Die Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald legt einen Schwerpunkt auf den Wandertourismus. Foto: Alex Kijak/Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald

Der Tourismus im Kreis Calw hat die Corona-Krise offensichtlich überstanden. Die Übernachtungszahlen im Jahr 2022 liegen auf dem Niveau vor Corona – oder sogar leicht darüber. Doch einen Haken haben die Zahlen dann doch.

Flüchtlingsunterbringung, Krankenhausdefizit, ein explodierender Sozialhaushalt – in der jüngsten Zeit waren die Sitzungen des Kreistags und seiner Ausschüsse angesichts solcher Themen selten vergnügungssteuerpflichtig. Da bildete die jüngste Sitzung des Verwaltungsausschusses einmal eine echte Ausnahme – zumindest zu Beginn. Denn da berichtete René Skiba, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, über die neuesten Entwicklungen und die neuesten Tourismus-Zahlen im Kreis Calw.

1,388 Millionen Übernachtungen

Und die können sich sehen lassen: 2022 gab es 1,388 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Beherbergungsbetrieben bei mehr als 380 000 Gästeankünften. Primus dabei ist Bad Herrenalb, das fast 300 000 Übernachtungen zählte, gefolgt von Bad Wildbad mit 163 000 und Schömberg mit 151 000 Übernachtungen. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Zahl der Übernachtungen bei 1,384 Millionen.

Auch wenn die Übernachtungszahlen wieder auf hohem Niveau sind, so hat die Sache doch einen Haken, denn die gezählten Übernachtungen verteilen sich auf weniger Betriebe. Im Vergleich mit 2019 sind 19 Betriebe und 873 Betten vom Markt verschwunden. 2019 zählte man noch 199 Betriebe mit 13 263 Schlafgelegenheiten, 2022 waren es noch 180 Betriebe mit 12 391 Betten. Laut René Skiba waren es meist Betriebe, die „nicht mehr marktfähig“ waren, die in der Corona-Zeit vom Markt verschwunden sind. Das heißt für ihn, dass sich die durchschnittliche Qualität der Angebote in Hotellerie und Gastronomie in den vergangenen Jahren verbessert hat.

Die Auslastung der Betriebe hat sich folgerichtig erhöht , von 32,2 Prozent (2019) auf nun 33,9 Prozent. Damit einher ging eine längere Verweildauer der Gäste: Die hat sich von durchschnittlich 3,2 Tagen (2019) auf nun 3,6 (2022) erhöht. Dazu kommt auch eine Steigerung bei den Tagestouristen. Insgesamt wurden 2022 7,2 Millionen Tagesreisen gezählt.

2200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte

Die 2200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Tourismus-Branche im Kreis Calw haben 2022 einen Brutto-Umsatz von 365 Millionen Euro erwirtschaftet. Dazu kommen noch Umsätze von Betrieben, die der Branche nahestehen, wie etwa Handwerker oder Lieferanten für Gastronomie.

Trotz diverser Krisen könne die Branche positiv in die Zukunft blicken, so Skiba. Laut Umfragen wollten die Menschen beim Urlaub nicht sparen. Dazu kommt die Entwicklung, dass die Branche mit einer Verlängerung der Saison rechnet. Inzwischen starte die Saison bereits im April und reiche bis in den Oktober und November hinein, die beide auch noch starke Reisemonate sein könnten, so der Geschäftsführer der Tourismus GmbH.

Weniger Gäste aus dem Ausland

Nicht ganz so erfreulich ist die Entwicklung bei den Gästen aus dem Ausland. Da gab es sowohl bei den Übernachtungen als auch bei den Ankünften ein sattes Minus im deutlich zweistelligen Prozentbereich. Das führte dazu, dass der Anteil der ausländischen Gäste seit langen Jahren mal wieder unter die Zehn-Prozent-Marke gefallen ist. Hauptherkunftsländer bei den ausländischen Gästen sind die Schweiz, Frankreich und die Benelux-Staaten.

Skiba berichtete auch über die strategische Ausrichtung und Projekte der GmbH, etwa über den Plan, zweite Qualitätsregion „Wanderbares Deutschland“ in Baden-Württemberg zu werden. Darüber hinaus will man das Thema nachhaltiges Reisen noch mehr forcieren und die Marketing-Aktivitäten in den norddeutschen Raum ausdehnen, berichtete Skiba den Kreisräten.