Mehr als 100 Hinweise sind bisher zu dem tödlichen Raserunfall in Ludwigsburg bei der Polizei eingegangen. Die Verdächtigen selbst schweigen.
Zwei Männer nutzen die Schwieberdinger Straße als Rennstrecke für ein illegales Autorennen. Zwei junge Frauen sind zur selben Zeit am falschen Ort. Eine der beiden S-Klassen kracht auf den Ford, in dem die beiden Frauen sitzen, als sie aus einer Tankstelle auf die Schwieberdinger Straße einfahren. Sie sind beide kurz darauf tot.
Noch am Donnerstagabend wird der Fahrer der hochmotorisierten Limousine vorläufig festgenommen. Der 32-Jährige sitzt inzwischen in U-Haft. Der Haftbefehl wurde wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge in zwei tateinheitlichen Fällen erlassen.
Zweiter Fahrer hat sich nicht selbst gemeldet
Am Sonntag teilt das Polizeipräsidium Ludwigsburg mit, dass auch der mutmaßliche Fahrer der zweiten Mercedes S-Klasse identifiziert wurde. Allerdings ist er auf freiem Fuß. Seine Identifizierung sei das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen, betont Steffen Grabenstein, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Es ist nicht zutreffend, dass sich ,ein zweiter Fahrer’ freiwillig bei der Polizei gemeldet hätte.“ Zur Erklärung: In den sozialen Netzwerken war am Wochenende kolportiert worden, dass der Vater des Fahrers ihn überredet habe, sich bei der Polizei zu melden.
Keine Angaben zu möglicher familiärer Beziehung
Handelt es sich bei dem zweiten Fahrer um den Bruder des 32-jährigen inhaftierten Türken, wie ebenfalls in den sozialen Netzwerken in vielen Kommentaren zu lesen ist? Steffen Grabenstein verweist auf Paragraf 4 Absatz 2 des Landespressegesetzes. „Angaben zu rein persönlichen oder familiären Umständen beteiligter Personen machen wir grundsätzlich nicht.“ Ein Hinweis, der auch für die Frage nach der Schwangerschaft einer der Frauen gelte.
Dafür bestätigt Grabenstein die Hinweise, dass der Inhaftierte kein Unbekannter ist. „Er ist bereits mehrfach in Erscheinung getreten, unter anderem wegen Straßenverkehrsdelikten.“ In seinem Facebook-Profil postet der 32-Jährige im Jahr 2017 ein Bild mit dem Führerschein in der Hand und kommentiert es selbst mit den Worten „Endlich wieder in meinem Besitz. War ein langer Weg, aber hab es geschafft.“
Hinweisportal der Polizei ist weiter geschaltet
Beide Tatverdächtigen haben sich laut Steffen Grabenstein bislang nicht zum Tatvorwurf geäußert. Was die Geschwindigkeit angeht, so sei von der Staatsanwaltschaft ein Gutachter bestellt worden, der sich unter anderem mit der Frage beschäftigen werde, wie hoch die gefahrene Geschwindigkeit zum Unfallzeitpunkt mutmaßlich gewesen ist. „Das Ergebnis des Gutachtens liegt noch nicht vor.“
Bei der Ermittlungsgruppe sind bislang mehr als 100 Hinweise eingegangen, die nun nach und nach überprüft werden müssen, so Grabenstein. „Für sachdienliche Hinweise sind wir dennoch weiter dankbar, entweder telefonisch, per E-Mail oder über das Hinweisportal.“ Das Hinweisportal, das auch anonym genutzt werden kann, ist unter https://bw.hinweisportal.de/ zu erreichen. Zeugen können sich unter der Telefonnummer 07 11 / 68 69 555 oder per E-Mail an stuttgart-vaihingen.vpi@polizei.bwl.de melden.