulungen, etwa durch Sven Dörfler vom Hegering oder durch Eugen Seyboldt vom Forst.
Die Traufgänge-Scouts sollen Albstadts Wandergäste aufs Naturerlebnis einstimmen und dafür sensiblisieren. Der Katalog umfasst aber noch mehr Maßnahmen. Seit April ist im Rathaus eine "Social Media Managerin" am Werk, die die sozialen Medien mit Infos über Streckenverläufe, Parkplatzangebot, Infrastruktur und nicht zuletzt die ÖPNV-Verbindungen – inklusive Shuttle-Angeboten von Gastgebern – versorgt. Die sind wichtig, denn wer Bahn und Bus fährt, braucht schon keinen Parkplatz.
Erstaunlich großen Anklang findet eine Offerte, welche die Albstädter zusammen mit den vier anderen Partnern des deutschlandweiten Verbunds "PremiumWanderWelten" erarbeitet haben: der "Wanderknigge", eine Anleitung im angemessenen Verhalten in der Natur. Die gehört bekanntlich nicht dem Menschen allein, und die allermeisten Wanderer sind auch bereit das zu respektieren – sie wissen nur nicht immer, was sie wo tun beziehungsweise lassen sollten. Aus dem Wanderknigge erfahren sie beispielsweise, dass sie nachts im Wald ohne Stirnlampen auskommen sollten. Die Stadt Albstadt hat schon mehrfach neue Exemplare beim Drucker angefordert; eine Neuauflage von 25 000 ist in Vorbereitung.
Mehr Parkplätzeam Dagersbrunnen
Bleibt das Thema, das im Corona-Winter buchstäblich für "Furore" sorgte: Parken. Unter der Woche, so Martin Roscher, reicht das Parkplatzangebot aus; am Wochenende aber wird es besonders auf dem Raichberg, wo der mit Abstand beliebteste Traufgang "Zollernburg-Panorama" verläuft, eng – auch ohne Lockdown. Die Stadt plant deshalb, den Parkplatz Dagersbrunnen von 60 auf 125 Stellplätze zu erweitern, mit Schotterrasen, drei asphaltierten Zufahrten und einer Bio-Toilette auszustatten und außerdem umzutaufen: "Skilift Zollernburg-Panorama" soll er künftig heißen und mit diesem neuen Namen mehr Anziehungskraft auf die Wandertouristen ausüben, die es derzeit eher in Richtung Nägele-Haus zieht.
Eine gute sichtbare und verständliche Ausschilderung der Wanderparkplätze am Raichberg, ein touristisches Parkleitsystem, soll ein Übriges tun, um eine bessere Verteilung der Wandertouristen und ihrer Fahrzeuge zu bewerkstelligen. Ein Beispiel: Fänden die Parkplätze Fuchsfarm und Langer Weg mehr Beachtung, dann könnte Stocken dauerhaft entlastet werden. Auch Erweiterungsmöglichkeiten wollen Stadt und Landratsamt prüfen; allerdings befinden sich fast alle Parkplätze im Vogelschutzgebiet, im Biotop oder in Privatbesitz – die Möglichkeiten sind also begrenzt.