Was wusste die Großmutter des Mädchens über den Missbrauch? (Symbolbild) Foto: Pedersen

63-Jähriger steht wegen Übergriffen auf Stief-Enkelin vor Gericht. Opfer leidet bis heute. 

Titisee-Neustadt/Freiburg - Der drahtige Mann hört aufmerksam zu, was die Dolmetscherin ihm übersetzt: Mehr als 300 Anklagepunkte wirft Staatsanwältin Nikola Novak dem 63 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen vor, der mit seiner Familie zuletzt in Titisee-Neustadt gelebt hat.

Immer wieder soll er sich dort unter dem Dach der eigenen Familie an seiner Stief-Enkelin vergangen haben. Aber auch davor, als die Familie noch in Lenzkirch lebte, soll der Angeklagte eine entfernte Verwandte der Familie mehrfach sexuell missbraucht haben. Nochmals früher, als er noch in Kasachstan lebte, habe er wegen sexueller Übergriffe an mehreren Kindern und an einer Großnichte sogar schon im Gefängnis gesessen. "So um die zehn Jahre", vermutete Novak. Genau wisse man es nicht, da das Urteil des dortigen Gerichts nicht vorliegt.

Jugendliche leidet

Nun also steht der Mann erneut vor Gericht. Dieses Mal in Freiburg: Schon zu Prozessbeginn ließ die Staatsanwältin keinen Zweifel daran, dass sie in dem Angeklagten einen gefährlichen "Hangtäter" sieht, der auch nach seiner Haft in der Sicherungsverwahrung eingesperrt bleiben sollte. Sieben Jahre war die Stiefenkelin laut Anklage alt, als die Torturen begonnen hatten.

Ein Mal zumindest soll auch die Ehefrau des Angeklagten einen Übergriff mitbekommen haben. Getan hat sie offenbar nichts, obwohl sie wusste, dass ihr Mann bereits im Gefängnis war. Nun drohen auch ihr juristische Folgen. Bis heute leidet die Jugendliche psychisch an den Folgen der Übergriffe und verletzt sich immer wieder selbst. Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte geschwiegen. Ob er sich zu den Vorwürfen äußern wird, blieb offen, dazu wolle er sich mit seinem Anwalt besprechen.