Der Eisvogel: Mindestens genauso putzig wie hübsch. Auch im Schwenninger Moos soll er leben. Foto: © Lubos Houska – Pixabay

Blauer Rücken und orangener Bauch, etwa so groß wie ein Spatz und blitzschnell unterwegs – das ist der Eisvogel. Er ist eine der bedrohten Vogelarten. Nicht an vielen Orten kann man ihn beobachten, doch im Schwenninger Moos lässt er sich immer öfter blicken.

VS-Schwenningen - In Baden-Württemberg gibt es nur etwa 1000 bis 1200 Brutpaare, erklärt Michael Rüttiger, Moos- und Vogelführer im Schwenninger Moos. Der Eisvogel braucht naturnahe Gewässer mit vielen Fischen.

 

Anders als sein Name vermuten lässt, verträgt der kleine Piepmatz alles, außer Eis und Kälte. Auch im Schwenninger Moos kann das für den kleinen Vogel zum Problem werden: Denn wenn das Moos gefriert, kann der Vogel keine Fische mehr fangen.

Nahrungsgast im Moos

Im Moos sei er nur Nahrungsgast, stellt Rüttiger klar. Denn brüten kann er ausschließlich in Höhlen, die er sich in den weichen Boden gräbt, bevorzugt in der Uferböschung von Seen und Flüssen. Brüten, das kann der kleine Flitzer gut und macht es sogar dreimal im Jahr. Insgesamt kommt ein Brutpaar auf 24 Junge jährlich.

Warum sehen wir dann nicht andauernd blaue Vögel in der Gegend fliegen? Leider ist der Eisvogel von einer hohen Sterblichkeit betroffen. Etwa zwei von drei Küken sterben noch im ersten Lebensjahr, meistens an zu kalten Temperaturen. Um sich warm zu halten muss der Vogel ungefähr sein Körpergewicht an Fischen fressen – jeden Tag etwa 30 Gramm, also circa fünf kleine Fischchen.

Man muss wissen wonach man sucht

Eines braucht man, um den Vogel beobachten zu können: Geduld. "Wenn man etwa eine halbe Stunde am Steg steht, dann ist die Chance sehr hoch ihn zu sehen, wenn man weiß, wonach man suchen muss", so Rüttiger. Doch auf keinen Fall solle man für den Piepmatz in die Natur eindringen, betont Rüttiger mit Nachdruck.

Auch die schillernde Farbe hat in der Natur seinen Sinn und Zweck. Für uns wirkt er sehr auffällig, doch seine Farbe dient als perfekte Tarnung. Für die Vögel über ihm sieht er wie das Wasser aus, und für die Fische unter ihm blendet er sich perfekt in die Natur ein.

Am Flugstil erkennen

Falls er nicht still sitzen, sondern herum fliegen sollte, dann erkennt man ihn an seinem Flugstil. Auf der Suche nach Fischen sitzt er erstmal auf einem Stück Totholz etwa einen Meter über dem Wasser. Entdeckt er einen, dann fliegt er nah über dem Wasserspiegel, bis er blitzschnell eintaucht und den Fisch fängt. "Er ist ein Sturztaucher und bleibt nur wenige Sekunden unter Wasser, anders als Enten beispielsweise", fügt Rüttiger an.

"Klingt wie eine rostige Schraube, die man reindreht"

Geübte, meist junge Ohren, können den Vogel auch an seinem Ton erkennen. Dieser ist ein hohes Piepsen und erinnert Rüttiger an eine rostige Schraube, die man ins Holz bohrt. "Wenn man als junger Mensch viele Tontauben geschossen hat oder zu viel in der Disko unterwegs war, wird es schwierig diesen hohen Ton zu hören", weiß Rüttiger aus eigener Erfahrung.

Mehr bedrohte Vogelarten

Der Eisvogel ist nicht der einzige Flatterer, der bedroht ist und es sich im Schwenninger Moos gemütlich gemacht hat. Auch die Krickente, welche im Schilf des Mooses brütet, ist nur an etwa vier Standorten in Baden Württemberg heimisch. Das Schwarzkehlchen und die Rohrsänger finden sich auch im Moos wieder. "Das Moor ist ein besonderer Lebensraum. Offene und ungenutzte Flächen gibt es in der Form nur selten", meint Rüttiger. Er freue sich umso mehr, dass das Schwenninger Moos ein Naturschutzgebiet darstellt, in dem der Mensch nicht allgegenwärtig ist.

Info:

Das Umweltzentrum in Schwenningen bietet Vogelkundliche Führungen an. In der Zeit von April bis Juni werden diese angeboten. Interessenten wenden sich per E-Mail an leitung@umweltzentrum-sbn.de.