Württemberg um Präsident Rainer Franke (links) und Südbaden um Präsident Horst Haferkampf machen in Zukunft gemeinsame Sache. Foto: Schwarzwälder Bote

Tischtennis: Die Fusion der drei Landesverbände ist gescheitert – was nun?

Das Tischtennis in Baden-Württemberg stand vor einer Revolution. In einer Fusion der drei Verbände im Land aus Württemberg-Hohenzollern (TTVWH), Südbaden (SbTTV) und Baden (BaTTV) sollten die Kräfte gebündelt werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Diese Idee scheiterte aber krachend.

Sinkende Mannschafts- und Vereinszahlen, immer weniger aktive Spieler, und auch beim Nachwuchs sind die Zahlen in vielen Teilen des Landes rückläufig; ehrenamtlich Engagierte fehlen an allen Ecken und Enden. Freilich: Dem Tischtennis geht es dabei wie vielen anderen Sportarten.

Der Zusammenschluss der Verbände als erster Lösungsansatz platzte am letzten Juni-Wochenende jedoch, weil ein Verband ausscherte. Eine Bestandsaufnahme.

Was ist passiert?

Historisch bedingt gibt es seit der Nachkriegszeit drei Tischtennisverbände in Baden-Württemberg. Ein Zusammenschluss der drei stand auch in den 90er-Jahren schon einmal zur Debatte, scheiterte aber am Veto der südbadischen Vereine. In einer Arbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg (Arge) arbeiten die Verbände seither auf verschiedenen Ebenen zusammen, beispielsweise im Leistungssport und der Spitzennachwuchsföderung. Seit 2009 fand diese Zusammenarbeit in Form des Vereins Tischtennis Baden-Württemberg statt. Sportpolitisch blieben die drei Verbände jedoch weiterhin getrennt, jeweils mit eigener ehrenamtlicher Führung, Geschäftsstelle und Struktur. Während die Verbandsarbeit bei den beiden kleinen badischen Verbänden noch hauptsächlich von Ehrenamtlichen gestemmt wird, ist der TTVWH mit einer fünf Mann starken Geschäftsstelle leistungsfähiger aufgestellt.

Im Januar 2017 starteten die drei Präsidenten Rainer Franke (TTVWH), Horst Haferkamp (SbTTV) und Klaus Hilpp (BaTTV) einen erneuten Versuch, die Verbände zu fusionieren – mit dem Ziel, einen großen Verband mit dem Namen Tischtennis Baden-Württemberg (TTBW) zu schaffen.

Die Gründe und Vorteile sind laut den Verantwortlichen vielfältig: Die Verwaltung der drei Verbände könne zusammengelegt werden und so leistungsfähiger werden. Vor allem in der Sportentwicklung und der Unterstützung der Vereine sollten sich so neue Möglichkeiten ergeben, da die beiden kleineren Verbände SbTTV und BaTTV dafür nicht die personellen Voraussetzungen hätten und hinterherhinkten.

Horst Haferkamp, Präsident des SbTTV, fasste es im Vorfeld so zusammen: "Verwalten geht noch, Gestalten gar nicht mehr." In gemeinsamen TTBW-Strukturen sei dies jedoch möglich. Auch die Arbeit der Ehrenamtlichen könne so gebündelt werden und professioneller aufgestellt werden. Insgesamt könne mit einer Fusion viel Geld gespart werden. Zudem hätte der große Verband auf Bundesebene ein stärkeres Gewicht.

Die Entscheidung traf am Ende aber nicht die Führung der Verbände, sondern die Basis. Am letzten Juni-Wochenende beim Verbandstag des TTVWH stimmten in Gerlingen knapp 98 Prozent der Delegierten für eine Verschmelzung zu einem Gesamtkonstrukt. Auch die Vereinsvertreter beim zeitgleich stattfindenden Verbandstag in Südbaden votierten mit 100 Prozent für eine Zusammenarbeit.

Doch kurz darauf später folgte der Schock: Beim badischen Verbandstag in Ettlingenweier sprachen sich lediglich 63 Prozent der Vereinsvertreter für den Beitritt ihres Landesverbandes aus. Das ist zwar die Mehrheit der Stimmberechtigten, aber nötig gewesen wären 80 Prozent. Einen Zusammenschluss wie geplant wird es also nicht geben.

Gründe für das Scheitern

Thomas Walter, Geschäftsführer des TTVWH, nennt dafür mehrere Gründe. "Von den 13 Vorstandsmitgliedern im badischen Präsidium waren von Anfang an einige gegen eine Fusion." Diese Uneingkeit strahlte auf die abstimmenende Basis ab.

Hilpp, Präsident des badischen Verbands, sagt: "Da wurde gezielt gegen die Fusion gearbeitet." Die Angst vor Veränderung und befürchtete Nachteile, dass man im großen Verband nichts mehr zu sagen habe, seien entscheidend gewesen. "Dabei ging es wohl auch um Macht und Posten", vermutet Walter.

Ein Hauptargument der Kritiker waren die Kosten, die mit den hauptamtlich Beschäftigten der Geschäftsstelle des TTVWH auf den Großverband zukommen. Ihrer Meinung nach sollte die Arbeit weiter von Ehrenamtlichen geleistet werden und damit kostengünstig bleiben. Zudem habe es Vorbehalte gegen Personen aus der Wahlmannschaft gegeben, führt Walter weiter aus. Der Versuch, die zukünftigen Gremien paritätisch mit von allen akzeptierten Engagierten zu besetzen, sei dann aber daran gescheitert, dass die Gegner keine eigenen Personen nominiert hätten.

Wie geht es nun weiter?

Die große Fusion ist gescheitert, eine kleine Fusion mit TTVWH und SbTTV wird es trotzdem geben. "Bereits im Vorfeld wurde entschieden, dass es auch einen kleinen Verband geben wird", sagt Walter. Zum 1. Januar solle die "kleine Lösung" rechtlich umgesetzt werden. Einen Namen gebe es aber noch nicht. "Ende April gibt es dann den ersten Landesverbandstag, auf dem die neue Führungsmannschaft gewählt wird", sagt Walter. Der Spielbetrieb werde ab der Saison 2020/21 zusammengelegt, der Mannschaftssport 2021/22. Dies werde jedoch in den nächsten Wochen und Monaten noch alles fixiert.

Im badischen Verband hingegen ist die Situation nicht ganz so klar. "Wir wissen noch nicht, wie es genau weitergeht", sagt Hilpp. Die Verbandsarbeit werde wie gewohnt weiterlaufen. Wie die Kooperation auf Landesebene mit dem neuen, größeren Verband vonstatten gehe, sei aber ungewiss. "Da müssen Gespräche geführt werden", sagt Hilpp und befürchtet nun Nachteile. "Da sind nun die anderen gefordert – jetzt sollen die mal schauen, wie sie das hinbekommen", fordert er nun die Fusionsgegner auf, aktiv zu werden.

Unbegründet ist diese Furcht nicht. TTVWH-Mann Walter kündigt an: "Wir werden für Wettbewerb sorgen" und verspricht: "Südbaden wird in ein paar Jahren wesentlich besser dastehen als der BaTTV." Geschlossen ist die Tür aber nicht endgültig. "Wir müssen nun liefern und können so durch Leistung auch die Kritiker in Baden überzeugen, sich langfristig doch dem großen Verband anzuschließen", sagt Walter.