Hobbygärtner ärgern sich oft über Schnecken im Garten: Die Tigerschnecke aber frisst nicht nur Pflanzenmaterial, sondern auch die Gelege anderer Nacktschnecken, berichtet Petra Rumpel vom BUND. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Geschäftsführerin des Umweltzentrums Ortenau gibt Einblicke

Ortenau - Viele Ortenauer haben bereits die ersten frischen Salate oder knackigen Gurken aus dem eigenen Garten ernten können. Doch beim ein oder anderen sorgt der Gang ans Beet derzeit für Frust: Schnecken sind dieses Jahr besonders aktiv und freuen sich nicht minder über das junge Gemüse. Petra Rumpel, Geschäftsführerin des BUND-Umweltzentrums Ortenau, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass Schnecken nicht gleich Schnecken sind und wie sich umweltbewusste Hobbygärtner den Kriechtieren erwehren können.

Frau Rumpel, gibt es dieses Jahr tatsächlich sehr viele Schnecken?

Ja, den Beobachtungen zufolge sind es in diesem Jahr recht viele.

Können Sie sagen, woran das liegt?

Das Wetter war bisher günstig für die Tiere, da das Frühjahr feucht war. Auch der Winter kann eine Rolle spielen, der war zwar kalt, aber schneereich. Unter der Schneedecke wird der Boden nicht ganz so kalt wie bei trockener Kälte, das kommt den Schnecken ebenfalls entgegen.

Welche Funktion haben die Kriechtiere denn eigentlich in der Natur?

Schnecken ernähren sich insgesamt überwiegend von abgestorbenem organischem Material auf dem Boden – Fallobst, abgefallene Blätter oder auch tierische Hinterlassenschaften – und bauen dieses ab. So helfen sie mit, die darin enthaltenen Nährstoffe wieder für die Pflanzen verfügbar zu machen oder Humus aufzubauen. Gleichzeitig sind sie Teil der Nahrungskette und wichtige Beute – nicht nur für Igel und Kröten, sondern beispielsweise auch für die Spitzmaus sowie Amseln und Drosseln. Die Eigelege der Schnecken werden zum Teil von Käfern als Nahrung genutzt.

Leider schmeckt vielen Schnecken aber offenbar auch der Salat im Beet ...

Vielleicht sollte man erst mal klären, dass nicht alle Schneckenarten im Garten Schaden anrichten – die Spanische Wegschnecke und die Ackerschnecke gehören beispielsweise zu den Arten, die unseren Salat anknabbern. Andere Arten fressen nur totes Material, und die Tigerschnecke oder die Weinbergschnecke fressen sogar Eigelege von anderen Nacktschnecken, helfen also, das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Schnecken richten vor allem dann besonders viel Schaden an, wenn im Frühjahr die Setzlinge, beispielsweise von Salatpflanzen, ausgepflanzt werden. Ungeschützt können die kleinen Pflänzchen schnell komplett abgefressen sein.

Was kann der umweltbewusste Gärtner dagegen tun?

Bewährt haben sich in solchen Fällen spezielle Kupferringe, die um die Salatpflanzen gestellt werden. Kupfer bildet bei Berührung mit Schneckenschleim bestimmte Ionen, die sich für die Tiere unangenehm anfühlen, weshalb die Kriechtiere in der Regel dann abdrehen. Absammeln ist natürlich eine weitere bewährte Methode. Da sich die Schnecken tagsüber vor der Sonne schützen und sich unter große Blätter zurückziehen, kann es helfen, beispielsweise Rhabarberblätter auszulegen und die Tiere darunter regelmäßig abzusammeln. Hilfreich ist es ebenfalls, den natürlichen Feinden der Nacktschnecken einen guten Lebensraum mit Totholzhaufen, Hecken und Sträuchern anzubieten.

Und wenn das nicht hilft?

Wenn es nicht anders geht, sind auch ungiftige Schneckenkörner mit Eisen-III-Phosphat hilfreich. Diese sind auch für den Biolandbau zugelassen.

Wie geht die konventionelle Landwirtschaft mit dem Problem um?

Man versucht schon, den Befall durch entsprechende Anbaumethoden in Grenzen zu halten. Eine entsprechende Bodenbearbeitung beispielsweise verhindert Hohlräume, tötet die Tiere mechanisch und bringt deren Gelege vor dem Winter an die Oberfläche. Bei Befall kann dort mit Schneckenkorn gearbeitet werden, und zwar nicht nur mit dem oben erwähnten Eisen-III-Phosphat, sondern auch mit einem anderen, rückstandsrelevanten Wirkstoff.

Wie ist da die Position des BUND?

Aus Sicht des BUND sind diese Mittel wegen der Rückstände und toxischer Auswirkungen auf andere Lebewesen weniger zu empfehlen.

Welche Möglichkeiten haben Bio-Landwirte?

Wie gesagt, sie können das Eisen-III-Phosphat anwenden, ansonsten spielen auch Bodenbearbeitung, Beobachtung und eine Einbeziehung natürlicher Kreisläufe eine wichtige Rolle. So achten die Landwirte bei empfindlichen Kulturen zusätzlich zu den erwähnten Maßnahmen auch auf Abstand zu Grünstreifen oder Wegrainen, sodass das Einwandern für die Schnecken schwieriger wird.

Die Fragen stellte Marco Armbruster

Richtig gießen kann helfen

Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) setzt sich für das Miteinander von Gartenbesitzern und Kriechtieren ein. Auf dessen Webseite ist unter anderem zu lesen, dass es eine verträgliche und wirksame Maßnahme sei, gefährdete Beete nicht abends, sondern frühmorgens zu gießen, sodass die nachtaktiven Schnecken die Feuchtigkeit nicht mehr zur Nahrungssuche ausnutzen können. "Statt flächendeckender Bewässerung empfiehlt es sich außerdem, jede Pflanze alle zwei bis drei Tage einzeln und kräftig zu gießen, damit die Schnecken keine größeren feuchten Flächen finden, auf denen sie sich fortbewegen können", so der Nabu. Auch Schutzringe um Beete aus Sägemehl, Steinmehl oder Branntkalk sollen demnach Schnecken durch ihre entfeuchtende Wirkung fernhalten. Nach Regenfällen müssen die Sperrstreifen aber erneuert werden.