Wo steht die Tourismusbranche im dritten Corona-Jahr? Im Interview steht Rene Skiba Rede und Antwort. Skiba ist Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald.
Nordschwarzwald -
Wie ist die aktuelle Situation im Tourismus im Nordschwarzwald angesichts einer weniger angespannten Corona-Lage?
Insgesamt blicken wir auf eine bisher sehr erfreuliche Tourismussaison und freuen uns auch auf die bevorstehenden Sommermonate. Die reinen Zahlen in den Übernachtungsstatistiken klettern, wie schon im Sommer und Herbst des letzten Jahres wieder nach oben, aber vielmehr freut es uns, dass sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in der Region erhöht. Das ist auch ein wesentlicher Ansatz. den wir zukünftig verstärkt bearbeiten wollen. Was die Tagesgäste und Besucherströme angeht, sind wir ebenfalls zufrieden. Auf der einen Seite haben wir eine gute Frequenz, aber nicht mehr einen so hohen Druck auf einzelne Punkte, wie es in der Corona-Zeit war. Die Maßnahmen in den Städten und Gemeinden zur Besucherlenkung zeigen also Wirkung, auch wenn es immer mal wieder zu Engpässen kommt.
Hat es Betriebe gegeben, die die Corona-Krise nicht überstanden haben? Wenn ja, wieviele und in welchen Bereichen?
Die Lage der Betriebe im Einzelnen ist natürlich sehr unterschiedlich. Offizielle Zahlen zu Betriebsschließungen haben wir nicht, aber wir sehen, dass zum Teil weniger Betriebe aktiv sind und damit weniger Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Hinzu kommen noch die Herausforderungen im Bereich der Fach- und Arbeitskräfte in der Hotellerie und der Gastronomie, sowie ein dickes Fragezeichen bei der Entwicklung der Energiekosten für die Betriebe. Aber wenn man das so sagen kann, sind wir sehr stolz auf die Betriebe hier in der Region. Denn die meisten nehmen die Umstände an, reagieren als Unternehmer, überlegen, wie sie Prozesse anpassen können und entwickeln Lösungen für den eigenen Betrieb und die Gäste. Wir haben das Gefühl, dass dies auch von den Gästen wahr- und angenommen wird. Als Tourismusorganisationen unterstützen wir hierbei wo wir können und begleiten die Akteure in der Region.
Hat die Pandemie den Tourismus in der Region verändert. Wenn ja, in welche Richtung?
Unserer Auffassung nach hat sich der Tourismus bereits vor der Corona-Pandemie verändert. Die letzten zwei Jahre haben einige Entwicklungen beschleunigt und aufgedeckt womit wir uns zukünftig beschäftigen müssen. Qualität, Service und Vertrauen in das touristische Angebot oder zu dem jeweiligen Gastgeber sind entscheidende Auswahlkriterien für Gäste. Umgekehrt wird es für uns als Region und jeden einzelnen Betrieb noch wichtiger, sich ein klares Profil zu geben und damit auch gezielter Gästewünsche anzusprechen. Nicht nur hier bei uns, sondern im gesamten Schwarzwald und in den Reisegebieten in Deutschland insgesamt haben wir viele neue Fans gefunden, die gesehen haben, dass wir ein gutes und tolles Angebot haben. Das gilt es zu festigen und weiter an der Qualität des Aufenthalts vor Ort zu arbeiten, dabei aber auch die Belange der Bevölkerung vor Ort zu berücksichtigen.
Sie präsentieren am 12. Juli ihre neue Tourismus-Strategie für den Nördlichen Schwarzwald. Welche Schwerpunkte wollen Sie in der Zukunft setzen? Und warum?
Wir haben schon vor der Corona-Pandemie begonnen uns zu fragen, wie wir den Tourismus hier im Nördlichen Schwarzwald gestalten wollen. Seit 2016 sind wir als Nachhaltiges Reiseziel zertifiziert und haben damit den Anspruch an uns gesetzt mehr als die reinen Übernachtungszahlen in den Blick zu nehmen. Wir wollen Verantwortung übernehmen und die Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Natur, die Bürger der Region unsere Partner und Leistungsträger und natürlich die Gäste in den Mittelpunkt unseres Tuns stellen. Kurzum, wem nützt das Projekt oder die Aktion und welchen Wert können wir als Tourismusregion daraus ziehen. Unser Ziel ist es, noch konzentrierter am Gesamtbild der Tourismusregion zu arbeiten und über Anstrengungen in Qualität und Service Produkte und Angebote zu gestalten, die zur Region passen und eine touristische Wertschöpfung bringen.
Der Schwarzwald und die Natur sind unser stärkstes Reiseargument und eben deshalb stellen wir einen verträglichen und sensiblen Umgang damit in den Fokus unserer Kommunikation und Aktivitäten. Wir möchten dafür sorgen, dass noch möglichst viele Generationen in den Genuss eines Urlaubs im Nördlichen Schwarzwald kommen.
Wie hat sich die Rolle der Tourismus GmbH in den vergangenen Jahren verändert - oder wie wird sie sich in Zukunft verändern?
Zu Beginn unserer Tätigkeit waren wir noch stärker auf Marketingaktivitäten und das Zusammenbringen der touristischen Akteure in der Region konzentriert. Zwischenzeitlich haben wir uns als Kommunikationsdrehscheibe und Austauschplattform mit verschiedenen Veranstaltungsformaten und Beteiligungsmöglichkeiten etabliert. Wir konnten uns in verschiedenen Bereichen eine Expertise aufbauen, von der jetzt die Orte und auch die Betriebe profitieren können und so steigen wir auch immer tiefer in Projekte der touristischen Infrastruktur und zur Service- und Qualitätssteigerung ein.
Wir sing gut vernetzt in der Region und wollen den Nördlichen Schwarzwald mutig, offen, innovativ und nachhaltig weiterentwickeln. Und genau dazu wollen wir am 12. Juli auch alle Partner im Nördlichen Schwarzwald einladen.
Die Fragen stellte Sebastian Bernklau
Informationen zum „Tourismustag Nördlicher Schwarzwald“ am 12. Juli in Bad Liebenzell
Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald lädt Bürgerinnen und Bürger am 12. Juli 2022 von 10 – 15 Uhr zu einem gemeinsamen "Tourismustag" ins Kurhaus nach Bad Liebenzell ein. Unter dem Motto "Was braucht es, um Tourismus zukunftsfähig zu machen?" stellt die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald die neue Tourismusstrategie der Region vor und bietet Raum und Zeit, um gemeinsam über zukunftsfähigen Tourismus und die neue Strategie zu diskutieren.
Spannende Workshops zu den Themen "Wanderregion Nördlicher Schwarzwald", "Der moderne Gastgeber", "Social Media im Tourismus" und "Nachhaltigkeit erlebbar beim Gastgeber" sind Teil des halbtägigen Programmes.
Parallel zur Veranstaltung lädt der "Markt der Möglichkeiten" mit Partnerständen der Schwarzwald Tourismus GmbH, TourCert, Lohospo, des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und des Landratsamts Calw ebenfalls zum gemeinsamen Austausch und Netzwerken ein.
Die Anmeldung erfolgt über das digitale Anmeldeformular im Partner-Net der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald auf mein-schwarzwald.de oder direkt über info@mein-schwarzwald.de