Tobias Unger sieht den Doping-Skandal positiv: „Die Kontrollen greifen“ Foto:  

Tobias Unger, Sprinter des VfB Stuttgart ist erfreut und erschrocken zugleich über die prominenten Dopingfälle.

Stuttgart - Tobias Unger, Sprinter des VfB Stuttgart ist erfreut und erschrocken zugleich über die prominenten Dopingfälle.


Herr Unger, waren Sie überrascht, als Sie von den Dopingfällen Tyson Gay sowie Asafa Powell und den übrigen Jamaikanern hörten?
Dass diese Fälle öffentlich wurden, hat mich mehr überrascht als die Tatsache, dass im Sprint noch immer gedopt wird. Bisher wurden nur solche Fälle bekannt, in denen es sich um Leute aus der zweiten und dritten Garde handelte, um Staffel-Ersatzläufer etwa, die dann mehr oder weniger lange gesperrt wurden. Dass es nun Weltklasse-Athleten getroffen hat, erschreckt mich.

Ist das jetzt gut oder schlecht für die Leichtathletik?
Schwer zu sagen. Ich sehe es einmal positiv. Es sieht so aus, als greifen die Kontrollen. Und damit werden vielleicht auch die Zeiten der deutschen Sprinter aufgewertet. Ich denke da an Julian Reus, der an die 10,0 Sekunden heran läuft und sauber ist, aber trotzdem kaum beachtet wird. Jetzt steht wieder die gesamte Branche unter Generalverdacht, und das schmerzt mich. Die sauberen Athleten müssen damit leben, dass Sponsoren und Ausrüster ein erhöhtes Risiko darin sehen, einen Individualsportler zu unterstützen. Dabei haben es Sprinter ohnehin schon schwer genug, ordentlich mit ihrem Sport etwas zu verdienen. Nun wird es nicht einfacher für sie.

Denken Sie jetzt anders über Usain Bolt und sein großes Talent?
Ich mache das nicht an einem Namen fest, sonst heißt es: Da spricht doch nur der Neid. Aber ich bin durchaus froh darüber, dass es Staaten getroffen hat, die für einen sehr unsensiblen Umgang mit dem Thema Doping bekannt sind. Aus dieser Sicht war es schon enorm wichtig, dass jemand aus der ersten Reihe erwischt wurde.