Der Angeklagte (links) bespricht sich im Freiburger Amtsgericht mit seinem Anwalt. Foto: dpa

Nach einem Polizeifest fährt ein Polizist betrunken Auto und verursacht auf der A5 einen tödlichen Unfall. Statt sich zu stellen, flüchtet der Mann - nun steht er vor Gericht.

Freiburg - Das Fest der Spezialeinheit im Innenhof des Polizeireviers sollte für die Polizisten der Höhepunkt des Jahres werden - mit Cocktailbar, Sektempfang und einem Pool, in dem gemeinsam Champagner getrunken wird. Doch für einen der Beamten ist danach nichts mehr, wie es vorher war. Betrunken setzt er sich ins Auto, es kommt zu einem tödlichen Verkehrsunfall. Der Polizist, der zunächst flieht, stellt sich. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten. Die Rückkehr in den Polizeidienst ist unwahrscheinlich.

Elf Monate nach einem tödlichen Unfall mit Fahrerflucht legte der Polizist vor dem Amtsgericht Freiburg ein Geständnis ab. Der 32-Jährige muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten, sagte Oberstaatsanwalt Matthias Rall zum Prozessauftakt am Donnerstag. Der inzwischen vom Dienst suspendierte Polizeibeamte sagte, er sei nach dem polizeiinternen Sommerfest betrunken Auto gefahren und nach dem Unfall in Panik geflüchtet. Zudem habe er nach dem Crash Kollegen um Hilfe gebeten. Stunden nach dem Unfall stellte er sich.

Motorradfahrer übersehen und getötet

Der Anklage zufolge hatte der Polizist im August 2014 nach einer Betriebsfeier auf der Autobahn 5 bei Freiburg in betrunkenem Zustand einen 55-jährigen Motorradfahrer angefahren und so getötet. Anschließend sei er geflüchtet, ohne sich um das Opfer zu kümmern. Sein demoliertes Auto ließ er auf der linken Spur der Autobahn stehen. Der Motorradfahrer starb am Unfallort. Zunächst tauchte der Kriminaloberkommissar unter, dann stellte er sich.

Bei dem Polizeifest, von dem der Beamte kam, sei reichlich Alkohol geflossen, sagte er vor Gericht. Auch er habe getrunken. Eine seiner Kollegen habe ihm den Autoschlüssel weggenommen, um eine Alkoholfahrt zu verhindern. Er hatte jedoch noch einen anderen Schlüssel dabei. Der Unfall habe sein Leben radikal verändert. „Ich wollte immer schon Polizist werden.“ Von seinem Traumberuf müsse er nun Abschied nehmen. Seit dem Unfall ist er suspendiert, erhält 75 Prozent seiner Bezüge. Sollte er verurteilt werden, muss er sich einen anderen Beruf suchen.

Ermittlung gegen Kollegen

Nach dem Unfall hatte die Staatsanwaltschaft gegen fünf Polizisten, die der Angeklagte kontaktiert hatte, wegen Beihilfe ermittelt. Gegen drei von ihnen wurde das Verfahren eingestellt, sagte der Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft, Michael Mächtel. Gegen zwei Beamte habe die Staatsanwaltschaft Strafbefehle beantragt. Das zuständige Gericht habe über diese aber noch nicht entschieden.

Gegen die im Verdacht stehenden Polizisten habe die Polizei Disziplinarverfahren eingeleitet, sagte ein Sprecher des für das Spezialkommando zuständigen Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen. Alle seien versetzt worden, beim MEK in Freiburg arbeite keiner mehr von ihnen. Die Polizei warte nun das Ergebnis der strafrechtlichen Verfahren ab. Danach werde über weitere Konsequenzen entschieden. Diese reichten bis zur möglichen Entfernung aus dem Dienst.

Für den Prozess vor dem Amtsgericht Freiburg sind drei Verhandlungstage angesetzt. Es sollen 24 Zeugen und drei Sachverständige gehört werden. Das Urteil soll am kommenden Montag gesprochen werden.