Von wegen Hechingen und Provinz: Die Oscars sind noch kaum verstaubt, da lässt Kinochef Ralf Merkel in seinen Kinos schon die preisgekrönten Filme laufen.
Für Ralf Merkel hat eigentlich „Top Gun“ den Hauptpreis für den besten Film des vergangenen Jahres gewonnen. Aber dazu später. Bei der Oscar-Verleihung hat jedenfalls „Everything Everywhere All at Once“ den Hauptoscar abgesahnt. „Das ist schon ein total schräger Film“, meint Ralf Merkel. Er ist schon aus Berufsgründen Film-Enthusiast und kennt sich aus. Aber hier muss er einräumen: „Dieser Film ist mir völlig rausgegangen“. Er lief nicht in Hechingen und sei ihm auch nicht aufgefallen. Und dann Oscar. Um so wichtiger sei ihm, den jetzt zu zeigen
Etwas anders liegt der Fall bei „Im Westen nichts Neues“, immerhin eine deutsche Produktion, die in allerlei Kategorien vier Oscars gewonnen hat. Dieser Streifen lief im Oktober und November auch in Hechingen ganz gut, war aber auch nicht der totale Knaller. “Das ist schon ein sehr harter, sehr realistischer Film“, sagt Ralf Merkel. Nichts für die ganz schwachen Gemüter. Allerdings: Auch wenn er von der historischen Vergangenheit handelt, ist es ein Film, der in die Zukunft weist. Denn produziert wurde er von Netflix, und über dieses Streaming-Portal lief er dann auch bereits drei Wochen nach dem Kinostart über die Fernsehgeräte und Computermonitore.
Netflix und Kino - wie passt das zusammen?
Wer jetzt denkt „Netflix, ja und“, dem sagt Ralf Merkel Folgendes: „Die haben während Corona total zugelegt und haben jetzt über 100 Millionen Abonnenten weltweit.“ Bei einer Monatsgebühr von zehn Euro pro Monat mache das eine Milliarde Euro Einnahmen. Und zwar jeden Monat. Geld, das unter anderem ständig in die Produktion neuer Filme und Serien investiert wird.
„Das ist das Vielfache von dem Budget, das die größten Hollywood-Filmstudios haben“. Damit ließen sich die besten Schauspieler selbst für Nebenrollen engagieren. „Das geht so weit, dass weltweit viele Filmstudios von Netflix geradezu blockiert sind, andere Filmer kommen da mit ihren Projekten kaum mehr rein“, so Merkel.
Top Gun und Manta Manta
Er selber ist froh, dass es noch die klassischen Kinofilme gibt. Sein Liebling: „Top Gun“, zweiter Teil. Schon Teil I, der 1986 lief, hat er geliebt. Aber der zweite Teil habe ihm und dem Kino generell viel geholfen. Schauspieler Tom Cruise habe sich damit eigentlich einen Kinoorden verdient. „Der lief vergangenes Jahr direkt nach der Corona-Flaute an, und schlagartig waren die Kinos wieder voll. Das hat sich so gut angefühlt“, schwärmt Merkel.
Viele hätten da ihre Kinoleidenschaft wiederentdeckt. Genau das habe man gebraucht. Gemeinsam mit Avatar, ebenfalls ein Teil II, seien solche Filme enorm wichtig, damit Kinos überleben können. Und unter anderem auch deshalb freut er sich nun auf „Manta Manta“, mit Till Schweiger. Ebenfalls ein zweiter Teil. Auch der könnte lange laufen.