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Unternehmen schafft sich neues Standbein. Fläche von mehr als 2,8 Hektar direkt an B 31.

Titisee-Neustadt - Käse im Premiumsegment will Schwarzwaldmilch den Kunden bieten. Dafür baut sie in Südbaden einen richtungsweisenden Standort auf.

Die Schwarzwaldmilch Genossenschaftsmolkerei in Freiburg schafft sich ein neues wirtschaftliches Standbein und baut im Hochschwarzwald eine eigene Käserei für Hartkäse. Der Standort, über den Geschäftsführer Andreas Schneider im Vorfeld gesagt hatte, er müsse "triefen vor Schwarzwald" wird auf der Gemarkung der Gemeinde Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) auf einer Fläche von mehr als 2,8 Hektar nahe bei der "Testo" Fabrik und dem Spaßbad "Badeparadies" direkt an der B 31 errichtet werden. Wenn alles gut laufe, sagt Schneider, könne man Ende 2021 mit der Produktion und im Jahr 2022 mit dem Verkauf beginnen.

Bürgermeister Armin Hinterseh sagte am Freitag, er freue sich "riesig" und sei "rundum glücklich" über die Standortentscheidung der Molkerei. Der Katalog der Anforderungen des Unternehmens sei groß gewesen und habe unter anderem auf eine gute Sichtbarkeit und touristische Anbindung der geplanten "Käsemanufaktur" inmitten der Herkunftsregion der Schwarzwaldmilch gesetzt. Dies alles habe man am Rand des Stadtteils Titisee realisieren können: "Wir haben rund 100 Landwirte in der Stadt, und hier findet man die typische, offene Landschaft des Schwarzwalds, für die die Landwirte die Verantwortung tragen mit ihrer Arbeit", sagt Hinterseh.

Man hoffe nun auf neue, attraktive Arbeitsplätze und ein zusätzliches touristisches Angebot. Hinterseh, Schneider und Schwarzwaldmilch Aufsichtsratschef Markus Kaiser unterzeichneten am Freitag den Kaufvertrag für das Bauland. Als Nächstes beginnen die Bauplanungen für das zweigeschossige Gebäude, das auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern eine Schaukäserei, ein Ladengeschäft und eine Gastronomie beinhalten wird.

Der Kilopreis für das hochwertige Endprodukt wird bei rund 20 Euro im Verkauf liegen

Der Käse der Schwarzwaldmilch soll im Premiumsegment an der Theke im Handel, in ausgewählten Käseläden und in der Gastronomie abgesetzt werden. Man wolle sich zumindest zunächst ganz auf den Vertrieb in Baden-Württemberg konzentrieren, meint Schneider: "Wir wollen Klasse statt Masse." Mit einer Kapazität von maximal 1200 Tonnen Käse im Jahr wird der Betrieb darauf ausgelegt sein, bis zu 15 Mio. Kilogramm Milch zu verarbeiten. "Das sind maximal 8 bis 9 Prozent unserer Anlieferungsmenge im Jahr", sagt Schneider. Zu Käse wolle man zudem nur Premiumprodukte wie Weidemilch, Bio-Milch und Bio-Heumilch einsetzen. Ob auch Rohmilch verarbeitet werden soll, ließ Schneider zunächst noch offen.

Der Kilopreis für das hochwertige Endprodukt werde bei rund 20 Euro im Verkauf liegen. "Geschmacklich soll der Käse einen eigenen Charakter und eine originäre Form bekommen", betont Schneider. Zwei Käsemeister mit Berufserfahrung in Österreich und der Schweiz habe man bereits auf die Entwicklung des neuen "einzigartigen Premium-Käses" eingestellt. Vermutlich werde man aber auch den bereits im Handel erhältlichen abgepackten SB-Käse der Schwarzwaldmilch weiter im Programm haben.

Laut Schneider sollen in der "Käsemanufaktur" bis zu 30 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Schwarzwaldmilch habe eine "zukunftsorientierte, perspektivische Entscheidung" getroffen: "Titisee-Neustadt ist ein absoluter A-Standort für uns. Hier kann man Landwirtschaft riechen, fühlen und schmecken!" Man habe "einige Standorte angeschaut", sagt Kaiser, der mit der Wahl überaus zufrieden ist: "Die Milch wird wieder dahin gebracht, wo sie produziert wird und wo die Kühe auf der Weide stehen. Die Landwirte freuen sich darauf!" Als maximale Umsatzgröße erhofft sich Schneider 15 Mio. Euro im Jahr durch die Käserei, was etwas weniger als 10 Prozent des Gesamtumsatzes der Molkerei von 179 Mio. Euro im Jahr 2017 entsprechen würde. Die "Käsemanufaktur" soll nach Möglichkeit CO2-neutral arbeiten, und sie wird auch optisch "eine hohe Akzeptanz" im Hochschwarzwald bekommen, verspricht der Geschäftsführer.

Bis zu 10 Mio. Euro will die Schwarzwaldmilch in das Objekt investieren, zu dem rund 200 Parkplätze und eine eigene Verbindungsstraße nach Titisee gehören werden. Die Investition sei "durchaus eine haptische Größe" für sein Unternehmen, sagt Schneider. Aber: Auf einem Stuhl mit zwei Beinen sitze es sich nicht gut, man müsse ständig die Balance suchen: Für die Schwarzwaldmilch komme nun zu den Standorten Offenburg (Pulverproduktion) und Freiburg (Milch und Milchprodukte) ein drittes Standbein in Form der "Käsemanufaktur" hinzu. "Und über das vierte Standbein denken wir schon nach", sagt Schneider. "Eine Molkerei in unserer Größenordnung ist schließlich niemals fertig. Wenn sie fertig ist, hat sie keine Zukunft mehr."