Foto: Stache

Die Regionalgruppe Hegau/Baar der Naturschutzinitiative meldet einen zweiten toten Milan im Bereich der drei Windräder bei Leipferdingen.

Blumberg-Riedöschingen/Leipferdingen - Das Tier sei von der Straße aus gut sichtbar auf der Wiese vor der Windkraftanlage gelegen, die am nächsten in Richtung Leipferdingen stehe, teilte Siegfried Münzer mit. Er ist Sprecher der Bürgerinitiative in Stetten, die sich gegen die geplanten Windparks auf dem Brand bei Watterdingen und auf dem Staufenberg wehrt, die beide nur wenige hundert Meter von dem Windpark auf der Stettener Höhe gebaut werden sollen.

Vorfall ist aktenkundig bei den Behörden

Der Rotor habe dem Tier den Kopf abgetrennt, berichtete Regionalsprecher Klaus Meilhammer aus Riedöschingen. Ein Foto, das der Redaktion vorliegt, zeigt einen Milan am Boden mit einem abgetrennten Kopf. Ein weiteres Foto, das wir veröffentlichen, zeigt die Windkraftanlage mit dem toten Milan davor.

Dies sei bereits das zweite Schlagopfer innerhalb von sechs Monaten, erklärt Meilhammer. Diese Beispiele zeigten, dass der strengstens geschützte Rotmilan massiv durch Windkraftanlagen gefährdet sei, insbesondere in dem Milandichtezentrum auf der Stettener Höhe. "Wenn das so weitergeht, haben wir bald kein Dichtezentrum mehr", betont Meilhammer.

Der Firma Aufwind in Friedrichshafen, die den Windpark gebaut hat und verwaltet, war der Vorfall noch nicht bekannt. Gründungsgeschäftsführer Jürgen Ziller machte stutzig, dass so etwas bei Leipferdingen stattfinde. Sie hätten Kontakt zu den Landwirten und von Totfunden bisher nichts gehört. Ziller äußerte Zweifel, ob der Milan überhaupt noch auf die Rote Liste der bedrohten Tiere gehöre. Eine Studie in Sachsen habe ergeben, dass Milane im Laufe der Jahre sogar näher an Windkraftanlagen heranrückten.

Stettener Höhe ist ein Dichtezentrum

Ziller, dessen Firma nach eigener Aussage hunderte von Windkraftanlagen weltweit gebaut hat, hat aber einen anderen Vorbehalt: Er würde bei Leipferdingen, wo sie 1997 gebaut hätten, und in der Region Baar, Hegau, Südschwarzwald und Südliche Alb überhaupt heute keine Anlage mehr bauen, weil es sich nicht lohne. "Es gibt geeignetere Flächen", zum Beispiel im Norden Baden-Württembergs oder noch weiter nördlich. Wörtlich sagte Ziller: "Ich verstehe nicht, weshalb man hier in Windkraft investieren will." Sie hätten drei Anlagen in Baden-Württemberg gebaut, Leipferdingen, Amstetten auf der Schwäbischen Alb und auf dem Sturmberg Am Höchsten, alle würden abgewickelt.

Der erneute Vorfall sei nun aktenkundig bei den Behörden und der staatlichen Vogelwarte des Landes Brandenburg, die das Greifvogelmonitoring bundesweit übernommen hat, teilte Martin Fehringer vom Vorstandsteam der Regionalsgruppe der Naturschutzinitiative mit. Die Landratsämter in Tuttlingen und Konstanz seien informiert. Die Stettener Höhe ist seit Jahren ein amtlich festgestelltes Dichtezentrum. "Gerade jetzt zur Beginn der Brutzeit ist es besonders tragisch", weil ein Elternteil alleine die Jungvögel nicht aufziehen könne, da ein Elternteil immer am Horst sein müsse, um die Jungen zu schützen, betont Fehringer. Die Milane "waren teilweise den ganzen Winter da". Die Stettener Höhe ist mit ihren drei Windkraftanlagen im Bereich Baar/Hegau einer von drei Standorten neben dem Amtenhauser Berg bei Immendingen (fünf Windräder) und Verenafohren bei Tengen (drei Windkraftanlagen).

Weitere fünf Standorte im Umfeld geplant

Zusätzlich sind in diesem Umfeld weitere fünf Standorte geplant: Sechs Anlagen, alle 245 Meter hoch, auf der Länge und fünf Anlagen auf dem Ettenberg bei Riedöschingen. Drei weitere Windräder sind auf Geisinger Gemarkung der Länge geplant, fünf Windräder entstehen auf dem Eßlinger Berg auf den Gemarkungen Immendingen und Tuttlingen, drei weitere auf dem Brand bei Watterdingen.

Das Landratsamt Tuttlingen hatte Martin Fehringer von der Regionalgruppe der Naturschutzinitiative auf Anfrage nach dem Totfund eines Milans im September folgendes mitgeteilt: "Im Zuge der Aufstellung des Teilflächennutzungsplans wurde der Standort in den Jahren 2012 und 2013 näher untersucht. Die Offenlandbereiche bei der Stettener Höhe werden intensiv als Lebensraum der Milane genutzt. Die Dauergrünlandflächen werden als Nahrungshabitate regelmäßig angeflogen. Folglich war mit einem erhöhtem Konfliktpotential zu rechnen, weshalb der Standort aus der Planung ausgenommen wurde und nicht mehr Bestandteil des rechtskräftigen Flächennutzungsplans ist. Die Errichtung weiterer Anlagen sowie das Repowering sind an diesem Standort nicht möglich."