Völlig unerwartet starb Dietmar Greuter vergangenen Donnerstag im Alter von 69 Jahren. Mit ihm verliert Rottweil einen Mann, der sich engagiert für die Wohnungslosen einsetzte.
„Didi“, wie ihn alle nannten, war jemand, der keine Berührungsängste hatte, dafür ein unglaublich großes Herz. Dietmar Greuter war bereits seit 1988 Mitarbeiter bei der AWO Rottweil. Er war zunächst mit Aufgaben wie der Koordination von Altenhilfeangeboten, von Zivildienstleistenden und anderen Dingen betraut.
Mitte der 1990er-Jahre übernahm er die Leitung des sozialen Zentrums Spittelmühle, die er bis 2018 innehatte. In Vorbereitung auf seinen Ruhestand wollte er möglichst fließende Übergänge und hat die Leitung der Einrichtung 1998 auf Alexander Schiem übertragen. Greuter blieb Abteilungsleiter Wohnungslosenhilfe bis zu seinem Renteneintritt 2020. „Didi hatte neben seinen Leitungsaufgaben immer darauf beharrt, auch weiterhin als Sozialarbeiter in der direkten Hilfe für wohnungslose Menschen tätig zu sein“, sagt Alexander Schiem.
Während der Zeit seines Wirkens wurde die Wohnungslosenhilfe in Rottweil kontinuierlich professionalisiert. Die Beratungsstelle für wohnungslose Menschen wurde aus dem Gebäude Neckartal 4 in die Innenstadt ausgelagert und mit einer Sozialarbeiterin professionell besetzt. Ein ambulant betreutes Wohnen wurde als Nachsorge zur stationären Hilfe in der Spittelmühle installiert und mit einer Sozialarbeiterin professionell besetzt. Dietmar Greuter war aktiv am Aufbau der Schwestereinrichtung in Schwenningen involviert.
„Vor allem war Didi Ende der 1990er-Jahre Mitinitiator und Gründungsmitglied des Vereins Freundeskreis Wärmestube und hat insbesondere gemeinsam mit Herrn Pfarrer Dilger die Installation einer Wärmestube vorangetrieben. Didi war bis zu seinem Tod zweiter Vorstand des Freundeskreis Wärmestube, deren Gründungsmitglieder die evangelische Kirche, die katholische Kirche und die AWO Soziale Dienste Rottweil gGmbH sind.“
Bis zu seinem Rentenbeginn 2020 war Dietmar Greuter als Fachmann auch in Landesgremien vernetzt. Er vertrat die AWO Baden im Unterausschuss Straffälligen- und Wohnungslosenhilfe bei der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg.
Auf Augenhöhe
„Er stellte sich mit Macht gegen die Stigmatisierung und Abwertung von Menschen, die freiwillig oder unfreiwillig einen unkonventionellen Lebensweg gingen. Didi setzte sich mit viel Herzblut für wohnungslose Menschen ein und begegnete ihnen auf Augenhöhe.“ Oder, wie es seine langjährige Mitarbeiterin Verena Gaiffi formuliert: „Er hat alle Menschen genau so genommen wie sie sind. Egal, welchen Stand sie hatten. Und Nähe hat ihm nichts ausgemacht. Im Gegenteil, gerade die, die es gebraucht haben, nahm er in seine großen Arme, und umschlungen war der andere.“
Eine Lücke
Bei seinem Abschied von der Spittelmühle hatte Dietmar Greuter ausgedrückt, wie glücklich es ihn gemacht habe, jeden Tag einer erfüllenden Arbeit nachgegangen zu sein. „Sein Tod reißt überall, wo er gewirkt hat, eine Lücke, die nicht mehr zu füllen ist.“
Dietmar Greuter hinterlässt seine Frau Doris, zwei Töchter und zwei Enkelkinder.