Angenehmes Wetter, vorbildliche Organisation – die Bedingungen für die Läufer waren optimal, doch am Ende legte sich ein Schatten über die 20. Auflage der Veranstaltung. Foto: Pressefoto Baumann

Die Veranstalter hatten sich zur 20. Auflage einen perfekten Stuttgart-Lauf vorgenommen. Alles lief prächtig, dann tauchte der Tod eines jungen Mannes den Wettbewerb in ein trauriges Licht.

Stuttgart - Aschfahl waren die Gesichter der Verantwortlichen auf der Abschlusspressekonferenz des 20. Stuttgart-Laufs. Fünf Minuten vorher strahlte der Veranstalter Jürgen Scholz noch bis über beide Ohren. Alles, wirklich alles, war genau nach seinen Vorstellungen gelaufen. Die Nachricht vom plötzlichen Tod eines 24-jährigen Läufers, der gerade in die Mercedes-Benz-Arena eingebogen war, rückte das gesamte Wochenende in ein anderes Licht. „Ich muss die traurige Nachricht überbringen, dass ein Athlet trotz sofortiger Reanimationsversuche direkt im Ziel gestorben ist“, sagte der Veranstalter des Lauf-Wochenendes mit erstickter Stimme. „Wir sind sehr bewegt. Es ist höchst tragisch, wenn man sein Kind verliert.“

Die Eltern des Läufers, sagte Scholz, befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Stadion und wurden direkt danach vom Roten Kreuz betreut. Auch Sybille Hiller vom Sportamt der Stadt Stuttgart wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. „Bis vor wenigen Minuten hätte ich noch gesagt, besser geht’s nicht“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Diese Situation ist nun schwierig, das lässt niemanden kalt.“ Wann genau sich der Vorfall am Sonntagmittag ereignete, könne man derzeit noch nicht sagen, meinte Gerhard Müller vom Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV).

Dennoch. Man dürfe die Jubiläumsveranstaltung nicht ausschließlich auf den Todesfall reduzieren, bat Jürgen Scholz. „Es ist schlimm, dass wir solch einen Todesfall haben, das Leben ist aber nicht ohne Risiko.“ Man werde nun versuchen, noch mehr zu tun, um die Läufer zu schützen. Der Todesfall sei aber umso schlimmer, da man nicht damit habe rechnen können, erklärte der WLV-Präsident. „Bei 20.000 Teilnehmern hatten wir heute nur 50 bis 60 DRK-Hilfeleistungen. Das liegt im unteren Bereich.“

Kuhn will auch mal laufen

Fünf Minuten lagen am Sonntag für die Verantwortlichen des Stuttgart-Laufs zwischen Glück und Unglück. Noch am Mittag sprach Scholz von einer Veranstaltung, die nicht besser hätte laufen können. Knapp 20.000 Läufer hatten sich angemeldet, der 20. Stuttgart-Lauf fand 20 Jahre nach der WM in Stuttgart statt. Das Motto „20-20-20“ hatte funktioniert. „Wir hatten einen Zuwachs von zehn bis 15 Prozent“, sagte der WLV-Chef. Vor allem beim Kindertag am Samstag sei die Stimmung „unglaublich“ gewesen. Beim Zieleinlauf in der Arena jubelten die Menschen auf der fast voll besetzten Haupttribüne den Läufern zu.

„Und beim Startschuss von Oberbürgermeister Kuhn waren die Läufer so begeistert, dass sie jubelten“, sagt Scholz. Der OB war beeindruckt und zeigte sich interessiert, selbst einmal mitzulaufen. Überhaupt war Scholz am Sonntagvormittag noch vollkommen glückselig. „Das Wetter passt, die Stimmung ist fantastisch, wir haben tolle Läufer und tolle Partner“, strahlte er. Den Sieg holte beim Halbmarathon Profi Martin Beckmann (Leinfelden-Echterdingen), bei den Frauen gewann Christine Schleifer (Heuchelberg/1:15:30).

Beckmann (32) scheiterte mit einer Zeit von 1:06:56 nur knapp am Streckenrekord von 1:05:46. Trotzdem lief er seiner Konkurrenz nach Belieben davon und hatte am Ende über dreieinhalb Minuten Vorsprung. „Hätte mich mein Konkurrent nicht im Stich gelassen, dann hätte ich den Rekord auch geholt“, sagt Beckmann. Doch einen Rekord hat der Marathon-Spezialist sicher. Neun der 20 Stuttgart-Läufe hat er gewonnen. Auch das passte zu einem bis dahin gelungenen Jubiläumslauf. Es hätte so schön bleiben können. Es kam anders. „Es ist klar“, sagte WLV-Chef Scholz, „dass wir jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen können.“