Mehrere Katzen und Katzenbabys sind in Horb an der sogenannten Katzenseuche gestorben. Verantwortliche sind alarmiert. So breitet sich Parvovirose auch in anderen Städten – etwa Villingen-Schwenningen oder Albstadt – aus.
Sie ist hochansteckend und verläuft unbehandelt meist tödlich: Katzenseuche - auch bekannt als Parvovirose, Feline Panleukopenie, Katzenpest oder Katzenstaupe. In Horb wurden kürzlich mehrere Fälle mit Todesfolge gemeldet. Allerdings breitet sich die Krankheit nicht nur dort aus. Auch anderenorts sind Verantwortliche beunruhigt.
“Wir können für den Schwarzwald-Baar-Kreis schon sagen, dass das um sich greift“, berichtet etwa Cornelia Gaigl. Sie ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Villingen-Schwenningen. Der Tierschützerin sind mehrere Ortsgebiete bekannt, in der Katzenseuche derzeit grassiert: VS-Nordstetten, Donaueschingen, Hüfingen, Blumberg und Dauchingen. Gaigl fügt allerdings hinzu: „Eigentlich ist das überall auf dem Vormarsch.“ Wenn es irgendwo einen „Hotspot“ gebe, trügen die Tiere das wie eine Welle weiter und die Krankheit verbreite sich schnell, erklärt die Vorsitzende. Und sagt: „Es bleibt zu befürchten, dass man mit vielen kranken und todkranken Tieren zu tun hat.“
„Da sterben uns gerade die Katzen weg“
Die Krankheit sei in dem einen Jahr mehr und im nächsten dann wieder weniger verbreitet. Das sei ganz normal, erklärt Nadine Vögel, Leiterin des Tierheims in Donaueschingen. Was ihr dieses Jahr allerdings auffällt: Die Parvovirose „scheint sich weiterentwickelt zu haben“. Vögel erlebt die aktuelle Variante als besonders aggressiv, mit einem sehr schnellen Verlauf. Die Behandlung mit Infusionen und Antibiotika komme in vielen Fällen zu spät oder helfe zu langsam. „Da sterben uns gerade die Katzen weg“, berichtet sie. Zuletzt seien zehn Katzen nicht mehr zu retten gewesen.
Die Tierheimleiterin fordert in diesem Zusammenhang zwei Dinge: Kastrationen und Registrierungen – und zwar verpflichtend über kommunale Katzenschutzverordnung. Durch Kastrationen gebe es weniger wilde Katzen und somit auch weniger Fälle von Katzenseuche. Die Registrierungen ermöglichten eine sofortige Zuordnung von kranken, zugelaufenen Katzen.
Viele Städte und Gemeinden haben inzwischen eine solche Katzenschutzverordnung erlassen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis fehlten aber beispielsweise noch Gütenbach, Furtwangen, Vöhrenbach, Mönchweiler, Niedereschach und Tuningen, zählt Vögel auf.
Veterinäramt im Zollernalbkreis ist besorgt
Aber wie blicken die Behörden auf die Katzenseuche? Während das Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises zur Lage keine Auskunft geben kann, sind Verantwortliche im Zollernalbkreis besser informiert.
Auch ohne Meldepflicht würden dem Veterinäramt im Zollernalbkreis gelegentlich Fälle von Parvovirose gemeldet, teilt Marisa Hahn mit. Die Pressesprecherin des Landratsamtes berichtet, dass das Virus in letzter Zeit im Raum Albstadt, Hechingen und Rosenfeld nachgewiesen wurde. Das Veterinäramt blickt laut Hahn mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen.
Problematisch sei die Katzenseuche vor allem bei größeren Ansammlungen von nicht geimpften Tieren in Kombination mit Stress (z. B. Futtermangel, Parasiten, Rangkämpfe, unkontrollierte Vermehrung). Dann komme es zu größeren Ausbrüchen mit hoher Todesrate - ohne Behandlung würden teilweise bis zu 90 Prozent dieser infizierten Katzen sterben, erklärt Hahn. Das Virus sei gegen sämtliche Desinfektionsmittel extrem widerstandsfähig und in der Umwelt über Monate infektiös, führt die Sprecherin aus.
Hauskatzen können sich bei wilden Tieren infizieren
Hahn warnt: „Es besteht jederzeit die Gefahr, dass sich Hauskatzen bei verwilderten Katzen infizieren können.“ Das Landratsamt rät Tierhaltern deshalb, ihre Katzen regelmäßig impfen zu lassen. „Die Impfung ist die einzige sinnvolle Möglichkeit, Katzen vor Parvovirose zu schützen“, so Hahn.
Die Empfehlung zur Impfung geben auch die Sprecher der Landratsämter der Landkreise Rottweil, Calw, Ortenau und Freudenstadt. Fallzahlen liegen auch diesen Behörden nicht vor. „Uns ist bekannt, dass sich bei uns immer wieder Fälle auftreten, bei denen sich Katzen mit den Parvovirus infizieren - in der Regel sind das streunende Tiere“, berichtet aber Andrea Schmider vom Landkreis Rottweil. Und Kai Hockenjos vom Landratsamt Ortenaukreis erklärt: „Katzen-Parvovirose kann immer zu einem Problem werden, gerade wenn mehrere und dazu noch ungeimpfte Katzen an einem Ort gehalten werden bzw. zusammenkommen.“