Schon wieder gibt es im Teinachtal zwei neue Wanderwege, die zertifiziert sind. Wobei "schon wieder" nicht ganz passt – fünf Jahre lang werkelten viele Akteure im Hintergrund, um die zwei "Doinich-Ursprungs"-Runden sprichwörtlich auf den Wanderweg zu setzen.
Bad Teinach-Zavelstein - Man habe sozusagen einen "Langlauf" hinter sich, erklärte Bürgermeister Markus Wendel unlängst beim Pressetermin zu den neuen Wanderwegen im Teinachtal. Die beiden "Doinich Ursprungs"-Routen um Neubulach, Neuweiler und Bad Teinach-Zavelstein sind nach jahrelanger Planung fertig.
Schon im Jahr 2017 machte man sich auf den Weg, erste Gespräche mit den Gastgebern im Teinachtal standen an. "Rolf Berlin war da der Ideengeber", erinnert sich Franziska Bürkle von der Teinachtal-Touristik zurück. Die Teinach sei das natürliche Bindeglied der drei Kommunen, weshalb schon damals der Arbeitstitel "Teinachtaler Weg" lautete. Es zog sich aber noch bis Januar 2022, bis das ganze Projekt abgeschlossen war. Gespräche mit Grundstückseigentümern standen an, Abstimmungen mit dem Landratsamt und Regierungspräsidium sowie die Ausarbeitung der genauen Routenführung. Herausgekommen sind zwei Qualitätswege, die jeweils für sich funktionieren, aber auch am Lautenbachhof eine Verbindungsstelle haben. "Die Zeit hat dem Projekt gut getan", findet Bürkle.
Beschilderung ein Kraftakt
Ein gewaltiger Batzen war dann aber noch die Beschilderung. "Das war ein Kraftakt", blickt Bürkle zurück und dankt im selben Atemzug den beteiligten Schwarzwaldvereinen (SWV) überschwänglich, die in unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit bei der Anbringung der Wegweiser geholfen habe. Teilweise, vor allem im Bereich Neuweiler, ist man nämlich auf komplett neuen Pfaden unterwegs. "Da musste man auch mit Sense und Werkzeug in die Natur raus", erklärt Hartmut Mast vom Neuweiler SWV.
Dementsprechend viele Schilder mussten angeschraubt werden. 650 Hinweistafeln, Läuferzeichen und Richtungspfeile sind es in der Summe, die auf beiden Wegen ausgebracht wurden. Die beiden Wege hätten in der Summe eine Länge von 27,2 Kilometern – addiert man die kalkulierten Gehzeiten, müsste man fast schon im Morgengrauen aufbrechen, um den neuneinhalbstündigen Gewaltmarsch noch bei Tageslicht beenden zu können. Doch so ist das natürlich gar nicht gedacht – die beiden Rundwege sollen im besten Fall an zwei Tagen erwandert werden. Diese Erwanderung hat auch der Deutsche Wanderverband vorgenommen, anonym und unangekündigt. "Da kommen dann irgendwann die Ergebnisse", erklärt Bürkle. Und die waren gut, die Prüfung zum Qualitätswanderweg bestanden beide Wege ohne Probleme. Die ein oder andere Anmerkung hätte es zwar noch gegeben, doch die wurden dann eingearbeitet in den Weg. Eigentlich hätte die Auszeichnung der beiden "Doinich Ursprungs"-Wege im Rahmen der Touristikmesse CMT in Stuttgart vorgenommen werden sollen.
CMT-Ausfall wegen Corona
Doch, wie so oft in Zeiten der Corona-Pandemie, kamen die Pläne nicht über den Konjunktivstatus hinaus, die Messe wurde bekanntlich abgeblasen. Nun wurde – ebenfalls ein Corona-Trend, wenn man so will – die Verleihung der Urkunden eben digital vorgenommen. Das aber schmälert den Stolz der drei Kommunen in keinster Weise. Fünf von zehn größeren Wanderwegen im Teinachtal sind mit den beiden Neuzugängen jetzt zertifiziert. Kein Wunder, dass Vanessa Lotz von der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald deshalb mit Blick auf das Teinachtal vom "Zugpferd beim Thema Wandern" in der Region spricht.
Dabei ist die Zertifizierung eines solchen Weges alles andere als ein Spaziergang – und im übrigen auch kein lässiger Wandernachmittag. "Pro vier Kilometer muss man mindestens elf Punkte erreichen", erklärt Bürkle den knüppelharten Prüfprozess. Die Kernkriterien sind vielschichtig. Zum Beispiel werden das Erlebnispotenzial taxiert, die Abwechslung der Wegeführung begutachtet oder auch die Markierung, Erreichbarkeit von lokalen Sehenswürdigkeiten und Einbindung von Gastronomie bewertet. Am Ende erreichten beide Wege die nötige Punktzahl und gelten jetzt als "Qualitätswege".
Mehr als 30 000 Euro an Kosten
Doch all die Mühen haben auch ihren Preis. Der Neubulacher Abschnitt kostete 15 200 Euro, der Teil bei Neuweiler 15 900 Euro. In beiden Fällen gab es allerdings vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord eine Förderung von 60 Prozent. Dennoch seien solche Summen "kein Pappenstiel", da waren sich alle einig. Und damit ist es aber noch nicht getan, wie Neubulachs Hauptamtsleiterin Susan Mäder zu bedenken gibt: "Die kleinen Laufschilder werden oft gestohlen, müssen dann ersetzt werden. Auch den Weg muss man immer pflegen, die Kosten laufen also weiter." Doch, auch da waren sich alle einig, die seien es am Ende wert und die beiden Wege bereicherten die Region ungemein.
Das Erscheinungsbild von der Vogelperspektive aus erinnert im Übrigen an eine liegende Acht, was Neuweilers Bürgermeister Martin Buchwald gleich aufgriff. "Von null auf acht" sei es gegangen bei der Gestaltung der Wanderwege. Da die liegende Acht bekanntlich auch als Zeichen für Unendlichkeit gilt, meinte Bad Teinach-Zavelsteins Stadtchef Wendel: "Von null auf unendlich." Was auch der Titel eines schnulzigen Schlager-Gassenhauers sein könnte, fasst am Ende den langen Weg hin zu zwei neuen Wanderwegen im Teinachtal zusammen. Man begann mit einer ersten Idee bei Null und hat nun, so zumindest die Hoffnung, unendlich Freude an den neuen "Doinich-Ursprungs"-Wegen. Richtig zu Ende ist das Projekt dann am 14. Mai. Am Tag des Wanderns sollen die beiden Wege feierlich eingeweiht werden.