Die vier Mädchen waren mit vollem Einsatz bei der Sache. Foto: Kopf

Nach den erfolgreichen Platzierungen in den vergangenen Wochen begab sich Michael Jung am Dienstag für eine Stunde in die Rolle des Trainers.

Horb-Altheim - Es ist Dienstagmittag, circa 25 Grad und Sonnenschein auf der herrlichen Anlage von Michael Jung in Altheim. Für vier junge Reiterinnen geht ein Traum in Erfüllung. Sie werden eine Stunde lang von Reit-Superstar Michael Jung gecoacht. Dies lässt auch die Familien der Mädchen nicht kalt, eine Mutter sagt. "Was würde jetzt wohl meine Pulsuhr anzeigen?"

Vier Mädchen aus der Gegend

Greta Hövemeyer aus Dettingen an der Erms, Klara Enzinger aus Rottenburg, Lara Stehle aus Haigerloch und Olivia Mercer aus Horb sind die vier Erstplatzierten des Michael-Jung-Jugendförderpreises der Stadt 2021. Und neben dem Preisgeld gab es die Trainingseinheit als besonderes Highlight. Das lässt sich auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger nicht entgehen und schaut gespannt zu, wie Michael Jung sein Wissen an den Reitnachwuchs weitergibt.

"Den Anfang nicht verschlafen", "Er landet zu früh", "Rechts stellen damit der Hals gerade ist" – Jung korrigiert und vergisst dabei aber auch das Loben nicht. "Das war schon deutlich besser", "Sehr gut gemacht". Im Nachhinein sagt er: "Ich hoffe es hat allen Spaß gemacht. Ich bin dann schon auch mal streng, aber es soll ja für alle einen Mehrwert haben. Mit dieser Aktion will ich ein bisschen etwas zurück geben." Zum fünften Mal findet die Veranstaltung auf dem Areal von Jung statt.

Joachim Jung erklärt die Kriterien

Auch Joachim Jung ist aufmerksamer Beobachter. Seinem Sohn und ihm ist eine vielseitige Ausbildung wichtig – genau so wie das "stilistische Reiten". "Springen ist immer am Interessantesten, aber die dressurmäßige Arbeit ist die Basis. Je besser man sein Pferd im Griff hat, desto einfacher gehen die Sprünge", erklärt Jung. Schwierig zu trainieren sei der Geländeritt, da dafür oft die passenden Bedingungen fehlen. Und was macht einen guten stilistischen Ritt aus? Auch das erklärt Joachim Jung ausführlich: "Es gibt drei Kriterien. Das Tempo sollte ruhig und gleichmäßig sein. Der Weg hin zu den Sprüngen ist ebenfalls wichtig. Man sollte gerade anreiten. Und zu guter letzt der Stil.: Das Pferd muss in die richtige Absprungposition gebracht werden, der Reiter sollte den richtigen Sitz haben."

Die vier Gewinnerinnen geben sich alle Mühe. Eine der Teilnehmerinnen verschluckt sogar eine Fliege, reitet aber unbeirrt weiter. Und wenn das Pferd dann mal bockig ist, gibt es Tipps von Jung, die die Mädchen so schnell vermutlich nicht vergessen werden – was für den gesamten Mittag gilt.

Vaterrolle erfüllt Michael Jung

Nach der Einheit bietet sich noch die Gelegenheit mit Jung – der zuletzt in Lexington (USA) und Marbach gewonnen hat – zu sprechen. Über seine jüngsten Erfolge sagt er: "Das war natürlich klasse. In Marbach hatten wir schlussendlich echt Glück mit dem Wetter, meistens ist es kein gutes Zeichen, wenn man mit dem Traktor in die Wiese gezogen wird." Dabei hat gerade der Sieg in Kentucky geholfen, die Olympia-Enttäuschung ein Stück weit zu verdrängen: "Man denkt immer wieder zurück, da man auch wenig dafür konnte. Da helfen solche Siege und die grundsätzliche Entwicklung natürlich."

Und Jung hat schon neue Ziele, dieses Jahr stehen Weltmeisterschaften an und auch Olympia in Paris hat er im Kopf. Bei Misserfolgen hilft ihm seine Vaterrolle, schneller wieder ruhig zu werden. "Ich kann besser abschalten. Natürlich will man auch erfolgreich sein, um seinen Sohn stolz zu machen. Aber auch wenn es nicht so läuft, man heimkommt und das Lachen von ihm sieht, vergisst man alles andere."