Am Tübinger Landgericht ging der Prozess im Fall der getöteten Schwangeren aus Nagold weiter. Foto: Sebastian Bernklau

Im Fall der getöteten schwangeren Frau in Nagold sind die Ermittler einen Schritt weiter gekommen. Sie konnten das Handy des Opfers knacken und dadurch die letzten Minuten im Leben der jungen Frau zumindest teilweise rekonstruieren.

Tübingen/Nagold - Diese Nachricht verkündete Richter Armin Ernst am dritten Tag des Prozesses am Tübinger Landgericht gegen den 28-jährigen Lebensgefährten der Frau, der angeklagt ist, am 24. April 2022 seine Partnerin getötet zu haben. Die schwangere Frau wurde erstochen und erwürgt. Die Anklage lautet auf Totschlag.

Der auf dem Handy gefundene Chatverkehr der jungen Frau umfasst 595 Seiten und etliche Sprachnachrichten. Am Tag der Tat enthielt der Chatverkehr der jungen Frau mit ihrem Partner nach Angaben der Ermittler "keine Auffälligkeiten". Um 18.09 Uhr verließ die Frau ihre Wohnung, um mit dem Hund Gassi zu gehen. In den nächsten zehn Minuten teilte sie ihrem Freund per Whatsapp-Messenger mit, dass es besser sei, "wenn wir das Baby nicht bekommen".

Letzte Aktivität um 18.39 Uhr

Darüber hinaus glaube sie, dass die beiden nicht zusammenpassen. Sie wolle so bleiben, wie sie ist und war. Und vieles daran störe aber den Partner. Um 18.20 Uhr schrieb sie, sie habe keine Lust mehr zu reden. Danach folgt ein drei Minuten und sechs Sekunden langes Telefongespräch. Was der Inhalt des Gesprächs war, ist unklar. Die letzte Aktivität in dem Chat fand dann um 18.39 Uhr statt.

In Sprachnachrichten habe der Angeklagte einen "normalen Eindruck" hinterlassen, so die Analyse der Ermittler, die in dem Chat Hinweise darauf fanden, dass die Schwangerschaft schon länger ein Thema zwischen den beiden war, dass die junge Frau sich nicht sicher war, ob sie das Kind bekommen sollte oder nicht. Der Mann dagegen habe das Kind "nicht töten" wollen.

Stolze 13 Vorstrafen im Register

Auch die Verlesung dieser Chatnachrichten veranlasste den 28-jährigen Angeklagten nicht, sein eisernes Schweigen zu brechen. Und trotzdem wurde an diesem Prozesstag so einiges über den Mann, der auf der Anklagebank sitzt, bekannt. Denn der Richter verlas das Strafregister des Beschuldigten. Und das hat es in sich. Stolze 13 Vorstrafen sind darin verzeichnet – unter anderem wegen versuchtem Raub, schwerer Körperverletzung, Betrug und Erpressung. Mit den Straftaten und Verurteilungen begann es bei dem 28-Jährigen, als er noch Jugendlicher war. Immer wieder ist dabei von Gewalt die Rede. Eines seiner Opfer musste sogar in der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt werden. Schon 2011 stellten ihm Experten in einem Prozess eine "denkbar schlechte Sozialprognose" aus. Aus den vorgetragenen Prozessakten wurde deutlich, dass der Mann die Schule abgebrochen und danach teilweise auf der Straße gelebt hat. Dazu blickt er laut Aktenlage auf eine "langjährige Alkohol- und Drogenkarriere" zurück.

Ein ganz anderes Bild zeichnete dagegen der Unternehmer, bei dem der Angeklagte zum Tatzeitpunkt beschäftigt war. Er könne nichts Schlechtes über den Mann sagen. Er sei offen, kollegial und nicht aggressiv gewesen – und immer pünktlich.

In zwei Wochen wird der Prozess fortgesetzt.