Augmented Reality macht es möglich, dass plötzlich der Schwenninger Bär im Stadtbild auftaucht. Foto: Zieglwalner

Mitten in der Villinger Innenstadt das längst abgerissene Hotel Blume-Post entdecken oder Schwenningen mit der Figur des Uhrenfabrikanten Johannes Bürk erkunden: Einen neuen Blick auf die Stadtgeschichte werfen digitale Rundgänge mit Elementen der Augmented Reality.

Villingen-Schwenningen - Gut eineinhalb Jahre der Entwicklung liegen hinter der Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH (WTVS) und dem St. Georgener Unternehmen Imsimity, die mit Unterstützung der Stadtführer das Projekt vorangetrieben haben. Pünktlich zur CMT, der Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, die derzeit in Stuttgart ansteht, fällt der Startschuss für die neuen Stadtrundgänge samt Internetauftritt.

Den Anstoß habe der schlechte Zustand den 1998 zur 1000-Jahr-Feier installierten Schilder an geschichtsträchtigen Orten gegeben, erklärt Matthias Jendryschik, Geschäftsführer der WTVS. Die Idee sei entstanden, die 46 Tafeln in Villingen und 25 in Schwenningen nicht nur zu ersetzen, sondern mit digitaler Technik zusätzliche Informationen zu hinterlegen und einen Erlebnisfaktor zu schaffen. So kamen Imsimity-Geschäftsführer Martin Zimmermann und sein Team ins Boot, die in Zusammenarbeit mit den Stadtführern, dem Denkmalamt, der städtischen EDV-Abteilung, dem Uhrenindustriemuseum, dem Archiv und dem Stadtmarketing das Konzept für eine um visuelle Elemente ergänzten Rundgang erarbeiteten.

QR-Codes führen mitten in die Geschichte

Herausgekommen sind zwei mit Unterstützung der Stadtführer zusammengestellte Touren, die unter dem Motto "Sehen, hören, staunen" die Geschichte mit verschiedenen Sinnen vermittelt. Wichtigste Komponente auf den blauen Schildern samt Stadtsilhouetten sind die QR-Codes, die per Smartphone gescannt auf die Homepage und mitten in die Geschichte führen. Die Erzählfiguren, der von Falk Jauch gesprochene Johannes Bürk in Schwenningen und der von Jörg Westermann wiedergegebene Romäus in Villingen, tauchen im Display auf und begleiten die Nutzer mittels Audiodateien an die einzelnen Stationen. Und an einigen Standpunkten erscheinen mit Hilfe der Augmented Reality historische Ansichten auf dem Bildschirm, die eigentlich aus dem Stadtbild verschwunden sind, sei es das Niedere Tor oder die Mauthe-Fabrik.

Zimmermann hat mit seinen Kollegen diese Gebäude in 3D rekonstruiert und sichtbar gemacht. "Eine Herzensangelegenheit" sei die Stadtführung, als gebürtiger Villinger kenne er noch viele Ecken und Winkel und freue sich, diese wiederzuentdecken. Für ihn und Jendryschik sind die zunächst 20 Schilder, die mit ergänzenden Inhalten ausgestattet sind, erst der Anfang eines spannenden Projekts. Jeder könne Anregungen einbringen oder Gebäude vorschlagen, die sich für visuelle Ergänzungen eignen, betont Zimmermann. Aber das sei auch eine Frage der Finanzierung, stellt Jendryschik fest.

Unterstützer für künftige Stationen willkommen

Froh sei er, für die erste Runde die Sparkasse Schwarzwald-Baar als Sponsor gewonnen zu haben. Unterstützer für künftige Stationen seien willkommen.

Dass sich dieser Aufwand lohnt, ist sich Lisa Erlenbusch von der Stabsstelle Stadtmarketing sicher. Bei der CMT habe die lebensgroße Projektion des Romäus an den ersten Tagen die Besucher an den Stand der Doppelstadt gelockt, die interessiert in die Audiodateien hereingehört hätten. Und alle Beteiligten sind überzeugt, mit dieser Technologie gerade junge Menschen ansprechen und sie für Heimatgeschichte begeistern zu können.

Info: Die Touren

Es gibt jeweils einen digitalen Stadtrundgang durch Villingen und durch Schwenningen, die beide gut zwei Kilometer lang sind und mit bis zu 15 Stationen rund eineinhalb Stunden dauern. Ein eigenes Smartphone reicht aus, um auf den Schildern zu den Sehenswürdigkeiten den QR-Code zu scannen und viele zusätzliche Informationen zu bekommen, ob Texte, historische Ansichten oder die Audiodateien mit den Erklärungen der Erzählfiguren. Zudem gibt es Augmented Reality-Elemente, die historische Rekonstruktionen des Niederen Tors, des Pulverturms und des Hotels Blume-Post in Villingen sowie der Mauthe-Fabrik beim City-Rondell in Schwenningen in das heutige Stadtbild integrieren. Als besondere Attraktion für Kinder tauchen die Bären der Schwenninger Brauerei und ein alter Wecker aus dem Uhrenindustriemuseum auf. Auf der Homepage https://www.stadtrundgang-vs.de sind alle Stationen, die Strecken und die Augmented-Reality-Elemente zu finden. Ein Routenplaner berechnet die Entfernung und weist den Weg zu den Standorten.