Mehr als 15 Monate nach dem verheerenden Brand einer Behinderteneinrichtung in Titisee-Neustadt hat die Staatsanwaltschaft jetzt die Akte geschlossen. Foto: Archiv-Foto: Kamera24TV

Staatsanwaltschaft stellt rund 15 Monate nach dem Unglück von Titisee-Neustadt die Ermittlungen ein.

Titisee-Neustadt - Rund 15 Monate nach der Brandkatastrophe mit 14 Todesopfern in einer Caritas-Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) hat die Freiburger Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen zwei Leiter der Einrichtung nun eingestellt. Der frühere sowie der amtierende Leiter der Einrichtung hätten sich »keinerlei Unzulänglichkeiten, die für den Tod (...) hätten ursächlich sein können« zuschulden kommen lassen, so die Staatsanwaltschaft in Freiburg gestern in einem Pressetext.

Zu der Katastrophe war es gekommen, weil ein Gasofen in der Werkstatt falsch bedient worden war. In der Folge kam es zum Gasaustritt und zu einer Gasverpuffung und einem Brand. Die 14 Opfer waren an Rauchvergiftungen gestorben, weitere Personen in der Werkstatt erlitten Verletzungen. Die Werkstatt ist bis heute geschlossen, soll aber in den kommenden Monaten wieder in Betrieb genommen werden.

Ermittelt wurde nach dem Tod von einer Betreuerin und 13 behinderten Menschen, die in der Werkstatt gearbeitet hatten. Im Raum stand die Frage, ob die Vorgesetzten der Frau im Umgang mit dem Gasofen eine Einweisung erteilt hatten oder nicht. Dokumentiert war solch eine Schulung entgegen der Vorschrift zwar nicht, die Vernehmungen von Zeugen ergaben jedoch, dass die Frau die entsprechenden Einweisungen erhalten hatte, so Staatsanwalt Michael Mächtel am Freiburg.

Die Ermittlungsbehörde kam zu dem Schluss, dass die Frau den Ofen falsch bedient haben muss, obwohl sie in die Handhabung und die Besonderheiten des Geräts eingewiesen worden war. »Die Leiter haben sich nichts zuschulden kommen lassen«, so Mächtel.

Bei der Caritas in Freiburg reagierte man mit Erleichterung auf die Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Von beiden Betroffenen und ihren Familien sei »eine Last abgefallen«, so der stellvertretende Vorstand und Sprecher des Freiburger Caritas-Stadtverbandes Rainer Gantert. Auch für die Mitarbeiter der Werkstatt sei der Abschluss der Ermittlungen ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur Verarbeitung des Unglücks.

In wenigen Wochen wolle man die Öffentlichkeit informieren, wie die Werkstatt künftig neu gestaltet und betrieben werde, so Gantert weiter: »Unsere Werkstätte wird nicht mehr genau so aufgebaut, wie sie vor dem Brandunglück war. Sie wird aber auch nicht von Grund auf verändert. Wir mussten den richtigen Weg dazwischen finden.« Man glaube, dafür mittlerweile das richtige Konzept entwickelt zu haben. Die bauliche Umsetzung laufe bereits an.

Info: Der Großbrand

Der Brand in einer zur Caritas Freiburg gehörenden Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Titisee-Neustadt löst am 26. November 2012 deutschlandweit Entsetzen aus und wird als schwerstes Unglück seit 40 Jahren im Kreis bezeichnet. 120 Menschen wurden in der Werkstatt betreut. 13 Menschen mit Behinderung und eine Betreuerin verlieren bei dem Brand ihr Leben. Nicht nur zahlreiche deutsche Medienvertreter eilen zum Unglücksort, sondern auch Politiker wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Innenminister Reinhold Gall. Die ganze Stadt steht unter Schock, Anteilnahme gibt es aus allen Teilen des Landes. Während einer Trauerfeier in Titisee-Neustadt nehmen hunderte Menschen Abschied von den Verstorbenen.